Bob-Ikone nicht mehr Bundestrainer Mit Langens Abgang endet eine Ära

Nach sechs Jahren als Chef-Bundestrainer verlässt die Eiskanal-Ikone Christoph Langen den Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD). Dies bestätigte BSD-Generalsekretär und -Sportdirektor Thomas Schwab am Dienstagabend. Nachfolger des 54 Jahre alten Olympiasiegers soll Rene Spies (43) werden, der bislang als Bundestrainer an Langens Seite arbeitete.

 Christoph Langen ist nicht länger Bundestrainer der deutschen Bob-Piloten.

Christoph Langen ist nicht länger Bundestrainer der deutschen Bob-Piloten.

Foto: dpa, tha kno hpl

"Die Entscheidung hat sich schon einige Zeit abgezeichnet. Wir gehen aber keineswegs im Bösen auseinander", sagte Schwab: "Wir haben in Rene Spies einen designierten Nachfolger ausgewählt, das muss aber noch abgesegnet werden." Das Erbe des als Piloten und Trainers immens erfolgreichen Langen werde für Spies "keine leichte Aufgabe", so Schwab.

Langens Zukunft wird wahrscheinlich in der Schweiz liegen, dort soll er einen Posten als Nachwuchstrainer antreten. Die abgelaufene Saison wird derzeit bei der Trainerratssitzung des BSD analysiert und bewertet. "Und da ist Christoph Langen noch mit eingebunden", sagte Schwab.

Als Pilot war der akribische Tüftler und Perfektionist Langen einer der erfolgreichsten Athleten der Bob-Geschichte. 1998 in Nagano holte er Olympia-Gold im Vierer, vier Jahre später in Salt Lake City im Alter von 39 Jahren Gold im Zweier, hinzu kamen sieben Weltmeister-Titel. Als Trainer stand er für Höhen - zuletzt mit dreimal Gold und zweimal Silber bei der WM im Februar in Igls. Aber auch für Tiefen.

Das Olympia-Debakel 2014 in Sotschi, als die technisch unterlegenen Schlitten ohne Medaille blieben, nagte schwer an Langen. Vor allem die jahrelangen Querelen bei der Zusammenarbeit mit der staatlich geförderten Materialschmiede FES belasteten Langens Amtszeit. Der streitbare Unterhachinger äußerte offen seinen Frust, wurde selbst kritisiert - sein Abschied dürfte auch eine Spätfolge jener Auseinandersetzungen sein.

Langen lief immer auf vollen Kesseln, der Stress in seiner Verbandsposition soll sich auch auf seine Gesundheit niedergeschlagen haben. Und gewarnt ist er in dieser Hinsicht bereits seit mehr als einem Jahrzehnt: Im Herbst 2004 erlitt er einen Herzinfarkt - nach zwei Achillessehnenrissen und einer weiteren schweren Fußverletzung beendete der vierte schwere Rückschlag schließlich seine Karriere.

Für Nachfolger Spies sind es große Fußstapfen, in die er zu treten hat. Als Pilot war er ungleich erfolgloser als sein bisheriger Chef Langen, 2001 holte er im Zweier immerhin den Gesamtweltcup und zwei Jahre später EM-Gold. Als Trainer muss der Sauerländer nun bei Olympia 2018 Erfolge liefern — vier Jahre nach dem Sotschi-Debakel sollen deutsche Bobs wieder das Maß aller Dinge werden.

(sid)
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