Biathlon in Oberhof Lesser läuft knapp am Podium vorbei — Fourcade nur Achter

Im ersten Moment nach der verpassten Großchance dachte Erik Lesser noch "Scheiße!", kurze Zeit später aber strahlte er über den besten Jahreseinstieg seiner Karriere.

 Erik Lesser vergab die Chance auf einen Podestplatz am Schießstand.

Erik Lesser vergab die Chance auf einen Podestplatz am Schießstand.

Foto: dpa, msc hpl

"Platz fünf, dazu eine geile Laufzeit - das Positive überwiegt definitiv", sagte Lokalmatador Lesser nach dem Weltcup-Sprint in Oberhof und ergänzte süffisant: "Es ist doch herrlich, wenn mal nicht der Fourcade gewinnt."

Martin Fourcade, französischer Dominator der vergangenen Jahre und in dieser Saison bereits siebenmal erfolgreich, öffnete den Rivalen mit seinen drei Schießfehlern und dem achten Platz am Donnerstag Tür und Tor. Aber sowohl Lesser (Frankenhain) als auch Deutschlands Nummer eins Simon Schempp (Uhingen) patzten zweimal am Schießstand, Schempp landete direkt hinter seinem Landsmann auf dem sechsten Rang.

"Ich bin eigentlich schon sehr zufrieden. Das war in meiner Karriere das beste Rennen in Oberhof", sagte der Schwabe, der über den überraschenden Ausrutscher seines einstigen Dauerrivalen Fourcade sagte: "Er ist eben auch nur ein Mensch, und man sieht, dass in jedem Rennen die Karten neu gemischt werden."

Fourcade hat eine halbe Minute Rückstand

Genau darauf hofft Fourcade, wenn am Samstag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport) die Verfolgung ansteht. 51,3 Sekunden beträgt dann sein Rückstand auf den Sprint-Sieger Julian Eberhard (Österreich) - keinesfalls zu viel für einen Ausnahmekönner wie Fourcade. "Der Sprint war kein schlechtes Rennen. Und ich werde es wieder zeigen, wie man alle Scheiben abräumt", sagte er forsch.

Lesser und Schempp müssen sich dann nicht fürchten, beide schwärmten fast zeitgleich von der berauschenden Kulisse im Thüringer Wald, die zusätzliche Motivation sei. "Heute war ich nicht cool genug, aber für Samstag bin ich optimistisch", sagte Lesser, der in seiner Laufbahn in einem Einzelrennen noch nie so gut das neue Jahr begonnen hatte. Wie Schempp sprach er danach von einer "läuferisch einwandfreien Leistung" und "hervorragendem Material".

So erfreulich das Rennen für das deutsche Duo aber auch lief - vor dem Auftaktrennen am Rennsteig standen erneut die Dopingvorwürfe gegen die russischen Athleten im Mittelpunkt. Am Mittwochabend hatte es ein Krisengespräch mit Sportlern aus vielen Nationen gegeben. Wegen der vermeintlich zu laschen Vorgehensweise des Weltverbandes IBU wurde über eigene Maßnahmen diskutiert, auf einen von Fourcade angeregten Boykott aber vorerst verzichtet.

"Wir werden jetzt auch Forderungen an die IBU stellen", sagte Schempp nach dem "konstruktiven Gespräch. Wir werden jetzt etwas zusammenschreiben und dann schauen, wie die IBU darauf reagiert." Lesser ergänzte: "Ich hoffe, dass mit aller Härte vorgegangen wird."

Für die IBU könnte mittlerweile sogar ein Ausschluss der gesamten russischen Mannschaft aus dem Weltcup ein Thema werden. "Diese Konsequenz ist für die Zukunft nicht ausgeschlossen", sagte Generalsekretärin Nicole Resch dem ZDF: "Es hängt aber auch davon ab, was wir noch rausfinden."

Am Freitag (14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) sprinten die Frauen über 7,5 km um den Sieg - die deutschen Erfolgsaussichten scheinen dabei allerdings äußerst gering. Die in diesem WM-Winter überragende Gesamtweltcup-Führende Laura Dahlmeier (Partenkirchen) verzichtet freiwillig auf einen Start und will "mit den Kräften haushalten. Mein großes Ziel ist die WM in Hochfilzen." Dafür riskiert sie sogar den Verlust des Gelben Trikots.

Während die Hoffnungen in den ersten beiden Wettkämpfen daher hauptsächlich auf der zweimaligen Weltcup-Siegerin Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) ruhen, greift Dahlmeier erst am Sonntag im Massenstart wieder an.

(sid)
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