Perfektes Rennen Laura Dahlmeier stürmt zu WM-Gold

Oslo/Düsseldorf · Die 22-jährige Biathletin krönt ihre Saison in Oslo mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in der Verfolgung. Die Männer enttäuschen.

Biathlon: Laura Dahlmeier stürmt zu WM-Gold
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Laura Dahlmeier winkt nach dem vierten fehlerlosen Schießen in die Kamera, sie strahlt siegessicher, geht wieder auf die Strecke und läuft am Holmenkollen in Oslo souverän zum Weltmeistertitel in der Verfolgung. Auf den letzten Metern streut sie einen Hüpfer ein, klatscht ihre Betreuer ab und schnappt sich eine schwarz-rot-goldene Fahne. Bundestrainer Gerald Hönig ballt die Faust. Im Ziel hat die 22-jährige Partenkirchenerin 48,3 Sekunden Vorsprung auf die Italienerin Dorothea Wierer. Teamkollegin Franziska Hildebrand wird Vierte, knapp geschlagen von der Französin Marin Dorin Habert. Franziska Preuß belegt Rang sechs.

Dahlmeier, die am Samstag Bronze im Sprint gewonnen hatte, lieferte ein perfektes Rennen ab. Ohne einen einzigen Schießfehler - und das bei schwierigen Windverhältnissen. Dazu zeigte sie eine fantastische Leistung in der Loipe. "Ich kann es nicht fassen. Ein Einzeltitel war immer mein Traum, ich habe es geschafft, das macht mich sprachlos", sagte die Biathletin, aus der die Worte nur so heraussprudelten. "Ich habe mich richtig gut gefühlt", erklärte Dahlmeier, die das Potenzial hat, Magdalena Neuner, die "Gold-Lena", zu beerben. "Ich glaube, dass Laura einer der absoluten Stars im Biathlon sein wird", betonte Rekord-Weltmeisterin Neuner.

Während die Männer um Simon Schempp ohne Medaille enttäuschten, krönte sich Dahlmeier zur ersten deutschen Einzel-Weltmeisterin seit dem Rücktritt von Neuner vor etwa vier Jahren. Und das, obwohl sie sich kurz vor der WM einen Magendarminfekt einfing und darum verspätet anreiste. Ihr Geheimrezept: Sie jagt dem Erfolg nicht verbissen hinterher, sie sieht viele Dinge mit der nötigen Gelassenheit. Vor dem Verfolgungsrennen machte sie sich nicht verrückt, erklärte zufrieden: "Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe."

Für den DSV war es die dritte Medaille in Oslo, zum Auftakt hatte es Silber für die Mixedstaffel gegeben. Im Vorjahr hatte Dahlmeier im finnischen Kontiolahti noch den zweiten Platz in der Verfolgung belegt, gestern enteilte sie der Konkurrenz fast spielerisch. Vor fast genau drei Jahren startete sie erstmals im Weltcup - ebenfalls über den Dächern von Oslo. Damals sprang gleich ein Top-Ten-Platz für die deutsche Skijägerin heraus. Jetzt stand sie ganz oben auf dem Podium und freute sie diebisch über ihren Gold-Coup. "Es ist schön zu sehen, dass es so eingetroffen ist, wie ich es mir gewünscht habe. Ich wollte zur Weltmeisterschaft meine Bestleistung abrufen", sagte Dahlmeier, die infektionsanfällig ist und in dieser Saison oft gefehlt hat: "Ich bin total happy. Dem Druck muss man erst einmal standhalten, wenn jeder das erwartet."

Die Männer dagegen konnten die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Das erste WM-Wochenende verlief ernüchternd. Arnd Peiffer als Siebter des Sprints und Titelverteidiger Erik Lesser als Siebter in der Verfolgung lieferten noch die besten Ergebnisse ab. Der mit großen Medaillenambitionen gestartete Schempp - Achter im Sprint, 18. in der Verfolgung - muss weiter auf seine erste Einzelmedaille bei einem Großereignis warten. "Ich habe hier leider noch kein perfektes Rennen erwischt", sagte Schempp. Am Donnerstag hat der Schwabe über 20 Kilometer die nächste Chance, den Sprung auf das Podest zu schaffen. "Der Ruhetag am Montag tut mir gut, danach kann ich wieder voll angreifen", sagte der Staffel-Weltmeister: "Ich werde den Kopf nicht in den Sand stecken."

(RP)
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