Mönchengladbach Verspielt Mönchengladbach Europa?

Mönchengladbach · Borussia verlor ihre Partie in Frankfurt nicht durch Pech oder schlechtere Chancenverwertung, sondern aufgrund mangelnden Einsatzes. In der heißen Phase der Saison können solche Auftritte am Ende teuer werden.

Max Eberl versuchte sofort, den Schaden zu begrenzen. "Man darf jetzt aus diesem Spiel keine Tendenzen ableiten", sagte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach nach der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft bei Eintracht Frankfurt. Prinzipiell hat Eberl recht: Genau wie die beiden Siege in Folge zuvor gegen Dortmund und Berlin keinen Höhenflug darstellten, war die Niederlage in Hessen kein Weltuntergang.

Das Bedenkliche an der Niederlage war jedoch, dass der Einsatz nicht genügte. Selbst in der langen Serie ohne Sieg zu Beginn der Rückrunde waren es oft Unsicherheit oder die Chancenverwertung, an denen die Borussen letztlich scheiterten. In der Frankfurter Arena jedoch hatten sich die Gladbacher die Niederlage ganz allein zuzuschreiben: Es fehlte der Wille, es mangelte an Leidenschaft und vor allem an Konzentration. Stürmer Max Kruse brachte es auf den Punkt, indem er sagte: "Jeder von uns war etwas zu behäbig."

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Foto: RPO

Trainer Lucien Favre formulierte es etwas diplomatischer, als er meinte, die Frische habe gefehlt. Angesichts der Tatsache, dass Borussia sich in dieser Saison einzig auf die Bundesliga konzentrieren musste – im Gegensatz zu Gegner Frankfurt, der insgesamt zehn Europapokal-Spiele absolvierte – eine schwierige Erklärung. Die Hessen agierten spielerisch zwar nicht besser als die Borussen. Doch sie verdienten sich den Sieg, weil sie mehr in die Partie investierten. "Mehr als ein Punkt wäre heute nicht drin gewesen", sah auch Favre. "Die Niederlage war verdient."

Natürlich war die Qualifikation zum internationalen Geschäft vor der Saison kein deutlich ausformuliertes Ziel. Aber zwischenzeitlich lag selbst Platz vier, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt, auf dem Silbertablett. Die Konkurrenz im oberen Tabellendrittel, allen voran Bayer Leverkusen, patzte zuletzt nach Belieben. Um so fahrlässiger sind Leistungen wie die der Gladbacher am Mittwochabend. Der Europapokal ist, anders als es viele der Anhänger inzwischen sehen, kein Pflichtprogramm. Aber wenn der "süße Honig", wie Eberl immer so gerne sagt, schon von oben heruntertropft, muss man seinen Mund ja nicht auch noch wegdrehen.

Wohin zu viele solcher Ausrutscher wie die Niederlage in Frankfurt führen könnten, zeigt ein Blick auf die vergangene Saison. Im Frühjahr 2013 spielte Borussia lange um einen Platz im internationalen Geschäft mit, agierte zu Hause zufriedenstellend, verbaute sich die Qualifikation jedoch mit haarsträubend unmotivierten Auftritten in Freiburg (0:2), Stuttgart (0:2) und Wolfsburg (1:3) in der Fremde. Ein Muster, das sich nicht wiederholen sollte: In den verbleibenden sieben Saisonspielen muss Borussia noch viermal auswärts antreten.

Immerhin – in Frankfurt sah Lucien Favre nach der Halbzeitpause einen Aufwärtstrend. Der Trainer wechselte früh, stellte in der Schlussphase sogar auf eine Dreierkette in der Abwehr um. Er wollte den Ausgleich unbedingt. Die Rückrundenbilanz in dieser Hinsicht dürfte ihm jedoch zu denken geben. In zehn Spielen seit der Winterpause gelang erst ein Treffer nach der Pause – Peniel Mlapas 1:2 in Hannover. In den anderen Spielen fehlten bei Rückständen die Mittel und ein wenig das Glück, um noch zum Torerfolg zu kommen. Oder die Mannschaft versuchte es gar nicht erst, sondern verwaltete, wie gegen Hertha BSC Berlin, lieber eine Führung.

Angesichts der Englischen Woche kann Borussia schon ein paar Tage nach der Niederlage eine Antwort geben – am Sonntag gegen den abstiegsbedrohten HSV. Sollte die Mannschaft ernsthafte Ambitionen haben, in der kommenden Saison wieder in Europa anzutreten, sollte sie das auch dringend tun.

(RP)
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