Biathlon-WM Deutsches Team im Rausch: "Die Nummer eins der Welt sind wir!"

Kontiolahti · Die deutschen Biathleten haben bei der WM in Kontiolahti etwas unerwartet abgeräumt. Nach mageren Jahren und bitteren Enttäuschungen bei den vergangenen Großereignissen ist die Genugtuung riesengroß.

Biathlon-WM: Simon Schempp und deutsche Staffel feiern WM-Gold
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Deutsche Herren-Staffel feiert WM-Gold

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Foto: dpa, rhi jhe

Als sich die glückseligen deutschen Biathleten mit ihren Goldmedaillen um den Hals fotografieren ließen, fingen sie plötzlich sogar zu singen an. "Die Nummer eins der Welt sind wir!", johlten die Staffel-Weltmeisterinnen und Weltmeister in den finnischen Abendhimmel. Athleten und Trainer jubelten bei der gemeinsamen Medaillenzeremonie nach schweren Jahren ausgelassen wie lange nicht und freuten sich Arm in Arm über ein überragendes Abschneiden bei der WM in Kontiolahti.

"In diesem Moment hat man gesehen, dass bei uns alles passt. Gemeinsam mit allen diesen Moment zu feiern, ist einfach unbeschreiblich", sagte Simon Schempp dem SID. Als Schlussläufer hatte der Schwabe die deutsche Staffel nach elf Jahren wieder zum ersehnten WM-Titel geführt und damit den Sieg der Frauen einen Tag zuvor veredelt. Erstmals seit der WM 1997 in Osrblie gingen beide Staffeltitel nach Deutschland.

Vor der WM, und vor allem nach den enttäuschenden Olympischen Spielen im Vorjahr, hatte das niemand für möglich gehalten. "Es ist ein Traum, dass es so funktioniert hat", sagte Laura Dahlmeier, die genau wie Schempp mit der deutschen Flagge in der Hand über die Ziellinie gelaufen war: "Es kann nichts Schöneres geben, als diese Erfolge mit beiden Mannschaftsteilen zu feiern. Das passiert so selten, das müssen wir einfach genießen."

Biathlon-WM: Franziska Preuß und deutsche Staffel feiern Gold
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Deutsche Damen-Staffel feiert WM-Gold

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Foto: dpa, rhi hak

Preuß holt im Massenstart Silber

Ein Genuss - vor allem für Franziska Preuß - war das abschließende Massenstartrennen am Sonntag. Die 21-Jährige aus Haag feierte mit Silber hinter Walentyna Semerenko (Ukraine) ihren bislang größten Einzel-Erfolg. "Das ist wie ein Traum. Was für eine grandiose Woche", schwärmte Preuß. Franziska Hildebrand auf Platz sechs und Laura Dahlmeier auf Rang sieben komplettierten das herausragende deutsche Mannschaftsergebnis.

Die Bundestrainer Mark Kirchner (Männer) und Gerald Hönig (Frauen) waren den Tränen nahe, als am Samstagabend auf dem Marktplatz von Joensuu kurz nacheinander zweimal die deutsche Hymne erklang. Dass die Plaketten eine fehlerhafte Gravur (Kontiolathi statt Kontiolahti) schmückte, störte dabei niemanden. "Unsere Arbeit und die ganze Konzeption waren richtig", sagte Hönig: "Aber wir sind weit davon entfernt, jetzt zu sagen, dass wir irgendwem etwas bewiesen hätten."

Viel Kritik hatte es gehagelt, nachdem es bei der WM 2013 (einmal Silber, einmal Bronze) und Olympia 2014 (zweimal Silber) so schlecht gelaufen war wie nie zuvor für die erfolgsverwöhnten Skijäger. Bei den Frauen folgte notgedrungen eine drastische Verjüngung, die Männer glaubten nach Staffelsilber in Sotschi weiter an sich. Mit den Staffelerfolgen, Gold für Erik Lesser und Silber für Dahlmeier in der Verfolgung lief die WM nun besser, als es viele zu träumen gewagt hatten.

"Die Mannschaft ist extrem gereift, und ich bin einfach nur stolz darauf, wie sich dieses Team in den letzten Jahren entwickelt hat", sagte Kirchner nachdem seine Schützlinge Schempp, Lesser, Daniel Böhm und Arnd Peiffer vor den haushohen Favoriten aus Norwegen siegten.

Zwar hatten sie dabei im Gegensatz zu Dahlmeier, Franziska Preuß, Franziska Hildebrand und Vanessa Hinz tags zuvor nicht mehr als eine Minute Vorsprung, trotzdem sprachen sie von einem "perfekten Tag". "Wir waren dran und haben uns das einfach verdient", sagte Peiffer, nachdem es zuvor mehr als vier Jahre keinen Weltcupsieg für die Männerstaffel gegeben hatte.

Eine große Weltmeisterparty stieg in Kontiolahti noch nicht, denn ab Donnerstag folgt im russischen Chanty-Mansijsk das Weltcupfinale. Am Sonntag soll dort in einer Disko die große Goldsause folgen. "Da werden wir es richtig krachen lassen", sagte Dahlmeier.

(sid)
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