Ski alpin Dreßen wandelt auf Wasmeiers Spuren

Kvitfjell · Ski-Rennläufer Thomas Dreßen sorgt bei der Abfahrt in Kvitfjell als Sechster für eine große Überraschung. Sein Trainer sagt, dass dies erst der Anfang war.

 Thomas Dreßen jubelt über Platz sechs in Kvitfjell.

Thomas Dreßen jubelt über Platz sechs in Kvitfjell.

Foto: dpa, nic

Das Fernsehen hatte die Live-Übertragung längst beendet, als Thomas Dreßen die "Olympiabakken" in Kvitfjell heruntergerast kam. Dort, wo 1994 ein gewisser Markus Wasmeier seine erste von zwei olympischen Goldmedaillen gewann, drängte sich nun der 24 Jahre alte Abfahrer vom SC Mittenwald überraschend in den Mittelpunkt: Sechster! Dreßen riss die Arme hoch und schrie nach einem kurzen, ungläubigen Blick seine Freude heraus, als er das Resultat beim Abschwingen aus einer Schneewolke heraus erspähte.

"Ich hab das erst gar nicht registriert, ich hab erst gedacht, ich bin 16.", sagte Dreßen wenig später dem SID. Erst als die Zuschauer "so abgegangen sind", habe er realisiert, was ihm da gelungen war. "Brutal stolz" mache ihn diese Platzierung, sagte er, "ich freue mich, dass ich endlich angekommen bin da oben", es sei ja "immer ein Traum gewesen, das zu schaffen". Er betonte aber auch: "Wenn ich diesen sechsten Platz nicht bestätige, dann bringt mich das auch nicht weiter."

Als Dreßen mit der hohen Startnummer 48 auf der Strecke war, schien schon alles geklärt: erster Weltcupsieg für Bostjan Kline aus Slowenien, dahinter Olympiasieger Matthias Mayer aus Österreich (+0,19 Sekunden) und Kjetil Jansrud aus Norwegen (+0,20). Sie konnte der junge Deutsche dann nicht gefährden, aber: Er verfehlte das Siegertreppchen auch nur um 0,18 Sekunden. Bislang war ein 16. Platz sein bestes Weltcup-Resultat gewesen.

Sechster oder besser bei einer Abfahrt — das war einem Deutschen seit den zwei zweiten Plätzen des WM-Dritten Florian Eckert in Kvitfjell vor 16 Jahren nur zweimal gelungen: Im Dezember 2004 Max Rauffer bei seinem sensationellen Sieg in Gröden/Italien, und zuletzt dann im November 2012 Tobias Stechert mit einem fünften Rang in Lake Louise/Kanada. In 50 Jahren Weltcup haben lediglich Rauffer (1), Wasmeier (2), Sepp Ferstl (2) und Franz Vogler (1) ein Abfahrtsrennen gewonnen.

"Das war ganz cool"

"Das war ganz cool", sagte Cheftrainer Mathias Berthold gewohnt unaufgeregt über den hoch veranlagten Dreßen. "Er ist schon bei der WM gut gefahren, er ist richtig gut drauf, er startet jetzt durch", ergänzte der Österreicher, der den Deutschen Skiverband (DSV). Dreßen war bei der WM in der Spezialabfahrt Zwölfter geworden, in der Kombinationsabfahrt Dritter geworden - weit vor den Stars der Szene.

Federica Brignone aus Italien war die würdige Siegerin der fragwürdigen Weltcup-Kombination im Schweizer Crans-Montana. Die 26-Jährige feierte nach einem chaotischen Super-G und einem Slalomlauf ihren vierten Sieg vor Abfahrtsweltmeisterin Ilka Stuhec aus Slowenien (1,01 Sekunden zurück) und der WM-Dritten Michaela Kirchgasser aus Österreich (1,16).

Lena Dürr (Germering) verbesserte sich im Slalom vom 26. auf einen guten achten Rang. Viktoria Rebensburg (Kreuth) verzichtete nach Rang sieben im Super-G auf den Start im Slalom. Punkte holten auch Marlene Schmotz (Leitzachtal/25.) und Patrizia Dorsch (Lenggries/27.).

Das Rennen allerdings geriet beinahe zu einer Farce. Der Super-G zum Auftakt war zunächst nach nur drei Läuferinnen abgebrochen worden. Beim Neustart von einem tiefer gelegenen Punkt verzichteten vier US-Frauen um die Superstars Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin wegen der angeblich gefährlichen Pistenverhältnisse auf ihre Teilnahme.

(sid)
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