Keine Party Neureuther wollte nach Bronze-Coup nur noch heim zu "Miri"

St. Moritz · Felix Neureuther verzichtete nach nach seinem emotionalen Bronze-Coup auf eine große Party - und eilte zu seiner Freundin Miriam Gössner.

Felix Neureuther holt einzige deutsche Medaille
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Neureuther holt einzige deutsche Medaille

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Foto: dpa, mkx hpl

Felix Neureuther hatte noch immer Rennanzug und Handschuhe an, als er am Sonntagabend gegen 18.00 Uhr seine Bronzefeier im Deutschen Haus in Celerina vorzeitig verließ. Nach seinem wohl emotionalsten Erfolg wollte der beste deutsche Ski-Rennläufer nur noch heim zu seiner "Miri" - ganz so, wie er es ein paar Stunden zuvor angekündigt hatte: "Ich fahr' nach Hause, da gehöre ich hin."

Denn dort wartete seine Freundin Miriam Gössner, der Neureuther seine dritte WM-Einzelmedaille unter Tränen widmete. Gössner hatte wegen einer Stirnhöhlenentzündung auf die Reise ins hoch gelegene St. Moritz verzichten und ihre Biathlon-Saison vorzeitig beenden müssen. "Sie hatte keine einfache Zeit, aber egal, wie schlecht es ihr ging, sie hat mich immer aufgebaut", sagte Neureuther gerührt, "das ist menschlich für mich sehr, sehr groß".

Neureuther verzichtet auf wie Sekt und Weißbier

Deshalb beließ er es in Celerina bei einem kurzen Plausch mit Freunden und langjährigen Wegbegleitern sowie ein paar herzlichen Umarmungen mit seiner Mama Rosi, dem Papa Christian und seiner Schwester Ameli. Sekt und Weißbier ließ er unberührt, nur von der Schokotorte mit den drei Kerzen, die ihm der italienische Wirt überreichte, gönnte er sich ein Stück ("Die is fei guad!"). Den Anruf des feierwütigen Silbermedaillengewinners Manuel Feller ignorierte er aber. "Dafür bin ich zu alt", sagte Neureuther schmunzelnd.

Dabei war dem bald 33-Jährigen in seinem wohl letzten WM-Rennen ein Coup gelungen, der eine wilde Party bis in die Morgenstunden gerechtfertigt hätte. Neureuther kämpfte sich auf der "Suvretta" von Platz zehn im ersten Slalom-Durchgang noch aufs "Stockerl" - trotz Rückenproblemen. "Das", gab danach sogar sein Vater Christian zu, "hätte ich ihm nicht mehr zugetraut."

Den vielleicht entscheidenden Extra-Schuss Motivation verlieh Neureuther ein Blick in den Videotext am Samstagabend. Er habe sich über die Ergebnisse der Bundesliga informieren wollen, als ihm die Zeile "Letzte Medaillenhoffnung: Linus Straßer" ins Auge fiel. "Da habe ich gedacht: Puh, das geht aber jetzt ein bisschen zu schnell mit dem Generationswechsel. Das hat mich echt geärgert", erzählte er. Dass er tags darauf "die Verhältnisse wieder ein bisschen zurechtrückte", war ihm deshalb "große Genugtuung".

Neureuther bewahrte den Deutschen Skiverband (DSV) damit vor der ersten WM ohne Medaille seit 2007. Alpindirektor Wolfgang Maier adelte ihn daraufhin zum neben Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier größten deutschen Ski-Rennläufer überhaupt. "Der Felix überstrahlt sie alle um Längen, er ist einfach die Nummer eins", sagte er. Cheftrainer Mathias Berthold meinte: "Der Felix ist einfach eine wilde Sau."

Aber, gab Berthold zu bedenken, Einzel-Gold "hat er noch nicht gewonnen". Dafür, fügte er schmunzelnd an, "haben wir ja nächstes Jahr noch". Dann finden in Pyeongchang/Südkorea die Olympischen Winterspiele statt, das voraussichtlich letzte Großereignis für Neureuther. Sollte dem Partenkirchner dann der krönende Abschluss seiner außergewöhnlichen Karriere gelingen, dürfte die Feier auch etwas länger dauern als die rund 60 Minuten in der Schweiz.

(sid)
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