Kinofilm über die Streif Heldenepos über die Waghalsigen von Kitzbühel hat Schwächen

Kurz vor dem Weltcup-Stopp der Skirennfahrer in Kitzbühel kommt ein Film über eine der schwersten Abfahrtsstrecken in die deutschen Kinos. Regisseur Salmina dichtet ein dramatisches Heldendrama, das den drohenden Tod auf der Streif in den Mittelpunkt stellt.

 Die Abfahrt in Kitzbühel bietet Jahr für Jahr spektakuläre Bilder.

Die Abfahrt in Kitzbühel bietet Jahr für Jahr spektakuläre Bilder.

Foto: afp, OLIVIER MORIN

Die Weltcup-Abfahrt der Skirennfahrer in Kitzbühel ist eine Legende für sich, die Sieger machen sich in Wintersportkreisen für immer einen Namen. Kaum eine Alpin-Strecke erfordert so viel Mut, fahrerisches Können und Kompromisslosigkeit. "Auf der Streif geht es ums blanke Überleben", behauptet Norwegens Olympiasieger Aksel Lund Svindal, einer der besten Athleten in den schnellen Disziplinen. Stoff genug für einen Film, dachten sich Regisseur Gerald Salmina und seine Mitstreiter, packten ihre Kameras ein und fuhren nach Kitzbühel. Zurück kamen sie mit Bildern, die die Zuschauer tatsächlich in Atem halten. Pünktlich vor dem diesjährigen Weltcup-Stopp vom 23. bis 25. Januar startet am Donnerstag die Dokumentation "Streif - One Hell of a Ride" auch in den deutschen Kinos. In Österreich ist der Streifen bereits ein Publikumserfolg.

115 Minuten lang werden die beeindruckendsten Fahrten und die schwersten Stürze der vergangenen Jahrzehnte ebenso gezeigt wie der emotionale Nachtslalom-Sieg von Felix Neureuther vergangenes Jahr. Im Mittelpunkt aber steht der Höhepunkt der Hahnenkammrennen selber: die Abfahrt, die international ihresgleichen sucht. "Kitzbühel ist einfach brutal, die herausforderndste Abfahrt überhaupt", sagt Olympiasieger und Abfahrts-Weltmeister Franz Klammer. In den siebziger und achtziger Jahren gewann der Österreicher viermal auf der Streif, besser ist nur der inzwischen ebenfalls zurückgetretene Schweizer Didier Cuche mit fünf Siegen. Der 40-Jährige tritt im Film als Erzähler in Erscheinung, liefert Anekdoten und berichtet über seine Angst, als er das erste Mal in Kitzbühel am Start stand.

Der Streif-Streifen raubt Nerven, weil er beinahe jeden schweren Sturz auf der Streif zeigt, in Echtzeit, in Zeitlupe, aus den verschiedensten Perspektiven. Fast der halbe Film dreht sich um schwerste Verletzungen, um die latente Gefahr, um die Sorgen. Allein in der jüngsten Vergangenheit stürzten der Schweizer Daniel Albrecht (2009) und Hans Grugger (2011) aus Österreich so unglücklich, dass beide Schädel-Hirn-Traumata erlitten und die Ärzte um das Leben der Topfahrer kämpfen mussten. Szenen von damals aus dem Krankenhaus werden nachgestellt, überhaupt ist der drohende Tod auf der Streif der makabre Hauptspannungsbogen des Films. "Ich bin froh, dass mich die Streif am Leben gelassen hat", sagt Grugger aufgeregt in die Kamera. Albrecht berichtet aufgewühlt: "Ich hätte sterben können."

Salminas Dokumentation lebt von der Dramatisierung, mitunter auch von der Übertreibung. Und von ausgeprägtem Product-Placement: Mehrere Athleten, darunter Svindal und Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher aus Österreich, fahren in der ersten Hälfte des Films in Red-Bull-Rennautos um die Wette. Was zweifellos auch damit zusammenhängen dürfte, dass der Energy-Drink-Hersteller aus Österreich den Film mitfinanziert hat. Ein anderes Mal fährt Hirscher in einer Limousine mit hoher Geschwindigkeit von A nach B, das Logo des Autoherstellers steht mehrmals im Fokus der Kamera.

Die Geschichte des Films handelt weniger von Sportlern. Eher von modernen Gladiatoren, die voller Adrenalin in eine Art Krieg ziehen, um ein Streckengefälle von bis zu 85 Prozent bei Geschwindigkeiten von über 140 Stundenkilometern zu überstehen, um gegen die Natur zu bestehen. Salmina inszeniert den Film als wahres Heldenepos. Unterlegt wird das Ganze mit packender Filmmusik; bombastische Landschaftsbilder und schnelle Schnitte reißen den Zuschauer mit. "Streif - One Hell of a Ride" ist eine Darbietung der besonderen Art, die manchmal das rechte Maß vermissen lässt.

(dpa)
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