Biathlon-Olympiasiegerin Henkel beendet Karriere mit Platz 13 und Sekt

Mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und einem Glas Sekt in der Hand feierte Andrea Henkel das Ende ihrer langen Karriere. 19 Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt trat die 36-Jährige mit einem 13. Platz im Massenstart am legendären Osloer Holmenkollen von der Bühne ab - als letzte Sportlerin der womöglich erfolgreichsten deutschen Biathlon-Ära.

Biathletin Andrea Henkel macht Schluss
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Foto: ap

"Es fühlt sich in Ordnung an. Ich bin bereit", sagte die zweimalige Olympiasiegerin im ZDF: "Ich bin über viele Sachen in meiner Karriere glücklich."

Henkel, "letzte Mohikanerin", beendet also ihre Laufbahn. Zusammen mit Teamkolleginnen wie Uschi Disl, Kati Wilhelm oder zuletzt Magdalena Neuner erhob Henkel Biathlon zum Wintersport Nummer eins in Deutschland. Auch wenn sie sich häufig mit der allgemeinen Meinung konfrontiert sah, im Schatten ihrer Teamkolleginnen zu stehen.

"Ich bin eben nicht der Typ, der mit den Armen wedelt und ruft: Guckt mal, ich bin auch noch da!", sagte sie vor den Spielen in Sotschi in einem Interview mit Spiegel Online. Es seien die Journalisten, die dieses Bild in der Öffentlichkeit gezeichnet hätten.

Mit ihren Erfolgen muss sie sich jedenfalls vor niemandem verstecken. 2002 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City holte sie sowohl im Einzel als auch in der Staffel die Goldmedaille. Bei Weltmeisterschaften gewann sie insgesamt achtmal den Titel und schaffte als erste Biathletin das Kunststück, in jeder Disziplin Weltmeisterin zu werden.

2006/2007 gewann sie die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup-Sieg. Seit ihrem Weltcup-Debüt am 16. März 1995 brachte sie es auf insgesamt 22 Weltcup-Einzelsiege.

"Auch wenn du manchmal ein kleiner Dickkopf warst, war es ein Hauptgewinn, mit dir zu arbeiten. Es hört eine der großen Athletinnen auf, es verschwindet wieder ein Name im Frauen-Biathlon", sagte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig. Und Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang ergänzte: "Vielen Dank für die Freude, die du uns gemacht hast."

Dabei hatte sie sich aber auch immer etwas von ihrer Unaufgeregtheit bewahrt. Diese Unaufgeregtheit, die in der immer hektischer werdenden Medienlandschaft dann häufig als "spröde" interpretiert wird. Zuletzt hatte sie an ihre Anfänge erinnert, als sie noch erklären musste, was Biathlon überhaupt ist. Auch diese Erfahrungen haben geprägt.

Womöglich auch deshalb war von großer Wehmut in den Tagen vor ihrem Abschied nicht viel zu spüren gewesen. Viel lieber wollte sie ihre letzten Rennen genießen - zumal es in ihrer Abschiedssaison alles andere als rund lief. Einen Weltcupsieg gab es in Antholz, ansonsten meist Enttäuschungen - mit dem Tiefpunkt Olympische Spiele in Sotschi.

Erstmals blieb Henkel bei Olympia ohne Medaille, dazu der Dopingfall ihrer Teamkollegin Evi Sachenbacher-Stehle und die anschließend völlig verkorkste Staffel, als Henkel mit hohem Rückstand dem Feld hinterherlaufen musste. Immerhin: Am Samstag in der Verfolgung hatte sie mit einer Aufholjagd von Platz 31 auf 12 und als einzige fehlerfreie Starterin noch einmal ihre Klasse bewiesen.

Für das beste deutsche Ergebnis in Oslo sorgte Laura Dahlmeier (Partenkirchen), die nach zwischenzeitlicher Führung am Sonntag im Massenstart auf Rang sechs kam. Bei den Männern überzeugte vor allem Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) mit Rang sieben in der Verfolgung und Platz acht im Massenstart.

Nun bereitet Henkel ihren Umzug nach Lake Placid in die USA zu ihrem Freund Tim Burke vor, allerdings nicht "in den nächsten zwei Monaten". Dort will sie als Fitnesstrainerin arbeiten, eine entsprechende Ausbildung macht die Sportsoldatin seit längerem. Auch Fliegenfischen soll dann in dem kleinen Wintersportort im Adirondack-Gebirge, wo 1980 Olympische Winterspiele stattfanden, auf ihrem Tagesprogramm stehen. Am 3. April wird Henkel von ihrem Heimatverein offiziell verabschiedet.

(sid)
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