Alpins Ski-WM Rebensburg verpasst Medaille — Schmidhofer holt Gold

St. Moritz · Vierte: Viktoria Rebensburg wirft beim völlig überraschenden WM-Triumph der Österreicherin Nicole Schmidhofer im Super-G eine Medaille weg.

Viktoria Rebensburg – Olympiasiegerin und Vize-Weltmeisterin
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Das ist Viktoria Rebensburg

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Rebensburg blickte im Ziel kurz auf die Anzeigetafel, und als sie dort die "4" aufleuchten sah, wurde ihre Enttäuschung schlagartig sichtbar. "Blech" statt Medaille - die beste deutsche Ski-Rennläuferin beugte sich vornüber, stützte die Hände auf die Knie und starrte sekundenlang enttäuscht in den Schnee. 0,17 Sekunden fehlten der Olympiasiegerin beim WM-Super-G in St. Moritz zu Bronze, "das tut weh", sagte sie geknickt.

Während Österreich den völlig überraschenden Triumph von Nicole Schmidhofer vor Tina Weirather (Liechtenstein) und Topfavoritin Lara Gut (Schweiz) feierte, blieb Rebensburg nur der Ausblick auf die nächste Chance in der Abfahrt am Sonntag. "Die WM hat ja gerade erst angefangen", sagte sie und nahm mit Humor, dass sie am Abend trotzdem zur Siegerehrung musste: "Dann sehe ich mal, was da los ist. Das ist eine Motivation für die nächsten Rennen." Bei der Zeremonie im Kulm Park stand sie dann mit zusammengepressten Lippen links neben dem Podest - und sah dabei nicht besonders glücklich aus. Immerhin gab es als Trostpflaster auch für sie eine Trophäe.

Dabei hätte Rebensburg schon am Dienstag selbst auf dem Treppchen stehen können. Sogar Gold war möglich, der erste WM-Titel im Super-G für den Deutschen Skiverband (DSV) seit Katja Seizinger 1993. Rebensburg zeigte auf der "Engiadina" eine blitzsaubere Fahrt, war lange schneller unterwegs als Schmidhofer. Doch beim "Reinalter"-Sprung nach einer guten Minute Fahrzeit unterlief ihr ein Fehler, sie verlor die Linie, verlor massiv an Geschwindigkeit - und verlor das Rennen.

"Da bin ich ein bisschen weit geworden von der Linie her, und es hat mich hinten reingedrückt. Das hat die Zehntel gekostet, die mir am Ende gefehlt haben auf den Dritten", sagte die 27-Jährige aus Kreuth am Tegernsee. Auf die Siegerin hatte Rebensburg 0,53 Sekunden Rückstand, Weirather lag 0,33 Sekunden hinter der ehemaligen Junioren-Weltmeisterin Schmidhofer, Gut weitere 0,03 Sekunden.

Die lange verletzte Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Anna Veith aus Österreich schied ebenso aus wie Speed Queen Lindsey Vonn. "Ich bin sicher enttäuscht, aber ich habe gekämpft und alles gegeben. Es war alles oder nichts, und heute war's nichts", sagte die Amerikanerin erkennbar enttäuscht, betonte aber: "In der Abfahrt bin ich stark genug, eine Medaille zu holen". Kira Weidle aus Starnberg kam bei ihrem WM-Debüt auf Rang 31.

Rebensburg haderte nicht lange mit ihrem Pech. "Ich habe gezeigt, dass ich gut in Form bin, und ich bin in der Abfahrt gut drauf", sagte sie, "irgendwann kommt das Glück zurück, ich werde auf alle Fälle meinen Teil dazu beitragen und hart dafür arbeiten." Nach dem Rennen in der Königsdisziplin hat sie am 16. Februar im Riesenslalom eine dritte und letzte Chance.

Gleich die erste nutzte Nicole Schmidhofer (27) - völlig unerwartet, auch für sie selbst. Als die Steirerin in die Box der Führenden durfte, ließ sie sich überwältigt von ihren Gefühlen in den Schnee plumpsen. "Ich bin sonst nicht um einen Spruch verlegen, aber heute fällt's mir schwer", sagte sie, "das ist Gänsehaut pur." Als die österreichische Bundeshymne erklang, musste sie gar ein paar Tränen verdrücken.

Die Junioren-Weltmeisterin von 2007 hat noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen, stand überhaupt erst zweimal auf dem "Stockerl". Bei der WM 2015 in Beaver Creek war sie Abfahrtsvierte, nach einem Kreuzbandriss im Januar 2016 kam sie aber erst vor zwei Monaten wieder zurück in den Weltcup.

In St. Moritz griff Schmidhofer immer wieder ungläubig an die Glücksbringer an ihrem Anorak - ein Einhorn von der Kusine und ein Bärchen von der Mama -, bis die letzte Läuferin im Ziel und ihr Coup perfekt war.

(sid)
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