Olympia in Pyeongchang Korea-Krise sorgt für mulmiges Gefühl bei deutschen Biathleten

Ruhpolding · Noch liegt kein Schnee, noch sind die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang weit weg - doch die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sorgen für mulmige Gefühle bei den deutschen Biathleten.

 Werbung für die Winterspiele auf einer Gebäudefassade in Seoul.

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Foto: dpa, lis gfh

Olympia scheint für Laura Dahlmeier kein Muss. Sollte sich die Korea-Krise weiter verschärfen, will Deutschlands größte Gold-Hoffnung genau abwägen. "Sport, Biathlon ist aktuell das Wichtigste in meinem Leben", sagt die siebenmalige Weltmeisterin: "Aber ich möchte jetzt nicht nicht mehr heimkommen, bloß weil die Olympischen Spiele in einem Land sind, wo es 60 Kilometer entfernt politische Unruhen gibt."

Der Korea-Konflikt beschäftigt die Skijäger, auch wenn IOC-Präsident Thomas Bach nach dem jüngsten Raketentest Nordkoreas keinen Zweifel daran hat, dass die Olympischen Winterspiele in Südkorea im kommenden Februar sicher sind. "Nachdem wir unseren IOC-Präsidenten gehört haben, der da weder einen Plan B noch irgendwelche Bauchschmerzen hat, dann nehmen wir das so mit", sagt Männer-Bundestrainer Mark Kirchner. "Sicherlich unterhält man sich darüber und macht sich seine Gedanken. Aber entscheiden tun wir es nicht, wir müssen nur diverse Entscheidungen mittragen. Oder uns selbst Gedanken machen, wenn es zu heiß wird. Was wir nicht hoffen."

Björn Weisheit, der sportliche Leiter der deutschen Biathleten, setzt auf Rat von höchster Stelle: "Sicherlich wird sich da unsere Bundesregierung einschalten, ob man da hingeht oder nicht."

Hammerschmidt und Dahlmeier haben sich Dokus angeschaut

Auch Dahlmeier versucht die Ängste auszublenden, doch das gelingt der 24-Jährigen genau wie ihren Teamkollegen nicht immer. "Das geht an mir nicht ganz spurlos vorüber, auch wenn ich mich natürlich auf den Sport konzentrieren soll, will und das auch die meiste Zeit mache", sagt die 24-jährige. Wie sehr die Politik-Krise beschäftigt, verriet Staffel-Weltmeisterin Maren Hammerschmidt: "Ich habe mir mit der Laura ein paar Filme über Nordkorea angeguckt."

Zwei Dokus schauten sie sich an - "die waren unterschiedlicher, wie es unterschiedlicher gar nicht mehr geht", sagt Dahlmeier. "Mal war alles schön, alles toll - da denkt man, so schlimm ist das doch alles gar nicht. Dann haben wir den nächsten Film angeschaut, das krasse Gegenteil, die Kinder kurz vorm Sterben, der Diktator und dann haben wir uns gesagt: Ganz so Friede, Freude, Eierkuchen ist es da doch nicht."

Gedanken macht sich auch Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig - obwohl das Alltagsgeschäft, wie zuletzt bei den deutschen Meisterschaften in Ruhpolding, normal läuft. "Momentan denke ich, dass wir den Fokus auf unsere Arbeit richten und unsere Sportler entsprechend auf die Saison vorbereiten. Aber die Krise kann niemand ausblenden, wenn da Drohungen ausgesprochen werden, zu Kernwaffen oder zu militärischer Gewalt zu greifen."

Problematisch werde es, wenn es wirklich zu einer Krisensituation kommt, man "mit Entscheidungen von Personen umgehen muss, die sagen: Ich fahr nicht. Da kannst Du sicherlich nicht hergehen und sagen: Du musst."

Jederzeit können sich die Spannungen in Korea hochschaukeln, bis zur Eröffnung der Winterspiele am 9. Februar 2018 in Pyeongchang kann noch viel passieren. "Man beobachtet das als Sportler kritisch", sagt Massenstart-Weltmeister Simon Schempp. "Ich mache mir ab und zu Gedanken", sagt Sprint-Weltmeister Benedikt Doll.

Der bei der Bundespolizei angestellte Arnd Peiffer weiß: "Wenn das IOC sagt, wir führen die Spiele durch und sie sind sicher, dann habe ich keine Wahl. Wenn ich dann sage, das ist mir zu gefährlich, da möchte ich nicht hinreisen, dann sagt mein Arbeitgeber: Wofür fördern wir Dich eigentlich?"

Auch Erik Lesser versucht genau wie alle anderen Biathleten erst einmal zu verdrängen: "Wenn ich mich jetzt jeden Tag als Sportler damit beschäftigte, ist es sicher oder nicht, dann glaube ich, komme ich irgendwo in eine Sackgasse rein." Der frühere Weltmeister weiß: "Am Tag X muss ich dann sagen: Macht das Sinn, macht das keinen Sinn. Was der ausschlaggebende Punkt ist, zu sagen, ich fahr' da nicht hin, weiß ich nicht."

(dpa)
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