Französischer Verband stellt sich quer Savchenko/Massot starten künftig für Deutschland

Chemnitz · Die Paarläufer Aljona Savchenko/Bruno Massot werden künftig für Deutschland starten. Der Franzose hat sich zu einem Wechsel nach Chemnitz entschlossen. Allerdings droht Ärger mit dem französischen Verband.

 Bruno Massot startet gemeinsam mit Aljona Savchenko für Deutschland.

Bruno Massot startet gemeinsam mit Aljona Savchenko für Deutschland.

Foto: afp, kn/FL

Für Aljona Savchenko ist es der letzte Anlauf zum ersehnten Olympia-Gold, für die Deutsche Eislauf-Union (DEU) ein Geschenk: Die Paarlauf-Weltmeisterin aus Chemnitz wird mit ihrem neuen Partner Bruno Massot künftig für Deutschland starten - auch wenn noch Ungemach aus dessen Heimat Frankreich droht. DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf bestätigte dem SID am Montag entsprechende Berichte.

Die Entscheidung für die DEU war auch eine gegen Frankreich. Der französische Verband will seinen Läufer nicht freigeben, damit würde sich die für einen Verbandswechsel übliche Sperre von einem auf zwei Jahre ausweiten. Verhindern können die Franzosen den Wechsel jedoch nicht.

Verbandspräsident Didier Gailhaguet sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP: "Wir werden hierfür keine Erlaubnis erteilen. Das weiß Bruno sehr genau. Wir haben viel in ihn investiert. Es ist aber erlaubt, an die Möglichkeit zu denken, dass Savchenko für Frankreich laufen könnte."

Dies ist jedoch nicht der Wunsch der gebürtigen Ukrainerin, die zuletzt elf Jahre lang mit Robin Szolkowy große Erfolge gefeiert hatte. "Wir sind uns einig, dass es in Chemnitz die besten Bedingungen für unsere Ziele gibt", sagte Savchenko der Freie Presse (Chemnitz). Massot hat dort auch schon einen Wohnsitz. Der Bild sagte Savchenko: "Es musste ja langsam mal vorwärts gehen. Ich bin froh, dass die Sache nun klar ist." Massots Finanzierung will die DEU nun regeln.

Ungeachtet der Haltung seines Heimatverbandes hat Massot die Erklärung, künftig für die DEU starten zu wollen, unterschrieben. Dönsdorf ist optimistisch, sich mit dem französischen Verband zu einigen: "Wir haben bislang alle Dinge gut geregelt." Eine Art "Ablöse" wird die DEU aber nicht zahlen. "Das können wir nicht, das ist auch nicht üblich", sagte Dönsdorf dem SID.

Dönsdorf weiß, warum er kämpft, denn er sieht sein neues Paar als "einen Medaillenkandidaten für Olympia". Aber er kennt auch die anderen Vorteile: "Sie sind direkt im Fokus, damit bleibt der Eiskunstlauf im Gespräch, das ist wichtig für den Verband."

Massot wird sich nun um die deutsche Staatsbürgerschaft bemühen. In drei Jahren könnte er seinen neuen Pass bekommen. Rechtzeitig für Savchenko, um bei den Winterspielen in Pyeongchang/Südkorea ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. "Ich will Olympia-Gold 2018, und das werde ich mit Bruno schaffen", sagt Savchenko. Für Starts bei EM und WM ist der deutsche Pass für Massot nicht erforderlich, da Savchenko seit Ende 2005 über einen solchen verfügt - ein deutscher Pass reicht in diesen Fällen.

Für die 30-Jährige ist Massot der vierte Partner nach Dimitri Bojenko, Stanislaw Morossow und eben Robin Szolkowy. Mit diesem gewann sie neben fünf WM- und vier EM-Titeln auch 2010 und 2014 Olympiabronze, alles unter der Ägide von Ingo Steuer. Dieser soll auch das neue Paar Savchenko/Massot trainieren, nicht geregelt ist jedoch die Finanzierung.

Der Coach darf wegen seiner früheren Tätigkeit als inoffizieller Stasi-Mitarbeiter von der DEU nicht bezahlt werden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat dem Bundesinnenministerium (BMI) eine positive Empfehlung überreicht. Sollte das BMI dem entsprechen, könnte der Trainer mit öffentlichen Geldern bezahlt werden. "Das ist noch ein laufendes Verfahren", sagte Dönsdorf. Bis zur Entscheidung wird Steuer zumindest teilweise von seinen Läufern oder Sponsoren finanziert.

Savchenko/Massot wollen allerdings künftig in einem großen Team mit mehreren Trainern arbeiten. "Ingo Steuer ist zweifelsohne der beste Trainer in Deutschland. Wir möchten aber gern in einem großen Team mit mehreren Trainern arbeiten und würden uns freuen, wenn Ingo Steuer dabei ist", sagte Savchenko der Freien Presse.

(sid)
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