Biathlon Der "König von Antholz" schlägt auch in der Staffel zu

Antholz · Simon Schempp blickte gespannt auf die Anzeigetafel, bange Sekunden vergingen - dann war die Durststrecke endlich beendet. Dank ihrer herausragenden Nummer eins haben die deutschen Biathleten beim Weltcup in Antholz triumphiert und den ersten Staffelsieg seit fast zwei Jahren gefeiert.

Das ist Simon Schempp
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Foto: afp, CHRISTOF STACHE

Die Formation mit Erik Lesser (Frankenhain/2 Nachlader), Benedikt Doll (Breitnau/3), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld/1) und Schempp (Uhingen/1) setzte sich am Samstag in einem packenden Krimi eine Zehntelsekunde vor Weltmeister Norwegen durch. Den dritten Platz belegte Olympiasieger Russland (+33,6 Sekunden).

"Ich dachte, wir sind gleichzeitig über die Ziellinie. Es ist total schön, dass wir mal wieder in der Staffel gewonnen haben", sagte Schempp, der auf der Schlussgeraden "alles gegeben" hatte, dem ZDF. Peiffer ergänzte: "Simon hat es hintenraus grandios gemacht. Lob und Anerkennung dafür."

Schempp, dank fünf Siegen in Serie und einem zweiten Platz in den vergangenen Jahren mit dem Titel "König von Antholz" dekoriert, war mit einer Hypothek von 17,7 Sekunden auf den Norweger Emil Hegle Svendsen auf die Strecke gegangen. Doch das hieß nichts - ziemlich ehrfürchtig hatten die Norweger den Deutschen im Vorfeld sogar als "Höhenmonster" bezeichnet.

Und der Schwabe machte seinem Ruf auf 1640 m Höhe einmal mehr alle Ehre. Schritt für Schritt kam er näher. Nach der letzten Schießeinlage gingen er und Svendsen Ski an Ski auf die Schlussrunde, beide belauerten sich und warteten auf den Angriff des anderen. Den setzte Schempp wenige Meter vor dem Ziel - mit Erfolg!

Startläufer Lesser waren zuvor einmal mehr seine aktuellen Schwächen im Stehendschießen zum Verhängnis geworden. Zweimal musste er nachladen, dank einer schnellen Schlussrunde übergab er praktisch zeitgleich (+0,3 Sekunden) mit dem Russen Maxim Zwetkow an den zweiten Mann im Quartett. "Wenn der Zwetkow seinen Turbo zündet, muss der Lesser da sein", sagte Lesser: "Ich wollte etwas Solides machen, nachdem ich in den ersten Rennen verkackt habe.

Wie Lesser hatte auch Doll, in der Loipe vielleicht der Beste im insgesamt laufstarken deutschen Team, zuletzt immer wieder Probleme beim kniffligen Stehendanschlag offenbart. Seinen Wettkampf begann er aber erst einmal mit zwei Fehlern liegend, dafür reichte ihm zum Abschluss eine Ersatzpatrone - 5,7 Sekunden betrug der Rückstand des deutschen Teams zur Halbzeit.

An dritter Stelle hatte Peiffer die knifflige Aufgabe namens Johannes Thingnes Bö zu lösen. Der Norweger ist berühmt und berüchtigt für seine Harakiri-Einlagen am Schießstand, vor allem aber für seine unfassbare Laufleistung. Peiffer hielt bis zum zweiten Schießen mit, musste den Norweger dann aber wegen eines Fehlschusses ziehen lassen. Die Lücke holte Schempp wieder auf.

Ihren zuvor letzten Staffelsieg hatten die Deutschen am 14. März 2015 bei der WM im finnischen Kontiolahti gefeiert. Zweimal waren sie in diesem Winter auf den dritten Platz gelaufen - die WM in Hochfilzen (9. bis 19 Februar) wäre damit der perfekte Ort, um die Durststrecke zu beenden.

(sid)
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