Sportlerin des Jahres nach Rücktritt Höfl-Riesch macht es wie Neuner

Maria Höfl-Riesch erhält neun Monate nach ihrem Rücktritt als "Sportlerin des Jahres" noch einmal die verdiente Anerkennung für ihre Erfolge bei den Olympischen Spielen in Sotschi.

Das ist Maria Höfl-Riesch
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Foto: dpa, nic

Den besten Zeitpunkt für das Ende der Karriere zu wählen, gehört zu den großen Herausforderungen eines erfolgreichen Sportlers. Auf dem Höhepunkt abzutreten, mit einem letzten, lauten Paukenschlag - wer träumt nicht davon? Maria Höfl-Riesch benötigte nach dem letzten Rennen ihrer Laufbahn nur noch eine Woche, um die Erkenntnis zu verkünden, dass es nun genug sei: "Der größte Traum hat sich für mich nochmal erfüllt", sagte sie am 20. März dieses Jahres, "und man soll aufhören, wenn es am schönsten ist."

Die finale Würdigung der Laufbahn folgt nun neun Monate, nachdem sie ihre Karriere beendet hatte: Zum zweiten Mal nach 2010, als sie mit zwei Goldmedillen aus Vancouver zurückgekehrt war, wurde die dreimalige Olympiasiegerin Höfl-Riesch zur "Sportlerin des Jahres" gewählt.

Der Abschied als Rennläuferin fiel für Höfl-Riesch nicht ganz so glanzvoll aus wie vielleicht erhofft - nach einem kapitalen Sturz bei der Weltcup-Abfahrt im Schweizer Lenzerheide, bei der sie sich noch die Chance auf den zweiten Gewinn des Gesamtweltcups erhalten wollte, hing Höfl-Riesch am Haken eines Rettungshubschraubers. Es mag für sie der letzte Anstoß gewesen sein, sich für den Rücktritt zu entscheiden: Sie dürfte gemerkt haben, dass sie das Risiko, das sie für große Siege eingehen muss, nicht mehr eingehen will.

Der Gesamtweltcup war auch nicht mehr nötig gewesen zur Krönung einer großartigen Karriere - die war Höfl-Riesch im Monat zuvor bei den Olympischen Spielen in Sotschi gelungen: Gold in der Super-Kombination wie 2010, dazu Silber im Super-G. Nein, dachte Höfl-Riesch, da kann nicht mehr kommen. Warum noch ein Jahr dranhängen und im Februar 2015 noch mal um WM-Medaillen fahren?
Geschenkt. Nein, schöner würde es nicht mehr werden.

Die Tage in Sotschi waren das Spiegelbild einer Karriere, die 13 Jahre zuvor im Weltcup begonnen hatte. In der Super-Kombination, dem ersten Wettbewerb, hielt Höfl-Riesch dem immensen Druck im entscheidenden Moment stand. Wieder einmal. Danach missriet ihr als Topfavoritin die Abfahrt, sie kam im Super-G zurück, im Slalom verpasste sie knapp Bronze. Eine Laufbahn im Zeitraffer: oben, unten, oben, unten - und am Ende doch ganz oben.

"Es fällt mir schwer", sagte Höfl-Riesch am Tag ihres Rücktritts. Der Klos im Hals war dabei deutlich zu hören, "aber ich denke", ergänzte sie, "es ist die richtige Entscheidung". Und ja, schickte sie noch hinterher, "es ist ein trauriges, wehmütiges, aber auch erleichterndes Gefühl".

Ein paar Monate später ist Höfl-Riesch der festen Überzeugung, dass sie alles richtig gemacht hat. Ihr fehle nichts, versichert sie. Sie ist sehr präsent gewesen in den vergangenen Wochen und Monaten, fast schien es, als laufe sie über jeden Roten Teppich, der irgendwo ausgelegt wurde. Hier eine Gala, dort ein Event - selbst in Lausanne war sie neulich dabei als Mitglied der Gruppe von (ehemaligen) Sportlerinnen, die mal über das Reformprogramm von IOC-Präsident Thomas Bach schauen durften.

Sie wolle, hat Maria Höfl-Riesch seit dem Rücktritt stets betont, "Neues ausprobieren". An diesem Wochenende hatte sie ihren ersten Einsatz in einer dieser neuen Rollen - als Expertin für die ARD. Kurioserweise bei den Rennen der Männer im Grödnertal. Sie hat ihre Sache gut gemacht.

(sid)
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