Nach Wind-Absage Severin Freund ist neuer Skiflug-Weltmeister

Harrachov · Severin Freund ist im Warteraum zum neuen Skiflug-Weltmeister geworden. Der 25-Jährige gewann im tschechischen Harrachov auch dank einer Absage der beiden letzten Durchgänge den ersten Einzel-Titel seiner Karriere und beendete am "Teufelsberg" einen jahrelangen Fluch. Bei Großereignissen war der Niederbayer dreimal undankbarer Vierter geworden, zuletzt bei Olympia in Sotschi.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Ein Sturm im Riesengebirge ließ am Samstag auch nach zahlreichen Verschiebungen keinen Wettkampf zu, nur die Sprünge von Freitag kamen in die Wertung. Dort war Freund auf 203,5 und 191,5 Meter gesegelt, seine 391,0 Punkte reichten zum Sieg vor dem Norweger Anders Bardal (379,9) und Topfavorit Peter Prevc aus Slowenien (375,6). Freund ist der erste deutsche Skiflug-Weltmeister seit Sven Hannawald, der 2002 ebenfalls in Harrachov triumphiert hatte.

"Das war eine grandiose Vorstellung. Severin wird sich nie wieder rechtfertigen müssen. Er hat hier gezeigt, dass er absolut ein Mann für große Medaillen ist", sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Nur 26 Tage nach dem Gewinn der Goldmedaille im olympischen Teamwettbewerb krönte Freund mit seiner Flugshow die mit Abstand erfolgreichste Saison seiner Karriere. Zuletzt hatte der Überflieger drei Weltcup-Siege in nur zwei Wochen gefeiert. "Er springt seit Wochen extrem stark und konstant", lobte nicht nur Superstar Gregor Schlierenzauer (Österreich) den Dritten des Gesamtweltcups.

"Was für ein Tag, was für eine Chance für Severin"

Seine Topform hatte Freund auch in Harrachov von Beginn an unter Beweis gestellt. Schon in der Qualifikation am Donnerstag gelang ihm die zweitbeste Weite, am Freitag lag er nach dem ersten Durchgang ebenfalls auf Rang zwei. Eine Stunde später überholte er bei schwierigeren Bedingungen den höher eingeschätzten Prevc und legte den Grundstein zu Gold.

"Was für ein Tag, was für eine Chance für Severin", brüllte der Stadionsprecher nach der Landung in sein Mikrofon. 24 Stunden später nutzte Freund diese Chance, ohne überhaupt vom Bakken zu gehen. Insgesamt ist Freund der fünfte deutsche Skiflug-Weltmeister nach Hans-Georg Aschenbach (1973), Klaus Ostwald (1983), Dieter Thoma (1990) und Hannawald (2000, 2002).

Andreas Wellinger (Ruhpolding) landete als zweitbester Deutscher auf dem 13. Platz. Routinier Michael Neumayer (Berchtesgaden) und WM-Debütant Markus Eisenbichler (Siegsdorf) waren auf den Rängen 34 und 38 bereits nach dem ersten Durchgang ausgeschieden.

Auch andere große Namen gingen leer aus. Der 41 Jahre alte Japaner Noriaki Kasai und Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen landeten auf den Plätzen vier und fünf. Noch weiter hinten reihte sich Superstar Gregor Schlierenzauer (Österreich) ein, der Weltmeister von 2008 wurde nur 24. Überhaupt erlebten die Austria-Adler ein Fiasko, bester Österreicher war Vierschanzentournee-Gewinner Thomas Diethart als Neunter.

Beendet ist die WM in Harrachov noch nicht: Für Sonntag (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) ist ein Teamwettbewerb geplant. Dabei gilt das DSV-Quartett, in Sotschi noch Olympiasieger, nach den wechselhaften Leistungen der vergangenen Wochen allerdings nicht als Favorit. Die Wetterprognosen sind indes erneut schlecht. Severin Freund: "Wir müssen hoffen und beten."

(dpa)
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