Wintersport Eisschnellläufer Beckert versucht es allein zu Olympia

Inzell · Wenn Patrick Beckert in diesen Tagen im Vorfeld der deutschen Meisterschaften seine langen Runden auf der Eisbahn in Inzell dreht, kreisen seine Gedanken um seinen großen Traum.

 Patick Beckert

Patick Beckert

Foto: ap, PDJ

In knapp 16 Monaten beginnen im südkoreanischen Pyeongchang die Olympischen Winterspiele 2018, dort will Deutschlands bester Langstrecken-Eisschnellläufer eine Medaille gewinnen, sich seinen Lebenstraum erfüllen - und sich für einen äußerst steinigen Weg belohnen.

Im Mai dieses Jahres hatte der 26-Jährige entschieden, sich gemeinsam mit seinem Bruder Pedro (20) außerhalb der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) auf Olympia vorzubereiten. Beckert sagte "Ja". "Ja" zu einem individuellen Programm, "Ja" zum Risiko, "Ja" zum Verzicht. "Ich bin von meinem Trainingsprogramm überzeugt, sonst hätte ich diesen Weg nicht gewählt", sagte Beckert.

Vor Beginn der vorolympischen Saison ist deshalb alles etwas anders als in früheren Jahren, Beckert muss selbst für seine Kosten aufkommen. Der Erfurter, der für die optimale Förderung an allen DESG-Lehrgängen teilnehmen müsste, war bereits nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft 2015 zu einem Privatteam in die Niederlande gegangen und musste deshalb die Bundeswehr verlassen - er verlor die sichere Existenz als Sportsoldat.

Inzwischen lebt er ohne die Hilfe aus den Niederlanden von seinen Ersparnissen und der Förderung der Deutschen Sporthilfe. "Ich suche Sponsoren, die mich auf meinem Weg nach Pyeongchang finanziell unterstützen", sagte Beckert. Fest an seiner Seite steht sein Trainer Gabriel Girard. Beim Privatteam der Olympiasiegerin Ireen Wüst hatte Beckert den Kanadier so sehr beeindruckt, dass dieser weiter mit ihm zusammenarbeiten wollte. Vom Erfolg seines Schützlings ist der Coach überzeugt. "Er war 2015 Dritter und 2016 Vierter bei der WM. In jeder Saison hat er seine Zeiten verbessert. Eine Medaille ist ein realistisches Ziel", so Girard, der die Beckert-Brüder zumeist aus Kanada via Skype betreut. Für Trainingslager fliegt er aus Übersee ein.

Beckert, jüngerer Bruder von Vancouver-Olympiasiegerin Stephanie Beckert, hat sich nach langer Überlegung für den Weg als einsamer Wolf entschieden. In der Weltelite ist der Individualist längst angekommen. Die Krönung soll 2018 im fernen Südkorea folgen.

(sid)
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