Triumph beim Weltcup Freund fliegt Tournee-Frust davon

Bad Mitterndorf/Köln · Nach seiner furiosen Flugshow gönnte sich Severin Freund eine süße Belohnung. Vom Siegerpodest stapfte der Niederbayer geradewegs zum nächstbesten Naschwerk-Stand und orderte eine Packung gebrannte Mandeln.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

"Endlich hat es mit Platz eins geklappt. Langsam wurde es ja auch Zeit", sagte der 26-Jährige nach seinem ersten Sieg im Skiflug-Weltcup in Bad Mitterndorf und lächelte zufrieden. Ganze zwei Tage benötigte Freund, um die für ihn so enttäuschende Vierschanzentournee zu verdauen. Nichts war mehr zu spüren von den Nackenschlägen rund um den Jahreswechsel: Auf der Riesen-Schanze am Kulm stellte Freund gleich im Training mit fulminanten 237,5 m einen deutschen Rekord auf, einen Tag später folgte der überlegene Sieg vor dem einheimischen Tournee-Sieger Stefan Kraft (Österreich). Das für Sonntag geplante zweite Fliegen fiel wegen stürmischer Winde aus.

"Wenn man Skiflug-Weltmeister ist und noch keinen Podest-Platz hat, muss man das schleunigst ändern. Wenn das dann mit einem Sieg gelingt, ist das natürlich doppelt gut. Für mich hat brutal viel zusammen gepasst", sagte Freund, der im März in Harrachov den WM-Titel geholt hatte. Nun feierte er seinen insgesamt elften Weltcup-Sieg und stahl Österreichs Tournee-Helden Kraft und Michael Hayböck vor 20.000 Fans die Show.

"Um über 200 Meter zu fliegen, muss man besonders viel Selbstvertrauen haben. Severin war extrem am Limit, extrem entschlossen", sagte Bundestrainer Werner Schuster, der nach Freunds Siegsprung die Arme Richtung Himmel gerissen hatte und vor Freude auf und ab gehüpft war. "Das war Skifliegen pur. Severin hat ein fantastisches Flugsystem, er war einfach der Beste", sagte Schuster.

Der Knoten platzt am Riesen-Bakken

Noch bei der Tournee war Freund in keinem Wettkampf über Platz acht hinausgekommen, auf dem umgebauten Riesen-Bakken am Kulm platzte nun jedoch der Knoten. "Es ist eine seiner großen Stärken, dass er so rational rangeht. Nur so kann man sich auch nach schlechten Tagen in zwei Tagen berappeln. Kompliment", sagte Schuster. Bereits jetzt darf sich Freund auf die Skiflug-WM 2016 an gleicher Stelle freuen.

Dabei galt der Team-Olympiasieger bislang "nur" als sehr guter Flieger, nicht aber als überragender Flugkünstler wie etwa die Slowenen Jurij Tepes oder Robert Kranjec. Das hat sich spätestens seit dem Wochenende geändert. "Ich habe über Jahre hinweg hart daran gearbeitet, ein guter Skiflieger zu werden. Bei meinen ersten Veranstaltungen ist es noch nicht so gut gelaufen. Man braucht Schlüsselerlebnisse, die hatte ich in Oberstdorf und Planica", sagte Freund, und auch Tournee-König Kraft lobte: "Sevi ist in einer Mega-Form, es wird schwer ihn zu knacken."

Freunds bestes Flug-Resultat im Weltcup waren zuvor vierte Plätze 2011 in Oberstdorf und 2014 in Bad Mitterndorf gewesen. "Das war auch für sein Selbstwertgefühl wichtig", sagte Schuster. Zuvor letzter deutscher Weltcup-Sieger im Skifliegen war Richard Freitag 2013 in Oberstdorf. Am Kulm hatte zuletzt 2003 Sven Hannawald triumphiert.

Am Ende war Schuster aber vor allem froh, seine Schützlinge gesund mit nach Hause nehmen zu dürfen. Vor einem Jahr war Thomas Morgenstern am Kulm schwer gestürzt, auch der Umbau stellte Schuster nicht ganz zufrieden. "Ich hoffe, dass is zur WM 2016 noch ein paar Euro investiert werden", sagte der Österreicher: "Ich bin immer froh, wenn solche Veranstaltungen unfallfrei über die Bühne gehen."

(sid)
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