Einseitiges Programm Die ARD schießt über das Ziel hinaus

Meinung | Düsseldorf · Rund 15 Stunden Sport gab es am Samstag im Ersten, am Sonntag folgte eine elfstündige Strecke. Sogar zur besten Sendezeit gab es mäßig besetzte Biathlon-Staffeln. Das Programm war einseitig.

 Von Dezember bis März zeigen ARD und ZDF 320 Stunden Wintersport live. Am vergangenen Wochenende trieb es Das Erste auf die Spitze.

Von Dezember bis März zeigen ARD und ZDF 320 Stunden Wintersport live. Am vergangenen Wochenende trieb es Das Erste auf die Spitze.

Foto: ap

Die Männer in den weiten, violetten Trikots sorgten für ein bisschen Verwirrung bei Zuschauern, die zur ARD geschaltet und durchtrainierte Athleten in engen Rennanzügen erwartet hatten. Denn die Violetten passten nicht in die Sendestrecke der ARD an diesem endlos langen Wintersport-Wochenende.

Dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, einem der Männer in Violett, war das Kunststück gelungen, sich gegen Rodler und Bobfahrerinnen, Biathleten und Skispringerinnen zu behaupten. Er eröffnete am Sonntagmorgen mit einem Pontifikalamt im Kiliansdom die Fastenaktion der katholischen Kirche. Außerdem hatten sich nur der standhafte Presseclub, ein paar Tagesschauen und die Lottozahlen ins Winterprogramm geschmuggelt. Am Samstag dauerte die Sportübertragung (inklusive Bundesliga) von 8.40 bis 23.35 Uhr, am Sonntag von 8.35 bis 19.30 Uhr. Zäh wurde das Ganze durch die Absage alpiner Skirennen. Das nicht gerade TV-freundliche Rodeln kam stattdessen groß heraus. Für Gebührenzahler, die kein Interesse am Sport haben, war gar nichts im Programm.

Von Dezember bis März zeigen ARD und ZDF 320 Stunden Wintersport live, hinzu kommen Streams im Internet. Am vergangenen Wochenende trieb es Das Erste auf die Spitze. Sogar am Samstagabend, der früher Großmeistern der Unterhaltung wie Kulenkampff oder Frankenfeld, Carrell oder Gottschalk vorbehalten war, schaltete die ARD zu Gössner und Preuß, Lesser und Birnbacher. Die Biathleten liefen in Presque Isle im US-Bundesstaat Maine ihre Staffeln. Vor wenigen Zuschauern und vielen deutschen Werbetafeln. Es war ein vergleichweise unbedeutendes Weltcuprennen, das noch dazu schlecht besetzt war, weil sich viele Topathleten die Reise gespart hatten.

Das gebührenfinanzierte Programm fiel besonders am vergangenen Wochenende sehr einseitig aus. Die Einschaltquote dürfte allerdings die Programmgestalter bestätigen: Unter den zehn meistgesehenen Sendungen am Samstag waren sieben Sportübertragungen im ersten Programm. Im Winter 2014/15 lag der Durchschnitt bei den Übertragungen von Hängen und Pisten bei 2,4 Millionen und der Marktanteil bei mehr als 17 Prozent, das ist mehr als ARD/ZDF im Schnitt mit anderen Angeboten schaffen. Neben dem Neujahrsspringen findet vor allem Biathlon sein Publikum. Der Durchschnittszuschauer von ARD und ZDF ist 60 Jahre alt. Dem Augenschein nach passt das zur Altersstruktur auf den Tribünen in Oberhof oder Ruhpolding.

Die Sender bauen weiter darauf, dass Ski und Rodel bei ihren Zuschauern gut ankommen. ARD und ZDF haben den Vertrag mit dem Deutschen Skiverband über das "weltweit einzigartige Format" (Präsident Franz Steinle) um vier Jahre bis 2020 verlängert. Am kommenden Wochenende gibt es die nächste Überdosis Eis und Schnee im Ersten: neun Stunden am Freitag, elf am Samstag und acht am Sonntag - dieses Mal ohne Messe dazwischen.

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