Kolumne Gegenpressing Verbringt mehr Zeit beim Amateursport!

Die Champions League setzt lieber auf Masse statt Klasse. Der Wettbewerb ist total verwässert und wird es noch viel mehr. Dabei gibt es schon jetzt ein paar Alternativen.

RP-Redakteur Gianni Costa.

RP-Redakteur Gianni Costa.

Foto: Phil Ninh

In dieser Woche war wieder großer Fußball-Zirkus. In der Champions League gab es Ergebnisse wie in der Kreisklasse. 7:0, 6:0, 5:0 - der Wettbewerb ist so verwässert, dass in dieser frühen Phase die Machtverhältnisse überdeutlich werden. Selbst an einem sehr, sehr, sehr guten Tag würde es Rostow nicht schaffen, gegen den FC Bayern zu gewinnen. Und auch Legia Warschau war gegen Borussia Dortmund noch gut bedient mit der 0:6-Klatsche. Ja, es kommen auch noch ein paar andere Begegnungen, die mehr Ausgewogenheit versprechen. Spannender wird die sogenannte Königsklasse dadurch allerdings keineswegs.

Wie auch? Es geht nur noch um Masse statt Klasse. Früher vertrat der nationale Meister auf internationaler Bühne sein Land. England, Spanien und Deutschland alleine stellen mittlerweile drei Teams, ein viertes kann sich qualifizieren. Künftig sollen die Premier League, die Primera Division und die Bundesliga sogar vier garantierte Startplätze bekommen. Ein gleichgroßes Kontingent hat sich allerdings auch die italienische Serie-A erhandelt. Die hatten bislang zwei Vertreter sicher. Offenbar hat man gute Argumente für eine Verdopplung. Unter sportlichen Gesichtspunkten ist diese Entscheidung jedenfalls nicht zu erklären. Gut möglich, dass sich aus wirtschaftlichen Gründen auch Monaco und Liechtenstein demnächst um vier feste Plätze für die Champions League bewerben. Sehr sicher ist, dass weiter und weiter aufgestockt wird.

Der Wettbewerb ist schon längst total verwässert. Und es gibt keine Aussicht auf schnelle Besserung. Die Reichen werden immer reicher und dominieren die Branche nach Belieben. Real Madrid, der FC Bayern München und der FC Barcelona sind der Konkurrenz längst enteilt. Dahinter sind die von Scheichs und Oligarchen aufgerüsteten Klubs von der Insel in Lauerstellung. Es ist schon ein Irrwitz, wie wenig die Engländer aus ihren finanziellen Mitteln in der Vergangenheit gemacht haben. Sie waren vor allem gigantische Geldvernichtungsmaschinen.

Wie geht es weiter? Es geht weiter - solange die Zuschauerzahlen stimmen, die Einschaltquoten hoch sind und sich die Unternehmen drängeln, einer unter vielen auf irgendeiner Bande zu sein. Es gibt nicht einmal kleine Anzeichen, dass hierzulande der Markt ausgereizt ist. Die Bratwurst könnte noch ein paar Euro teurer werden, das Trikot sowieso und die Eintrittskarten auch. Im Fernsehen gibt es Fußball an jedem Tag und zu fast jeder Uhrzeit.

Sie sind mit der Entwicklung unzufrieden? Dann ändern Sie etwas daran. Seien Sie doch mal total verrückt und suchen sich eine Alternative. Die ist näher, als man denkt: der Amateursport. Schauen Sie sich eine Partie ihres Klubs in der Nachbarschaft an. Da gibt es bestimmt auch ganz leckere Würstchen. Eine Zeitlupe braucht man nicht, weil alles sowieso etwas langsamer ist.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort