Pechstein, Jagr, Kasai Ü40-Stars des Wintersports

Düsseldorf · Der Japaner Noriaki Kasai ist 44 Jahre alt und springt seit 1988 im Weltcup mit. Auch im Biathlon, Eishockey und Eisschnelllauf sind Oldies heute immer noch Weltspitze.

Das ist Noriaki Kasai
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Foto: dpa, Robert Parigger

Der letzte Springer, ein Mann im gelben Anzug, drückt sich von der Flugschanze am Kulm ab und fliegt. Er fliegt weit und deutlich über die grüne Laserlinie hinaus. Noch bevor das Ergebnis offiziell ist, kommen Skisprung-Größen wie Gregor Schlierenzauer oder Peter Prevc auf ihn zu und verneigen sich, selbst gegnerische Trainer jubeln. Es ist der 11. Januar 2014, und Noriaki Kasai wird mit 41 Jahren der älteste Sieger eines Weltcup-Springens. Heute, drei Jahre später, beginnen in Lahti die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften - und auch Kasai ist am Start. Und er ist nicht der einzige Wintersportler, der sich scheinbar nie zu alt für seinen Sport fühlt.

Bereits seit Jahrzehnten gehört "Flugsaurier" Kasai zur absoluten Weltspitze im Skispringen. Sein Debüt gab der Japaner Ende 1988 beim Heim-Weltcup in Sapporo. Mittlerweile ist Kasai 44, aber noch kein bisschen müde. Im Januar 2014 wurde er in Tauplitz der älteste Sieger eines Sprung-Weltcups, verbesserte diesen Rekord sogar noch einmal, als er Ende desselben Jahres auch im finnischen Kuusamo triumphierte. Mehr als zwei Jahrzehnte liegen zwischen seinem bisher letzten und seinem ersten Sieg. Diesen errang er am 21. März 1992 in Harrachov, Tschechien. Damals schaffte Kasai den größten Erfolg seiner Karriere: Er wurde Skiflug-Weltmeister. Zu diesem Zeitpunkt war Sloweniens Erfolgsspringer Peter Prevc noch nicht einmal geboren.

Insgesamt holte Kasai 17 Weltcup-Siege, stand siebenmal bei einer Nordischen Ski-WM auf dem Podest und holte drei olympische Medaillen. Die Anzahl seiner Starts scheint für andere Springer unerreichbar zu sein. Bei über 500 Einzelwettbewerben trat er an, und ein Karriereende des Japaners scheint nicht in Sicht. Vor allem dann nicht, wenn Sapporo den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2026 bekommen sollte. "Dann werde ich zwar fast 54 Jahre alt sein, aber es ist eine zu große Chance, um aufzugeben", sagt Kasai.

Ein Athlet, der ebenfalls nicht genug vom Wintersport bekommt, ist Ole Einar Björndalen. Als "König der Biathleten" wird der Norweger oftmals bezeichnet, weil er mit 94 Einzelsiegen im Weltcup der erfolgreichste Athlet seiner Sportart ist. "Ich kenne Ole Einar ziemlich gut. Mein Lebensgefährte war ja nun 13 Jahre Skitechniker im norwegischen Team", sagt die ehemalige Biathletin Uschi Disl unserer Redaktion. "Er ist ein Perfektionist, ein extremer Sportler, er kann sich quälen bis zum Umfallen. Er gibt alles für seinen Sport und ist privat ein wahnsinnig netter Mensch."

Und dieser Perfektionismus zahlt sich aus. Der 43-Jährige hat in seiner Karriere nahezu alles gewonnen. Zuletzt holte er bei der diesjährigen WM in Hochfilzen Bronze in der Verfolgung. Doch trotz 13 olympischer Medaillen, 45 Podestplätzen bei Weltmeisterschaften und sechs Gesamtweltcup-Siegen macht Björndalen immer weiter. Sein Karriereende hatte er bereits mehrmals angekündigt, es folgte jedoch stets der Rücktritt vom Rücktritt. Bis zu den Olympischen Winterspielen 2018 will der Ausnahmeathlet noch weitermachen. Er ist der erfolgreichste Winter-Olympionike und auch der älteste Olympia-Sieger, nachdem er 2014 in Sotschi zweimal Gold gewann.

Die erfolgreichste deutsche Olympionikin bei Winterspielen ist derweil Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Mit 45 Jahren gehört sie immer noch zu den Besten ihrer Sportart. Ihr Debüt im Weltcup gab sie 1991, nur ein Jahr später holte sie Bronze bei den Olympischen Winterspielen in Albertville über 5000 Meter. Dies war die erste von insgesamt neun olympischen Medaillen. Auch bei den Weltmeisterschaften überzeugte Pechstein, 41 mal stand sie auf dem Podium. Unlängst gewann sie im südkoreanischen Gangneung Silber über die 5000-Meter-Distanz und ist somit die älteste Medaillengewinnerin bei einer Einzelstrecken-WM. Pechsteins Ziel ist es, 2018 in Pyeongchang noch einmal nach einer Olympia-Medaille zu greifen. Und selbst dann könnte noch nicht Schluss sein, denn auch eine Teilnahme in Peking 2022 schließt Pechstein nicht aus.

Eishockeyspieler Jaromir Jagr, der mit 45 Jahren bei den Florida Panthers spielt und damit der älteste Aktive der National Hockey League (NHL) ist, denkt einfach nicht ans Aufhören. Beim Talentscouting 1990 wurde der Tscheche von den Pittsburgh Penguins ausgewählt, mit denen er zweimal den Stanley Cup gewann. Zudem war Jagr fünfmal der beste Scorer der Saison. Auch mit der Nationalmannschaft feierte Jagr große Erfolge. Er holte 1998 Gold bei den Olympischen Winterspielen in Nagano und wurde 2005 und 2010 Weltmeister. Er gilt als einer der stärksten rechten Flügelspieler aller Zeiten und schaffte Ende vergangenen Jahres den Sprung auf Platz zwei der ewigen Scorerliste der NHL. Und so lange Jagr fit bleibt, wird er seine Karriere wohl vorerst nicht beenden.

Sein eigenes Ziel ist es, bis zu seinem 55. Lebensjahr weiterzuspielen. Dann wäre er sogar ein Jahr älter als Kasai - wenn der denn bis 2026 weitermacht.

(RP)
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