Biathlon-Weltmeisterin Alle wollen ein bisschen Laura

Düsseldorf · Die fünffache Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier (24) fremdelt mit dem Rampenlicht ihres Erfolgs. "Mein Ziel war es nie, Promi zu werden", sagt sie. Beim Weltcup-Auftakt in Schweden fehlt sie erkrankt.

Fragen und Antworten zum Auftakt der Biathlon-Saison 17/18
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Foto: dpa, mbk jhe

Am Montagabend erfuhren die Deutschen, dass sie in punkto Boris Becker jahrzehntelang einem Irrtum aufgesessen hatten. In der ARD-Dokumentation anlässlich seines 50. Geburtstags klärte Becker die TV-Zuschauer auf, er sei nie ihr Boris gewesen. Immer nur er selbst. Laura Dahlmeier ist nicht mal auf halbem Weg zur 50, aber auch die fünffache Biathlon-Weltmeisterin des vergangenen Winters spürt seitdem die Krux der plötzlichen Popularität. Und wie die ihrem Naturell entgegensteht. "Mein Ziel war es nie, Promi zu werden, sondern Biathletin", bekannte sie unlängst in der ARD.

Die Erkenntnis, die die 24-Jährige irgendwann in diesem Jahr traf, war die, dass alle plötzlich ein Stückchen von ihr wollten. So einen Ansturm an Medienanfragen habe man noch nie erlebt, berichtet der Deutsche Ski-Verband (DSV). Weil der Name Laura Dahlmeier eben zieht. Weil er die Menschen interessiert. Biathlon hat sich längst zur TV-Volkssportart entwickelt. 3,89 Millionen schauten in der Vorsaison im Schnitt die Übertragungen im ZDF. Alle fiebern mit Dahlmeier mit. Nein, mit der Laura, "unserer Laura". Weil beim Mitfiebern immer einseitig geduzt wird. Wer sie trifft, hätte gern ein Autogramm oder ein Foto. Sie ist halt so sympathisch. So bescheiden. So geerdet. Längst wird die Zollwachtmeisterin mit dem Lockenkopf nicht mehr nur in der bayerischen Heimat erkannt. Längst ist sie Stammgast bei Sportlerehrungen und auf Roten Teppichen. "Das ehrt mich natürlich alles sehr, aber es macht den Alltag nicht leichter", sagt Dahlmeier.

Privat sucht Dahlmeier die Ruhe

Und so sucht sie als Reflex aufs Rampenlicht zuweilen umso mehr die Ruhe. Gerne beim Bergsteigen, ihrem größten Hobby. Im Sommer bestieg sie, 1,62 Meter groß, mit einer Freundin den 5947 Meter hohen Alpamayo in Peru. Er gilt als schönster Berg der Welt. Daheim in den Alpen quälte sie sich auf Skirollern über Bergpässe, um auch im Olympia-Winter wieder ihre größte Qualität, die Tempo-Härte, in der Loipe ausspielen zu können.

Zum Weltcup-Start am Wochenende im schwedischen Östersund muss die dortige Loipe aber erstmal auf die amtierende Gesamtweltcupsiegerin verzichten. "Letzte Woche habe ich mich mit großer Vorfreude vorbereitet. Doch nun hat mich eine Erkältung erwischt, und die ersten Rennen müssen leider noch warten", teilte die 24-Jährige gestern auf ihrer Facebook-Seite mit. "Für mich heißt es jetzt, auskurieren und wieder zu Kräften kommen, bevor es losgehen kann. Also anstatt Waffe und Ski - Ingwertee und Bett."

Man will kein Risiko eingehen beim DSV, was die Vorzeigeathletin betrifft. Schließlich heißt ihr großes Ziel dieses Winters nicht Östersund, sondern Pyeongchang. In Südkorea soll die erste olympische Medaille her. Am liebsten natürlich die goldene. Vor vier Jahren in Sotschi war Dahlmeier auch schon dabei, aber leer ausgegangen. "Ich freue mich auf Olympia. Es ist ein Kindheitstraum", sagt sie. Aber sie sagt es dieser Tage nicht ohne Einschränkung. Denn die politischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel trüben ihre Vorfreude. "Biathlon ist aktuell das Wichtigste in meinem Leben. Aber ich möchte nicht jetzt nicht mehr heimkommen, bloß weil die Spiele in einem Land sind, wo es 60 Kilometer entfernt politische Unruhen gibt", sagte sie. Es sei an der Zeit, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund und die Fachverbände mal zur Sicherheitslage äußerten. "Das geht nicht spurlos an mir vorüber", sagte sie. An ihren Fans bestimmt genauso wenig.

(klü)
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