Ski-WM Shiffrin holt wieder Gold, nur jubeln kann sie nicht

Vail/Beaver Cree · Lindsey Vonn scheitert, doch Mikaela Shiffrin und Ted Ligety halten dem großen Erwartungsdruck stand und holen am Ende der Ski-WM jeweils Gold für die USA.

Mikaela Shiffrin gewinnt Gold im Slalom
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US-Star Shiffrin gewinnt Gold im Slalom

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Emotionen? Keine! Zumindest nicht von Mikaela Shiffrin. Um sie herum toste der Jubel, innerhalb von 24 Stunden feierte das Publikum voller Enthusiasmus das zweite Gold für die USA. Shiffrin aber wirkte wie paralysiert. Sie stand da, die Skistöcke fest umklammert, den Kopf gesenkt, regungslos. Und dabei hatte sich die immer noch erst 19 Jahre alte Favoritin doch vorgenommen, das Stadion zu rocken, so, wie es Ted Ligety am Tag zuvor nach seinem Sieg im Riesenslalom gemacht hatte.

"Ich fühlte mich ein bisschen komisch", sagte Shiffrin später, als der dritte Sieg nacheinander in einem großen Slalom, einer, "den ich unbedingt wollte", einigermaßen bei ihr angekommen war. Ihr Plan war gewesen, im Falle von Gold "etwas Episches zu tun, das die Leute zum Weinen bringt." Es ging nicht. Dieses Rennen, das sie beinahe noch verloren hätte, habe sie zu viel Energie gekostet, sagte sie entschuldigend. Und Jubel könne sie ja eh nicht richtig, "ich bin da ein bisschen ein Trottel".

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Und beinahe wäre sowieso alles schiefgegangen. Beruhigende 0,40 Sekunden lag Shiffrin, die Titelverteidigerin und Olympiasiegerin von 2014, vor dem zweiten Lauf vor Frida Hansdotter aus Schweden. In der langen Pause vor dem Finale hatte sie noch ein Nickerchen gemacht, eine Pizza verdrückt, den zweiten Lauf aber begann sie verhalten: "Ich glaube, ich habe da noch geschlafen." Erst auf den letzten Metern dann machte sie aus einem zwischenzeitlichen Rückstand wieder 0,34 Sekunden Vorsprung auf Handsdotter.

"Das war eine gute Show, aber keine Absicht", sagte Shiffrin mit einem Lächeln. Der Grund für den zögerlichen Beginn sei gewesen, dass sie einen Kampf mit sich ausgefochten habe: "Ich wollte es nicht vermasseln." Sie vermasselte es nicht. Wie bereits vor zwei Jahren in Schladming, wie bereits vergangenen Februar bei Olympia hielt sie dem Druck stand, von dem sie sagt, er sei "ein harter Gegner". Dass sie dabei Gold vor ihrer Haustür in Vail gewann, "das geht mir echt ans Herz", verriet sie.

Ein bisschen hatte sie es auch Ted Ligety zu verdanken, dass es klappte mit dem zweiten Gold für die USA. Lindsey Vonn hätte ja zu diesem Zeitpunkt schon zweifache Weltmeisterin sein sollen in Vail und Beaver Creek, doch sie scheiterte an dem Druck, den sie sich vor allem selbst gemacht hatte. Dann landete auch noch Bode Miller im Krankenhaus. Erst Ligety behielt die Nerven mit einem famosen Sieg vor Marcel Hirscher (Österreich), Alexis Pinturault (Frankreich) und dem unglücklichen Vierten Felix Neureuther.

"Ich war so froh, als ich Teds Rennen sah", verriet Shiffrin. "Als er im zweiten Lauf ins Ziel kam, war mein erster Gedanke: Das Rennen gewinnst du. Mein zweiter Gedanke war: Danke, dass du diese Goldmedaille holst!" Ligety, das war offensichtlich, hatte Shiffrin den zusätzlichen Druck genommen, das erste und zugleich wohl einzige Gold der USA holen zu müssen. Zum Sieg reichte es, zu einem epischen Jubel nicht mehr. Aber, versprach Shiffrin und lächelte: "Ich werde daran arbeiten."

(sid)
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