Sieg in Lake Louise Lindsey Vonn gelingt perfektes Comeback
Lake Louise · Am ersten Rennwochenende nach ihrer langen Verletzungspause schafft die Amerikanerin den 60. Weltcup-Sieg.
Nach der märchenhaften Rückkehr auf das Siegertreppchen war Lindsey Vonn fast nicht zu bremsen. "Das war das perfekte Comeback", sagte sie, "das ist wirklich unglaublich und emotional." Es war ihr anzusehen: Tränen kullerten über ihre Wangen, während sie darüber sprach, wie sie im zweiten Rennen nach beinahe einjähriger Verletzungspause schon wieder zum Sieg fuhr — dem ersten seit Januar 2013, und dem 60. insgesamt. Nur noch zwei fehlen der Amerikanerin zum Weltcup-Rekord.
Nach einer Fahrt wie aus einem Guss hatte sich Vonn am Samstag im Zielraum im kanadischen Lake Louise erst mal ausgepumpt, aber auch überglücklich in den Schnee fallen lassen. Sie kreischte ein "Yes" in die kalte Luft, die rechte Faust reckte sie dabei als Geste des Triumphes nach oben. "Ich habe soviel gekämpft", erzählte Vonn vor Freude schluchzend: "Ich wusste, dass ich gewinnen kann. Aber es kam dann doch so überraschend." Überraschend, ja, aber es war eben auch "ein perfekter Tag", wie sie feststellte.
Am Freitag hatte Vonn an gleicher Stelle mit Platz acht bereits ein beachtliches Comeback nach 349 Tagen Wettkampfpause gefeiert. 24 Stunden später fuhr sie die Konkurrenz dann schon wieder in Grund und Boden, Sieg Nummer 15 am "Lake Lindsey", triumphierte deutlich vor ihren Teamkolleginnen Stacey Cook und Julia Mancuso. Es war, am Rande erwähnt, das erste Mal, dass drei Amerikaner(innen) bei einem Weltcup-Rennen Platz eins bis drei belegten. Vor allem aber war es der Tag der Lindsey Vonn.
Vonn ist auf dem besten Wege, eines ihrer ganz großen Ziele zu erreichen: Bei 62 Siegen wäre die legendäre Annemarie Moser-Pröll (Österreich) eingeholt. "Ich hoffe, dass ich den Ball am Rollen halten kann", sagte Vonn, "ich erwarte nicht, dass das jetzt jedes Rennen passiert." Eines aber hat sie schon festgestellt am Samstag nach ihrem Sieg: "Ich glaube", meinte sie, "ich habe auf jeden Fall ein paar Leute schockiert. Ich konnte das bei einigen Mädels an den Gesichtern ablesen."
Auf Glücksgefühle wie diese hat Vonn lange warten müssen, nachdem sie sich im Februar 2013 bei der WM in Schladming das Kreuzband zum ersten Mal gerissen hatte und danach auch wegen psychischer Probleme nicht auf die Beine gekommen war. Es war eine Phase, in der ihr auch ihr Freund Tiger Woods half, wie sie betont. Der Golf-Star feierte an diesem Wochenende ebenfalls sein Comeback, es verlief allerdings katastrophal. "Linds hat gewonnen", twitterte Woods, "ich habe (nur) teilgenommen."
Völlig unter ging an diesem Samstag, dass Viktoria Rebensburg einen glänzenden fünften Rang belegte, 0,76 Sekunden hinter der dominierenden Vonn. Nur zweimal war Rebensburg in einer Abfahrt besser gewesen, jeweils bei den beiden Rennen in Lake Louise vor drei Jahren. Der neuen Cheftrainer Markus Anwander nahm es mit großer Freude zur Kenntnis. Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, sagte er, "fehlt uns natürlich schon", gerade in der Abfahrt, aber: "Ich bin froh, dass Vicky auf einem guten Weg ist, die Lücke zu schließen."