Kaltstart in die Ski-Alpin-Saison Neureuther, der ewige Patient

München · Felix Neureuther will am Sonntag in die Weltcup-Saison starten. Die Form dazu hat er nach einem Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule allerdings nicht.

 Felix Neureuther startet fast ohne Training in die neue Saison.

Felix Neureuther startet fast ohne Training in die neue Saison.

Foto: dpa

Am Donnerstagvormittag hat sich Felix Neureuther dann tatsächlich auf den Weg gemacht. "Ich fahre gerade zum Flughafen", berichtet er. Die Reise ging nach Levi, Finnland, wo am Sonntag der erste Weltcup-Slalom der Saison stattfindet. Neureuther war verletzt, er ist nicht in Form, er hat Schmerzen, aber er will es versuchen. "Wenigstens kann ich ohne Druck in das Rennen starten", sagt er. Überzeugt klingt das nicht. Was allerdings auch kein Wunder ist.

"Ich bin ein Kämpfer", sagt Neureuther, "ich lasse mich nicht unterkriegen. Wenn ich bei einem Rennen am Start stehe oder im Ziel abschwinge, dann entschädigt das für die ganze Quälerei." Quälerei trifft es ganz gut. "Eigentlich ganz okay", gehe es ihm, sagt der 28 Jahre alte Partenkirchner, aber eigentlich sollte er kein Rennen fahren. Neureuther leidet an den Nachwirkungen eines Bandscheibenvorfalls an der Brustwirbelsäule, sein Rücken im Bereich der Lendenwirbel ist entzündet.

"Da bist du der Depp"

"Ich habe gedacht, ich habe schon alles durch", sagt Neureuther im Gespräch mit dem SID mit einem Anflug von Galgenhumor. Seit Ende August hat er nicht mehr richtig trainieren können, vor dem Weltcup-Auftakt Ende Oktober in Sölden wurden die Schmerzen im Rücken "so brutal", dass er eine Pause einlegen musste. "Lendenwirbelsäule, da bist du der Depp. Du kannst nichts für den Oberkörper und die Beine machen", sagt Neureuther, "teilweise konnte ich nicht mal richtig gehen."

Jetzt hat er gerade noch drei Tage mit den Österreichern trainiert. Die Piste war hart. Gift für den Rücken. "Ich bin noch nicht wirklich schmerzfrei", sagt Neureuther. Stellt sich die Frage, warum er sich das antut. Warum er sich das praktisch jedes Jahr antut. Irgendwas ist immer. Meist am Rücken. Oder in den Kniegelenken. "Ja", sagt er mit einem kleinen Seufzer, "es ist schon mühsam. Es ist eine Quälerei. Und natürlich macht man sich Gedanken.
Es ist nicht so lustig." Und trotzdem vergeht ihm der Spaß nicht.

Neureuther würde wohl auch mit dem Kopf unter dem Arm starten. Er macht sich Mut. "Letztes Jahr war ich um diese Zeit auch verletzt", erinnert er. Im Dezember 2012 startete er nach einer Pause von sechs Wochen wegen einer Knieverletzung ebenfalls verspätet und praktisch aus dem Stand in den Winter. Aber auch ohne Druck. Prompt gelang ihm der beste Saisonstart seiner Karriere. Das muss nicht immer klappen. "Von der Form her", bestätigt Neureuther, "bin ich ein Stück weit entfernt."

Viel schlimmer aber ist die Ungewissheit, was mit dem Rücken ist. Was damit wird. "Bei Rückenschmerzen bist du passiv im Oberkörper", sagt Neureuther. Er aber ist nur schnell, wenn er aktiv mit dem Oberkörper arbeitet. Wie soll das funktionieren? "Ich kann schon Ski fahren", sagt Neureuther, "nur wie gut, das weiß ich nicht." Er will es jetzt aber wenigstens herausfinden. In Levi.

(sid)
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