Neu-Delhi/Düsseldorf Vettel zeigt sich gerüstet für die große WM-Feier

Neu-Delhi/Düsseldorf · Beim Großen Preis von Indien kann der Red-Bull-Fahrer seinen vierten Titelgewinn perfekt machen. Im Training lief es schon wieder gut.

Morgen gegen 12 Uhr MEZ wird es wohl so weit sein. Sebastian Vettel fährt beim Großen Preis von Indien in Neu-Delhi (Start: 10.30 Uhr/RTL) über die Ziellinie. Wenig später steigt er aus seinem Red Bull. Er lässt sich feiern, dann als viermaliger Weltmeister. "Wir greifen immer so viel an, wie wir können. Es steckt in der DNA des Teams", beschrieb der 26-Jährige kürzlich die Strategie. Taktieren muss Vettel längst nicht mehr.

100 Punkte kann ein Fahrer in den noch anstehenden vier Rennen maximal holen. 90 Zähler Rückstand hat Fernando Alonso, der nur noch in der Theorie als Rivale zu bezeichnen ist. Kommt Vettel vor dem Spanier ins Ziel, ist er Weltmeister. Wird der Heppenheimer mindestens Fünfter, hat er es auch geschafft. Holt er keinen Punkt, müsste Alonso mindestens Zweiter werden, um die Vettel-Feier hinauszuzögern. Angesichts der Leistungsfähigkeit von Ferrari keine einfache Aufgabe.

Im Training fuhr Vettel gleich zweimal Bestzeit vor seinem Teamkollegen Mark Webber, Alonso war deutlich geschlagen Fünfter. "Wir hatten schon schlechtere Freitage", sagte der WM-Führende, dessen Erfolge nicht überall auf Anerkennung stoßen. "Wir fahren nicht gegen Vettel, sondern gegen Adrian Newey", ätzte unlängst Alonso. Der 54-jährige Aerodynamik-Guru entwirft seit 2006 die Autos von Red Bull. Er hat einen großen Anteil an der Dominanz des Teams, das seit 2005 mit dem Geld des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz in der Königsklasse fährt.

"Das Schöne an der Formel 1 ist der Kampf Mensch gegen Mensch und Maschine gegen Maschine", sagte der Brite vor Saisonbeginn im Fachmagazin "Auto, Motor und Sport". Kein Wunder, dass die Red-Bull-Konkurrenten neidvoll schauen und darauf hoffen, dass sich die Hierarchie im nächsten Jahr mit der Einführung der neuen Turbomotoren verändert. Die Kritik, Vettel sei nur so erfolgreich, weil sein Auto so überlegen ist, greift zu kurz. Dies zeigt auch die Bilanz von Mark Webber. Der Australier galt als kommender Weltmeister, bevor Vettel ins Team kam (2009). Die Entwicklung ist bekannt.

Der Champion gehört zu den aktuell besten Fahrern und ist deshalb auch in der Lage, in einem sehr guten Auto zu dominieren. Die zurückliegenden fünf Rennen gewann Vettel, der bei BMW als Test- und Freitagsfahrer in die Formel 1 hineinschnupperte, bei Toro Rosso weitere Grand-Prix-Erfahrung sammelte und seine schon in den Nachwuchsklassen gezeigten Fähigkeiten bei Red Bull optimal nutzte. Designer Newey lobt das Technikverständnis des Heppenheimers, Teamchef Chris Horner die Entschlossenheit, Hingabe und Gier nach Erfolg, und Team-Berater Helmut Marko ergänzt: "Er kriecht in jedes Detail und findet immer noch etwas, das er perfektionieren kann."

Vettel ist schon jetzt einer der Großen in der Geschichte der Formel 1 (seit 1950). Er steht in einer Reihe mit Juan Manuel Fangio, Jim Clark, Ayrton Senna, Alain Prost, Niki Lauda, Jackie Stewart oder Michael Schumacher. Die Frage nach dem Besten lässt sich eh nicht beantworten. Wohl aber die nach dem Erfolgreichsten. Und das ist – noch – Michael Schumacher.

"Talent und das richtige Umfeld" nannte Vettel als Bedingungen, um sich in der Königsklasse behaupten zu können. Beides hat er momentan.

(RP)
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