Eishockey in der NHL Draisaitl verliert die Nerven bei 0:7-Pleite mit Edmonton

San José · Bitterer Rückschlag für Leon Draisaitl: Der deutsche Eishockey-Nationalspieler hat in der ersten Play-off-Runde der nordamerikanischen Profiliga NHL mit den Edmonton Oilers eine Lehrstunde bekommen.

 Leon Draisaitl (re.) im Spiel gegen die Sharks.

Leon Draisaitl (re.) im Spiel gegen die Sharks.

Foto: rtr, jh gma

Nach dem fünften Gegentreffer sieht Leon Draisaitl rot. Frustriert vom Spiel und der eigenen Torungefährlichkeit sticht er böswillig mit dem Schläger zwischen die Beine seines Gegenspielers Chris Tierney, der gekrümmt vor Schmerzen zu Boden geht. Draisaitl dreht ab und will weiterspielen — aber er darf nicht mehr.

Die Schiedsrichter verhängen gegen den deutschen Eishockey-Nationalspieler wegen Stockstichs eine Spieldauerstrafe. Sein Team, die Edmonton Oilers, muss gegen die San Jose Sharks zusätzliche fünf Minuten in Unterzahl spielen und kassiert den sechsten Gegentreffer. Am Ende heißt es 0:7 aus Sicht der Oilers, die in der ersten Play-off-Runde der nordamerikanischen Profiliga NHL den 2:2-Ausgleich hinnehmen müssen. Und reichlich Lehrgeld zahlen — allen voran Draisaitl.

Der Center muss reichlich Kritik einstecken

Dem 21-Jährigen droht eine Geldstrafe und möglicherweise auch eine Sperre für das fünfte Spiel in der Nacht zu Freitag. Sein bisher tadelloses Image ist durch die fiese Aktion so oder so angekratzt. Das Foul sei ein "hässliches Spiel" gewesen, urteilte Sharks-Trainer Peter DeBoer, und auch Oilers-Coach Todd McLellan fasste seinen Stürmer nicht gerade mit Samthandschuhen an: "Das ist frustrierend für ihn und frustrierend für uns. Das war unnötig, aber wir werden es in Ordnung bringen."

Draisaitl, der in der gesamten Hauptrunde nur 20 Minuten auf der Strafbank verbüßen musste, schlich mit hängendem Kopf in die Kabine. Begleitet wurde er von wütenden und höhnischen Kommentaren der Sharks-Fans. Auch im Internet musste sich der Center reichlich Kritik gefallen lassen.

Stockstiche in die Leistengegend, in Nordamerika auch "dirty sticks" genannt, sind im Eishockey besonders verpönt. Auch Superstar Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) fiel in der Vergangenheit immer mal wieder mit dieser Art von Foul auf, zuletzt im März gegen Ryan O'Reilly von den Buffalo Sabres.

Seinem eigentlichen Job kam Draisaitl dagegen erneut nicht nach. Hatte der Stürmer in der regulären Spielzeit noch 77 Scorerpunkte erzielt und damit einen Rekord für einen deutschen NHL-Spieler aufgestellt, blieb er auch im vierten Play-off-Spiel ohne Tor oder Assist. Selbst ein Platz in der Sturmreihe mit Starspieler Connor McDavid ist ihm nicht mehr sicher.

Dabei wollte Draisaitl bei der ersten Play-off-Teilnahme des fünfmaligen Stanley-Cup-Siegers seit elf Jahren an die glorreichen Zeiten von Wayne Gretzky und Co. anknüpfen. Die starke Vorrunde mit erfrischendem Angriffshockey sorgte auch für eine riesige Euphorie in Edmonton, und nicht nur für Bundestrainer Marco Sturm sind die Oilers "ein Geheimfavorit".

Doch jetzt stellt sich die Frage: Wie geht das junge Team mit der 0:7-Klatsche um? "Das war eine schlimme Nacht", sagte McDavid: "Das war nicht unser Spiel, nicht unser Team." Der mit 100 Punkten beste NHL-Scorer der Hauptrunde enttäuschte sportlich genau wie Draisaitl — nur hatte er sich besser im Griff.

Kühnhackl-Tor reicht Pittsburgh nicht

Die Pittsburgh Penguins mit Nationalspieler Tom Kühnhackl haben indes einen glatten Durchmarsch ins Conference-Halbfinale verpasst. Nach drei Siegen in den ersten drei Duellen gegen die Columbus Blue Jackets musste sich der viermalige Stanley-Cup-Gewinner in der Nacht zu Mittwoch mit 4:5 geschlagen geben. Kühnhackl erzielte mit seinem fünften Saisontreffer das zwischenzeitliche 3:4.

"Sie waren besser, sie haben den Sieg verdient. Wir hatten nicht die notwendige Leidenschaft, um das Spiel zu gewinnen", kritisierte Penguins-Kapitän Sidney Crosby.

(jado/sid)
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