Drei Medaillen bei der WM Wellinger wandelt auf Schmitts Spuren

Lahti · Silber, Gold, Silber: Für Skispringer Andreas Wellinger verläuft die WM in Lahti wie im Märchen. Am Samstag soll Medaille Nummer vier folgen.

Nordische Ski-WM 2017: Andreas Wellinger jubelt über WM-Silber
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Wellinger jubelt über WM-Silber

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Foto: dpa, hsc lif

Andreas Wellinger hatte den Ärger über die Noten schnell vergessen. "Ich werde mich sicher nicht über Silber beschweren", sagte der Medaillen-Sammler aus Ruhpolding nach dem um 72 Zentimeter verpassten Weltmeister-Titel von der Großschanze. Viel lieber blickte der 21-Jährige voraus: Schon am Samstag kann Wellinger im Teamwettbewerb seine vierte Medaille bei nur einer WM holen - ein Kunststück, das als einzigem deutschen Skispringer bislang Martin Schmitt gelang.

"Jetzt werden wir unsere Kräfte sammeln, um noch einmal anzugreifen", sagte Wellinger vor der letzten WM-Entscheidung (16.15 Uhr MEZ/ARD und Eurosport). Dort gilt Deutschland als Mitfavorit, auch wenn die Ergebnisse im Einzel abgesehen von Wellinger eher mäßig waren. In der Addition aller vier Springer lag Deutschland mit 1018,9 Punkten hinter Polen (1072,2) und Norwegen (1066,1) auf Rang drei - knapp vor Österreich (1009,5).

"Wir haben echt Potenzial, ganz vorne mitzukämpfen", sagte Bundestrainer Werner Schuster: "Aber mit solchen Sprüngen wie am Donnerstag stehen wir neben dem Podest. Die Norweger sind wieder im Kommen, die Polen waren unfassbar stark und sind die Topfavoriten. Das wird ein knallharter Wettkampf." Die Slowenen um Peter Prevc sieht Schuster dagegen nicht als Gefahr: "Das wäre ein Wunder."

Für Wellinger, dem die skurrile Ehre des ersten doppelten Vizeweltmeisters der Geschichte blieb, wäre es nach Mixed-Gold und zweimal Silber die Krönung einer unfassbaren Woche. "Was hier passiert, ist der Wahnsinn", sagte der Bayer, der auf Schmitt'schen Spuren wandelt: Der Schwarzwälder hatte 2001 ebenfalls in Lahti Gold und Silber im Einzel sowie Gold und Bronze mit dem Team geholt.

Zum ganz großen Wurf fehlte Wellinger am Donnerstag nicht viel. In der Summe sprang der DSV-Adler sogar 1,5 m weiter als der neue Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich, bekam aber die schlechteren Haltungsnoten. "Interessanterweise sehen die Kampfrichter Stefan Kraft als den schöneren Springer an", sagte Schuster unmittelbar nach dem Wettbewerb, relativierte aber schnell: "Krafts Telemark ist super sauber, das geht voll in Ordnung. Es wäre extrem dumm, sich zu beklagen."

Das sah auch Wellinger so, der zugab, "etwas steif" geflogen zu sein: "Das sieht dann nicht ganz so ästhetisch aus." Ob er sich ungerecht behandelt fühle? "Überhaupt nicht", sagte Wellinger und lenkte das Gespräch auf Samstag. Dann wird er erstmals bei einer WM im Teamspringen an den Start gehen, sowohl beim Gewinn der Silbermedaille 2013 als auch dem enttäuschenden fünften Rang 2015 war er nur Zuschauer.

Markus Eisenbichler gehörte dagegen schon 2015 zum DSV-Quartett, nun will er seine erste Team-Medaille. "Wenn wir den Fokus wieder auf das Wesentliche legen, können wir ganz vorne mitkämpfen", sagte der 25-Jährige trotz seines mäßigen Wettkampfs (Platz 13): "Da bin ich zuversichtlich - und da mache ich mir überhaupt keine Sorgen."

(sid)
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