Rob Zepp startet mit 33 durch "Mein Daddy spielt in der NHL"

Im Sommer packte Eishockey-Goalie Rob Zepp in Berlin seine Sachen. Der deutsche Nationaltorhüter wollte es noch einmal wissen und seine Chance in der NHL suchen. Mit 33 Jahren hat er nun tatsächlich seine ersten Partien absolviert. Im Top-Kader zu bleiben, ist aber schwer.

 Rob Zepp absolviert mit 33 Jahren seine Debüt-Saison in der NHL.

Rob Zepp absolviert mit 33 Jahren seine Debüt-Saison in der NHL.

Foto: dpa, zeus nic

Voller Stolz sprach die beinahe dreijährige Tochter von Nationaltorhüter Rob Zepp einfach fremde Leute an. Das kleine Mädchen wollte unbedingt mal loswerden, dass ihr Vater bei den Philadelphia Flyers in der stärksten Eishockey-Liga der Welt zum Einsatz kommt. ""Mein Daddy spielt in der NHL", hat sie herumerzählt", berichtete der 33-jährige Zepp von einem Familienausflug zur Show Disney+ on Ice. "Ich bin mir nicht sicher, ob sie sie verstanden haben. Aber meine Frau und ich fanden es lustig."

Der langjährige Profi der Eisbären Berlin ist glücklich darüber, dass sein Töchterchen so etwas tatsächlich ausplaudern kann. Sein Ziel erreicht hat er aber noch nicht. Bislang holten ihn die Flyers nur als Aushilfs-Goalie aus der zweitklassigen AHL in den Top-Kader. Das Verletzungspech von Stammtorhüter Steve Mason wurde zum wiederholten Mal sein Glück. "Ich will noch mehr erreichen. Ich will mich als Vollzeitprofi in der NHL etablieren", sagte Zepp.

Der gebürtige Kanadier bekommt allerdings zu spüren, wie schwer es ist, sich in der NHL durchzuboxen. Am Montag erlebte er in seiner insgesamt sechsten Partie beim 4:7 bei den New York Islanders eine bittere Pleite. Coach Craig Berube gab ihm zwar zunächst den Vorzug, im zweiten Drittel musste Zepp aber für die etatmäßige Nummer zwei, Ray Emery, das Eis verlassen. Von 20 Schüssen flogen vier an ihm vorbei ins Netz. Mehr als drei Tore hatte er zuvor nicht bekommen.

Schon nächste Woche könnte Zepps Zeit in der NHL und bei einem der schwächeren Teams der Eastern Conference erst einmal wieder vorbei sein. "Im Moment weiß ich nicht, was der Plan ist", behauptete der 33-Jährige. Nicht wenige bezweifelten generell, ob seine Qualitäten ausreichen. So musste sich Bundestrainer Pat Cortina bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr dafür kritisieren lassen, dass er - trotz Patzer und wenig glänzender Auftritte - an Zepp festhielt.

Zepp ergriff seine womöglich letzte Chance auf den großen Traum. Im vergangenen Sommer verließ er Berlin nach sieben Jahren mit fünf Titeln. Schon vor den Trainingscamps arbeitete er mit dem Torwart-Trainer der Flyers, um sich an die kleinere Eisfläche in Nordamerika zu gewöhnen. Seine Position im Tor passte er an die schnellere Spielweise an.

Als Torhüter Nummer drei lief er dann für das Farmteam Lehigh Valley Phantoms auf. Mit seiner Familie ließ er sich in einem gemieteten Haus im US-Bundesstaat Pennsylvania etwa auf halbem Weg zwischen Philadelphia und Allentown nieder, wo die Phantoms zu Hause sind.

Drei Tage vor Weihnachten hatte er beim 4:3 nach Verlängerung über Winnipeg seinen ersten großen Auftritt - und was für einen: Zepp ist nun der älteste Goalie mit einem siegreichen NHL-Debüt seit 1926. "Gleich einen Sieg im ersten Spiel zu holen, das kann man nicht wiederholen. Das war mein bislang bester NHL-Moment", meinte er.

Überhaupt sei es fantastisch, gegen die "Besten der Besten" zu spielen, fasste Zepp seine Eindrücke zusammen. "Alles passiert schneller als in der DEL", schilderte er. "Es ist viel los vor dem Tor. Und wenn du einen Fehler machst, wird er sofort bestraft."

Berube lobte seinen Spieler mit der Nummer 72 als harten Arbeiter. Er schätze die Energie, die er in das Spiel einbringe. Zwischenzeitlich wurden Rufe von Fans laut, die den Kanadier mit deutschem Pass anstelle von Emery forderten. Zepp selbst will den Coach weiter von sich überzeugen: "Mein Ziel ist, allen zu zeigen, dass ich hier die ganze Zeit hingehöre. Wenn ich das geschafft habe, kann ich zum nächsten Ziel übergehen."

(dpa)
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