Ski-WM Fliegerstaffel zerstört Kamera — Vorfall geht glimpflich aus

St. Moritz · Beinahe-Katastrophe bei der Ski-WM in St. Moritz: Das Flugzeug einer Kunstflug-Staffel durchtrennt das Trageseil einer TV-Kamera und bringt dadurch unter anderem den Lift mit den Rennläufern zum Stehen.

Kamera fällt in den Zielraum
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Kamera fällt in den Zielraum

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Foto: rtr, WR/DZL

Das rot-weiße Propellerflugzeug flog tief - viel zu tief. Bei der alpinen Ski-WM in St. Moritz wäre es deshalb am Freitag beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Eine von neun Maschinen der Show-Staffel "PC-7 Team" der Schweizer Luftwaffe durchtrennte zwischen den beiden Läufen des WM-Riesenslaloms der Männer das Zugkabel einer Seilbahnkamera des Schweizer Fernsehens, worauf Teile der Kamera, mit der die Läufer während des Rennens von oben gezeigt werden können, aus großer Höhe in den Zielraum stürzten.

Verletzt wurde nach Angaben der Kantonspolizei Graubünden niemand. Wegen des Zwischenfalls musste aber aus Sicherheitsgründen vorübergehend der Sessellift mit den meisten Rennläufer wie Felix Neureuther oder dem späteren Sieger Marcel Hirscher (Österreich) angehalten werden: Das abgerissene Zugseil fiel auf das Seil des Sessellifts, ob es auch Kabinen berührte, in denen Rennläufer saßen, konnte die Kantonspolizei Graubünden nicht beantworten. Dem Schweizer Fernsehen entstand ein Sachschaden von 250.000 Euro. Die Schweizer Militärjustiz hat die Untersuchung des Vorfalls an sich gezogen.

Im Lift saßen neben Neureuther oder Hirscher fast alle Top-Stars , sie waren auf dem Weg zur Besichtigung des Finallaufs im Riesenslalom. Neureuther reagierte mit Unverständnis auf den Vorfall. "Es ist immer ein sehr korrektes Volk, das bei jedem Kilometer, den man zu schnell fährt, da rumtut. Und dann können sie nicht einen Meter zu hoch fliegen, das geht mir nicht in den Kopf rein", sagte er. "Das ist eine brutale Geschichte, wir hatten Glück, dass nicht mehr passiert ist", sagte FIS-Renndirektor Markus Waldner.

Die Athleten konnten mit einer Verzögerung von rund 15 Minuten weiterfahren, das Rennen um die Medaillen begann deshalb eine halbe Stunde später als geplant. Stefan Luitz (Bolsterlang) saß ebenfalls im Lift und hatte nur noch wenige Meter bis zur Endstation zurückzulegen. "Ich hätte vielleicht noch raushupfen können, aber es war ein bisschen hoch. Ich war mit dem Maier Wolfgang (Anm.: DSV-Alpindirektor) und dem Hirscher Marcel im Lift, also habe ich mir keine Sorgen gemacht. Weil, wenn der Marcel noch im Lift sitzt, passiert so schnell nix", sagte der Allgäuer.

"Das hätte sehr, sehr schlimm ausgehen können", sagte Neureuther, der im Lift von einem italienischen Trainer über die Hintergründe des außerplanmäßigen Halts informiert wurde. Die Flugstaffel trainierte während der beiden Läufe für ihren für Samstag geplanten Auftritt. Der Flieger habe den Flugplatz im nahe gelegenen Samedan "selbstständig" erreicht, teilte Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden mit, "aus Sicherheistgründen stellte die Sesselbahn Salastrains den Betrieb ein, die Polizei sowie die Militärbehörden haben die Untersuchungen aufgenommen." Weitere Angaben wollte er zunächst nicht machen.

Der Vorfall weckte Erinnerungen an weitere ähnliche Zwischenfälle bei verschiedenen Sportveranstaltungen. Am 22. Dezember 2015 war beim Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio eine abgestürzte Kameradrohne kurz hinter Hirscher auf die Piste gekracht. Im vergangenen August fiel am Rande der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro eine Seilbahnkamera aus rund 20 Metern Höhe zu Boden und verletzte mehrere Menschen. Bei Reparaturarbeiten waren beide Trägerseile gerissen.

(dpa)
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