London/Köln Wembley-Held Mertesacker setzt sich für Wenger ein

London/Köln · Als Per Mertesacker aus den Händen von Prinz William den FA Cup empfing, war nicht nur seine eigene Leidenszeit vorbei. Der gesamte FC Arsenal atmete auf. Eine verkorkste Saison endete mit dem 13. Pokaltitel. Wohin die Reise für den Verein und Teammanager Arsène Wenger geht, ist dennoch ungewiss. "Vor zwei Wochen war ich schon im Urlaub. Ich habe nicht mehr daran geglaubt zu spielen. Ich habe keinen Druck gespürt nach einem Jahr an der Seitenlinie. Aber ich habe es noch drauf", sagte Mertesacker nach dem 2:1 (1:0)-Sieg gegen den Meister FC Chelsea. Neben den Torschützen Alexis Sanchez (4.) und Aaron Ramsey (79.) war der Hannoveraner der X-Faktor im Spiel.

Mit seiner Erfahrung und dem fehlerlosen Stellungsspiel trieb der 32-Jährige die Angreifer zur Verzweiflung und verzückte die Kritiker. Daran änderte auch der zwischenzeitliche Ausgleich von Chelseas Diego Costa (77.) nichts; Mertesacker fälschte den Schuss unglücklich ab. "Ich will jede Woche auf diesem Niveau spielen. Keine Ahnung, ob ich das noch kann. Aber je öfter mich die Leute abschreiben, desto stärker werde ich", sagte der Ex-Nationalspieler.

Ein Knorpelschaden im Knie war es, der ihn fast die gesamte Saison zum Zuschauen verdammt hatte. Erst im letzten Premier-League-Spiel gegen den FC Everton (3:1) absolvierte er seinen ersten Pflichtspieleinsatz, im Pokalfinale folgte nach 392 Tagen der Sprung ins kalte Wasser beim Startelf-Comeback. Das Experiment gelang und Wenger sparte nicht mit Lob: "Was er heute geleistet hat, ist die Folge seiner unglaublichen Arbeitseinstellung, die er jeden Tag beweist, auch wenn er bis zum Everton-Spiel nicht berücksichtigt worden war."

Nach dem Finale machte sich Mertesacker für den in der Öffentlichkeit angezählten Wenger stark. "Wir haben ihn stark unterstützt und er uns auch, indem er uns vertraut. Diese Leistung war ein Statement", sagte er. Nach Platz fünf in der Liga hatte Arsenal zum ersten Mal in 20 Jahren unter Wenger die Champions League verpasst. Die Rufe nach einem Trainerwechsel wurden laut. Ob sie durch den Pokalsieg verstummen, bleibt offen. Am Dienstag werde es ein Vorstandsmeeting geben, eine Entscheidung könnte Mittwoch oder Donnerstag folgen. An Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mangelt es Wenger nicht. "Du kannst nicht 35 Jahre auf Spitzenniveau durchhalten, wenn du nicht der Meinung bist, der richtige Mann für den Job zu sein." Eine Meinung, die jedoch auch der Vorstand teilen muss.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort