Super Bowl Die amerikanischste Show der Welt

Meinung | Glendale · An diesem Sonntag zelebrieren die USA wieder den Super Bowl, das Finale der Football-Liga NFL. In Wahrheit feiert das Land vor allem sich selbst. Das ist so bombastisch wie irritierend.

Super Bowl 2024: Was Sie bisher nicht zum NFL-Finale wussten
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Verrückte Fakten zum Super Bowl 2024

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Foto: AP/Matt York

Beim DFB-Pokal-Finale, einer Art ganz kleiner entfernten Verwandten des Super Bowl aus Germany, gibt es einen kurzen Moment des verhuschten Patriotismus. Die deutsche Hymne wird gespielt, offizielle Funktionsträger in dunklen Anzügen stehen stocksteif auf der Tribüne und bewegen die Lippen. Nach ein paar Minuten ist alles vorbei, und es geht um den Sport.

In den USA ist die Verbindung zwischen Nationalsportart und Vaterlandsliebe keine Pflichtübung, sondern absolut zwingend. Auch vor Ligaspielen schmettern Zuschauer und Sportler völlig selbstverständlich die Hymne, das Feiern der Athleten und ihrer Leistung wird automatisch mit dem Feiern des amerikanischen Spirits verbunden. Weil der Super Bowl, das Finale der Football-Liga NFL, aber tausend mal größer ist als ein normales Ligaspiel, gerät auch das Feiern des Amerikanischseins tausend mal größer.

Mehr als 100 Millionen US-Bürger werden das Spiel am Sonntag zwischen den New England Patriots und den Seattle Seahawks in Phoenix, Arizona, sehen, weltweit werden es bis zu einer Milliarde sein. In Deutschland überträgt Sat.1 ab 23.15 Uhr, im vergangenen Jahr schlugen sich immerhin 1,4 Millionen Deutsche die Nacht von Sonntag auf Montag um die Ohren. Es ist wohl keine allzu kühne Annahme, dass darunter nicht nur glühende Football-Fans waren, sondern auch Menschen, die sich einfach diesem Spektakel hingeben wollen, der maximalen Zelebrierung des Patriotismus und des Kommerzes.

Werbung für die Werbung

Denn der ist neben der Vaterlandsliebe die zweite große Säule dieses absurd überhöhten Sportereignisses. Ein 30-sekündiger Werbespot während es Super Bowl kostet 4,5 Millionen Dollar. Schon Wochen vor dem eigentlichen Event machen große Unternehmen mit kleinen Spots Werbung für ihre Super-Bowl-Werbung. Es gibt sogar eine Studie, die besagt, dass etwa 50 Prozent der Zuschauer das Spiel nur wegen der Werbe-Filme sehen, die angesichts des gigantischen Publikums mit maximalem Aufwand produziert werden. Sind die Spots gelungen, so wie Volkswagens Clip mit einem kindlichen Darth Vader, der scheinbar Papas Auto durch Zauberkraft zum Anspringen bringt, ist der Imagegewinn gewaltig. In diesem Jahr geht unter anderem die unvermeidliche Kim Kardashian auf Sendung, die für T-Mobile ihren Selbstdarstellungswahn persifliert. Das Unterwäsche-Label Victoria's Secret lässt die derzeit bestbezahlten Models im Football-Dress gegeneinander antreten.

Das sind die Werbespots
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Foto: Screenshot Youtube

Der Super Bowl ist auch eine Demonstration der amerikanischen Vorherrschaft im Showbusiness, denn er bekommt sie alle. Michael Jackson und Whitney Houston waren schon da, U2, Beyoncé, Madonna. In diesem Jahr treten Katy Perry und Lenny Kravitz in der Halbzeitpause auf. Die Nationalhymne singt die in den USA populäre Musicaldarstellerin Idina Menzel. Zehntausende im Stadion und Millionen vor den Fernsehern werden die Hand auf die Brust legen und lauthals mitsingen. Traditionell wird auch zu amerikanischen Soldaten in Krisengebieten geschaltet, um ihnen noch mal dafür zu danken, dass sie die Freiheit des großartigsten Landes der Welt verteidigen.

Die besten Instagram-Bilder zum Super Bowl 2015
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Foto: Screenshot Instagram

Man kann das alles amüsant finden, aber auch leicht beängstigend. Am Ende ist der Super Bowl nichts anderes als ein Football-Spiel. Für die Amerikaner aber ist er die Selbstvergewisserung der eigenen Größe und Überlegenheit.

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