Horchler landet Sensationssieg in Antholz "Ich habe meinen eigenen Herzschlag nicht mehr gespürt"

Antholz · Nadine Horchler blickte mit feuchten Augen in den strahlend blauen Himmel über Antholz und atmete immer wieder tief durch: Mit ihrem ersten Weltcupsieg hatte die 30-Jährige die Biathlon-Welt auf den Kopf gestellt und dabei sogar die überragende Teamkollegin Laura Dahlmeier in Schach gehalten.

Nadine Horchler landet ersten Weltcupsieg
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Foto: ap, EI

Horchler triumphierte am Samstag im Massenstart über 12,5 km — der Lohn war das Ticket für die WM in Hochfilzen (9. bis 19. Februar) und eine bewegende Siegerehrung.

"Ich bin überglücklich. Auf der Zielgeraden hat das ganze Stadion gebebt, ich habe meinen eigenen Herzschlag nicht mehr gespürt", sagte Horchler, die auf der Schlussrunde die letztlich drittplatzierte Tschechin Gabriela Koukalova überholt und den Angriff der heraneilenden und am Ende zweitplatzierten Dahlmeier abgewehrt hatte. "Der erste Sieg ist immer etwas ganz Besonderes. Ich freue mich wahnsinnig für Nadine", sagte Dahlmeier im ZDF.

Die Gesamtweltcup-Führende aus Partenkirchen baute durch ihren neunten Podestplatz der Saison den Vorsprung im Kampf um die große Kristallkugel auf Koukalova (669:652 Punkte) aus, doch das war an diesem Tag nur die zweitbeste Geschichte. Mit der berühmten Jubelpose des jamaikanischen Sprint-Stars Usain Bolt richtete Dahlmeier im Ziel ihre Finger auf Horchler, "weil ich allen zeigen wollte, dass sie heute die Nummer eins ist", sagte Dahlmeier.

Antholz als gutes Pflaster für Horchler

Zwei fünfte Plätze, 2013 ebenfalls in Antholz, waren bislang Horchlers beste Resultate gewesen. In den zurückliegenden Jahren hatte die Willingerin den Anschluss an die internationale Spitze allerdings verloren, musste immer wieder im zweitklassigen IBU-Cup starten. Dass sie am Samstag im Massenstart der 30 Weltcup-Besten mitwirken durfte, war eher Zufall. Horchler rückte für pausierende Konkurentinnen nach.

"Ich habe eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich mitlaufen darf. Ich war daher ganz entspannt", sagte Horchler, nachdem sie alle 20 Scheiben getroffen hatte: "Auf der Schlussrunde habe ich dann aber gemerkt, dass ich gut drauf bin. Da bin ich einfach vorbeigegangen." Zuschauer, Trainer und Teamkolleginnen waren begeistert.

Nach dem Staffelrennen der Männer (15.15 Uhr/ZDF und Eurosport) steht am Samstagabend die Sportpolitik im Mittelpunkt. Der Vorstand des Weltverbands IBU hielt ein Krisentreffen ab und wird im Laufe des Abends zunächst die Sportler und dann die Öffentlichkeit über den weiteren Umgang mit den russischen Skijägern informieren. Nach den schweren Dopingvorwürfen fordern die Athleten konsequentes Handeln, am besten noch vor der WM in Hochfilzen.

"Auch um einfach der Welt zu zeigen, wir Biathleten sind für einen sauberen Sport und auch die IBU steht voll hinter uns", sagte Dahlmeier. Doch die Erwartungen im Athletenkreis halten sich größtenteils in Grenzen. "Ich gehe dort hin und höre mir an, was sie sagen. Ich erwarte nichts", meinte der Franzose Martin Fourcade, der sich in den vergangenen Wochen zum Wortführer der Sportler aufgeschwungen hatte.

(seeg/sid)
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