Skilanglauf Bundestrainer Behle tritt zurück

Köln · Weg ist Behle. Skilanglauf-Bundestrainer Jochen Behle hat im Machtkampf mit dem Deutschen Skiverband (DSV) das Handtuch geworfen und nach zehn erfolgreichen Jahren seinen Rücktritt erklärt.

 Jochen Behle macht Platz für einen Neuanfang.

Jochen Behle macht Platz für einen Neuanfang.

Foto: AP, AP

"Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist die derzeitige Situation im Langlauf. Ich hatte in den vergangenen Jahren immer den Eindruck, etwas bewegen zu können. Dieses Gefühl habe ich nicht mehr", erklärte der 51-Jährige am Donnerstag. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Behle hatte zuletzt erhebliche Meinungsverschiedenheiten mit DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller, aber auch seiner Vorzeige-Athletin Evi Sachenbacher-Stehle. Grund waren die Abwerbungsversuche aus dem Biathlon: Derzeit absolvieren die deutschen Skilangläuferinnen auf Anregung von Pfüller eine Art "Probetraining" für die deutlich populärere Sportart. Behle hatte das stark kritisiert. "Wir haben ohnehin eine sehr dünne Decke. Und jetzt müssen wir noch schauen, ob jemand künftig mit der Waffe durch die Gegend laufen will", sagte er zuletzt gereizt.

Doch auch im Team war die Stimmung alles andere als rosig. So beklagte auch Doppel-Olympiasiegerin Sachenbacher-Stehle fehlende Harmonie und flirtete mit einem Wechsel zum Biathlon. Die Person Behle und dessen wiederholte Kritik an der Form der 31-Jährigen schienen daran ihren Anteil zu haben: "Mittlerweile bin ich das von ihm gewohnt. Solche Aussagen, die man erst über die Medien erfährt, kamen schon öfters", mit diesen Worten hatte sich Sachenbacher erst vor wenigen Wochen beschwert.

Das alles kam wohl auf den Tisch, als es nun auf der DSV-Klausur im niederbayerischen Bad Griesbach zu "intensiven Gesprächen" kam. Danach erklärte Behle, der seinen Vertrag stets per Handschlag verlängert hatte, "in Abstimmung mit der Sportführung" seinen Rücktritt. "Jochen Behle hat hervorragende Arbeit geleistet und den deutschen Langlauf geprägt", sagte Pfüller: "Wir respektieren diesen Entschluss und wünschen Jochen für die Zukunft alles Gute."

Unter Behle hatte der deutsche Skilanglauf seine erfolgreichste Zeit überhaupt. So gewannen seine Schützlinge Rene Sommerfeldt 2004, Axel Teichmann 2005 sowie Tobias Angerer 2006 und 2007 jeweils den Gesamtweltcup. Behle selbst war 1980 berühmt geworden, als er beim olympischen 15-km-Langlauf in Lake Placid trotz Führung lange nicht im Bild gezeigt wurde. ZDF-Reporter Bruno Moravetz fragte daraufhin immer wieder hektisch: "Wo ist Behle?"

Die Entscheidung, wer künftig als Bundestrainer für die Disziplin verantwortlich zeichnet, steht noch aus. "Wir führen derzeit mit einigen geeigneten Kandidaten Gespräche", sagte Pfüller. Und wo ist Behle? Weg.

(sid)
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