Wintersport Biathlon droht nächster Doping-Skandal

Oberhof/Düsseldorf · Am Rande des Weltcups in Oberhof kündigte der Weltverbandspräsident an, Namen von zwei Athleten zu nennen.

Berühmte und spektakuläre Dopingfälle im Sport
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Die spektakulärsten Dopingfälle der Sportgeschichte

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Foto: The Canadian Press, AP

Die Fans tröteten und sangen, sie schrien und schunkelten. Der Biathlonsport erlebte in Oberhof seine tollen Tage. Dass die deutschen Athleten, die vergangenen Jahr zum ersten Mal in der Weltcup-Geschichte des Thüringer Örtchens keinen Podestplatz erreichten, dieses mal wieder leer ausgingen, störte sie nicht. Wie eh und je feuerten sie die Sportler an. Trotz miserablen Wetters.

Mitten in die Euphorie platzte Anders Besseberg (66), der Präsident der Internationalen Biathlon-Union, mit der Ankündigung von neuen Doping-Enthüllungen. Dem norwegischen Fernsehen sagte er, dass die IBU in dieser Woche die Namen von zwei weiteren Dopern nennen wird. Dem Sender NRK wollte (oder konnte) er allerdings nicht sagen, um wen es sich handelt, nur dass es um Biathleten aus "unterschiedlichen Nationen" geht.

Ob sich auch Deutsche unter den Erwischten befindet, darüber lässt sich nur spekulieren. Bei den Olympischen Spielen in Sotschi war vor knapp einem Jahr Evi Sachenbacher-Stehle positiv getestet worden. Die frühere Skilangläuferin war daraufhin für sechs Monate gesperrt worden und hatte ihre Karriere beendet. Im aktuellen Fall soll es sich nicht um Topathleten handeln.

IBU-Präsident Besseberg sagte, dass die neuen Ergebnisse auf neuen Testmethoden beruhen. Die entsprechenden Proben waren zunächst negativ getestet worden. Seit den Sommerspielen von Athen 2004 werden bei Olympia die Urinproben für acht Jahre eingefroren, um auch später, mit weiterentwickelten Verfahren noch einmal analysiert werden zu können. Allerdings verstoßen die Athleten eher selten bei den Topevents gegen die Regeln als viel mehr in den Vorbereitungsphasen.

Kurz vor dem Weltcup-Auftakt im Dezember waren Dopingjägern dank Nachtests und neuer Analyseverfahren schon drei russische Athleten ins Netz gegangen, die verbotenerweise das Ausdauermittel Epo genommen hatten. Die IBU hatte, wie sie erklärte, "proaktiv" auffällige Proben erneut analysiert. Mit den neuen Analyseverfahren der Labore sei es den Doping-Fahndern seit dem Herbst möglich, auch weiter zurückliegende Verfehlungen im Kampf gegen Epo-Doping aufzuspüren. Recherchen der ARD hatten zuletzt verbreitetes Doping in vielen Sportarten in Russland ans Licht gebracht. Der frühere russische Frauentrainer Wolfgang Pichler hatte indes systematisches Doping bei den russischen Biathleten ausgeschlossen. "Es wird immer schwarze Schafe geben. Aber alle, das ist Schmarrn", sagte der Ruhpoldinger.

Nach drei Podestplätzen im Dezember gab es für das deutsche Team auch am Wochenende keine Spitzenplatzierung. "Das war mittelmäßig. Wir können mehr", sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Bei den beiden Siegen von Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade war Benedikt Doll mit zwei achten Plätzen im Sprint und Massenstart Bester. Die Frauen verkauften sich dagegen prächtig. Franziska Preuß schaffte es als Sechste im Massenstart am Sonntag und zwei Tage zuvor als Vierte im Sprint gleich zweimal zur Siegerehrung. "Ich bin mit den Tagen in Oberhof grundsätzlich zufrieden. Wir haben nachgewiesen, dass wir mit mehreren Athletinnen in Schlagdistanz sind zum Podium", sagte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig.

(RP)
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