Ski alpin Neureuther trotz "sensationeller" Fahrt ein wenig enttäuscht

Felix Neureuther verpasst beim starken Auftritt der deutschen Ski-Rennläufer seinen zehnten Weltcupsieg nur knapp. Angesichts seiner Vorgeschichte ist er damit aber trotzdem zufrieden.

 Felix Neureuther fehlte ein Zehntel zum Sieg.

Felix Neureuther fehlte ein Zehntel zum Sieg.

Foto: ap, GA FP

Felix Neureuther sah nicht allzu glücklich aus, als er Sieger Marcel Hirscher standesgemäß abklatschte. Er war nah dran am zehnten Weltcup-Sieg seiner Karriere, dann allerdings nahm ihm sein österreichischer Dauerrivale beim Slalom im schwedischen Are doch 0,10 Sekunden ab. "Ja, klar", sei er ein bisschen enttäuscht über Rang zwei, sagte Neureuther, "vor allem, wenn man nach dem ersten Durchgang führt." Und wenn man so nah an Hirscher dran sei, "will man natürlich auch gewinnen."

Nach dem ersten Lauf lag Neureuther noch 0,25 Sekunden vor dem Weltmeister, dann wackelte er im zweiten ein bisschen, vor allem ein Patzer im Schlussabschnitt kostete ihn den Sieg, mit dem er in der Liste der deutschen Weltcup-Sieger an Markus Wasmeier vorbei auf Platz eins gezogen wäre. "Da habe ich es leider nicht ganz so perfekt getroffen, ein bisschen zu viele Fehler gemacht." Und so reichte es nur noch, um den überraschend starken Russen Alexander Koroschilow um 0,05 Sekunden auf Distanz zu halten.

DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier war mit dem zweiten Rang von Neureuther und dem siebten Rang von Fritz Dopfer freilich "sehr zufrieden": "Man muss die Beine am Boden lassen", sagte er, "Felix hatte kaum Training, und dafür ist er sensationell gefahren." Das sah Cheftrainer Mathias Berthold nicht viel anders: "Gewinnen wäre natürlich schöner gewesen, zumal es drin gewesen wäre. Aber man muss halt schauen, wo er herkommt." Und das bedeutet: Neureuther ist trotz permanenter Rückenprobleme Weltspitze.

Das sah mit ein wenig Abstand dann auch Neureuther so. "Da brauchen wir nicht reden, mit der Vorgeschichte bin ich total zufrieden, das hätte ich so nicht unbedingt erwartet. Aber man sieht auch, es gibt schon noch einiges zu arbeiten", sagte er. Noch am Freitag hatte es nicht so ausgesehen, als sei Neureuther am Sonntag zu solch einer Leistung imstande: Im Riesenslalom war er ausgeschieden, hatte sich dabei den permanent lädierten Rücken verrissen.

Im Riesenslalom am Freitag hatten Stefan Luitz und Dopfer die Ränge drei und vier belegt, auch Luitz ist damit für die WM im Februar qualifiziert, Alpindirektor Maier zog daher ein positives Fazit. "Es ist absolut top, wie sich die Jungs präsentieren, wie sie fahren. Das kann ja nur positiv sein", sagte er. Zumal auch verblüffend bleibt, dass Neureuther beinahe ohne Training die Weltspitze aufmischt. "Das war mein dritter Tag seit Levi im Slalom", rechnete er vor.

In den vier Wochen seit besagtem Rennen in Finnland, wo er ebenfalls hinter Hirscher Rang zwei belegt hatte, hatte Neureuther nur zwei Tage in seiner Spezialdisziplin trainiert. Insgesamt hat er es seit dem Sommer nur auf sechs Slalom-Tage gebracht - das entspricht etwa 30 Fahrten. Lachhaft wenig, aber: Es sei nun mal so, "dass ich nicht viel brauche, um wieder relativ schnell zu sein, es passt auch von der Abstimmung her super, das ist echt optimal."

Über seinen Rücken will Neureuther erst mal nicht mehr reden. "Wenn ich am Start stehe, fühle ich mich auch okay, dann gibt es keine Ausreden mehr."

(sid)
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