Analyse Dem Wintersport gehen die Stars aus

Düsseldorf · Maria Höfl-Rieschs Abschied ist für den alpinen Skisport so schwer zu verkraften wie Magdalena Neuners Karriereende für die Biathleten. Es fehlt an erfolgreichen und charismatischen Persönlichkeiten.

Das ist Maria Höfl-Riesch
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Wolfgang Maiers Kleidung wirkte ein bisschen merkwürdig. Im hellblauen Daunen-Anorak saß der Alpinchef des Deutschen Skiverbands (DSV) auf dem Podium im Münchner Flughafen, als der Verband die dreimalige Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch in den sportlichen Ruhestand verabschiedete. Dabei war's doch gar nicht so frisch in der Lounge. Der "Wolfi", wie er genannt wird, muss sich auch sprichwörtlich warm anziehen. Denn nach dem Abschied seiner mit Abstand besten Athletin könnten schwierige Jahre auf die DSV-Sparte Alpin zukommen.

Felix Neureuther — hin und wieder Bruchpilot auf Pisten und Autobahnen — bleibt als einziger Athlet, der durch sportlichen Erfolg, forsches und gewitztes Auftreten die breite Masse faszinieren kann. Viktoria Rebensburg, Hans Dopfer, Stefan Luiz — alles graue Mäuse im Vergleich zu Neureuther und der von ihrem Mann und Manager Marcus Höfl systematisch (und etwas aufdringlich) zum glamourösen Star aufgebauten Riesch.

Chronologie: die größten Erfolge von Magdalena Neuner
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Chronologie: die größten Erfolge von Magdalena Neuner

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Foto: AFP

Neureuther verabschiedete sich per Facebook von seiner Partenkirchener Kindergartenfreundin: "Liebe Maria, schee war's! Schade, dass es vorbei ist! Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute. Bis bald, der Wedler." "Schee war's" für den DSV, dem Maria Höfl-Riesch zuverlässig Medaillen bescherte. Doch so schnell wird's wohl nicht mehr so "schee". Bis zum Abend vor ihrem Rücktritt hatte der Verband die Rennläuferin bekniet, doch zumindest noch ein Jahr dranzuhängen. Sogar einen Privattrainer hatte man ihr in Aussicht gestellt.

Es ist normal, dass Sportlerkarrieren mit Olympischen Spielen enden. Doch so arg wie jetzt gerade hat es den deutschen Wintersport noch nie auf einen Schlag getroffen. Erfolgreiche und charismatische Athleten hören auf. Am Holmenkollen in Oslo dreht morgen Andrea Henkel ihre letzten Runden als Biathletin, bevor sie in die USA umziehen und sich unter anderem dem Fliegenfischen widmen wird. In Henkel geht die Letzte aus der großen deutschen Biathlon-Generation. Während das Team die Abschiede unter anderem von Uschi Disl und Kati Wilhelm gut abfedern konnte, hat es sich vom Karriereende Magdalena Neuners vor zwei Jahren immer noch nicht erholt. Es gibt zwar ein paar Talente wie Laura Dahlmeier, aber bis sie Konstanz auf höchstem Niveau bringen kann, braucht sie wohl noch etwas. Und allzu große Hoffnungen in Neureuthers Freundin Miriam Gössner zu setzen, verbietet sich nach deren schwerer Sturzverletzung.

Die Eisschnellläufer haben niemand von der Strahlkraft einer Anni Friesinger. Dem Bobsport fehlt ein kantiger Typ wie Christoph Langen oder Andre "Bärchen" Lange. Der Rodler Felix Loch ist zwar möglicherweise der beste Athlet, den diese Sportart jemals erlebt hat, das Hackl-Schorsch-Charisma bringt er aber nicht gerade mit. Eric Frenzel steht mit seiner Nordischen Kombination nur während Olympischer Spiele im Zentrum des Interesses. Und Skispringer Severin Freund ist seit Sotschi überaus erfolgreich, eignet sich für Schwärmereien aber deutlich weniger als der ewige Martin Schmitt, der die Bühne verlassen hat.

Maria Höfl-Riesch kommentiert die Situation gelassen. "Es kommt schon wieder was nach, manchmal muss man Geduld haben", sagt die 29-jährige Oberbayerin. Sie hat gut reden.

(RP)
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