Skispringen Freund triumphiert am legendären Holmenkollen

Eilmeldung Oslo · Dem norwegischen König durfte Severin Freund schon am Sonntag die Hand schütteln, die Krone will sich der deutsche Überflieger am kommenden Wochenende in Harrachov aufsetzen: Mit dem ersten deutschen Sieg am legendären Holmenkollen seit Sven Hannawald ist der 25-Jährige zum Topfavoriten für die Skiflug-WM in Tschechien aufgestiegen. "Sensationell, einfach geil" fand Freund seinen eindrucksvollen Sieg in Oslo.

 Severin Freund hat am Holmenkollen seinen vierten Saisonsieg gelandet.

Severin Freund hat am Holmenkollen seinen vierten Saisonsieg gelandet.

Foto: afp, dg

Freund schaffte mit Flügen auf 132 und 130,5 Meter in beiden Durchgängen die Bestweite und gewann mit 265,4 Punkten deutlich vor dem norwegischen Weltmeister Anders Bardal (252,1). Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen (245,4) musste sich mit Rang drei begnügen. Als Belohnung für seinen vierten Saisonsieg durfte der Niederbayer nach der Siegerehrung König Harald in der Ehrenloge einen Besuch abstatten.

Vor Freund hatten nur die ehemaligen Vierschanzentournee-Gewinner Jens Weißflog (1989) und Hannawald (2002) für einen deutschen Erfolg in der Wiege des nordischen Skisports gesorgt. "Hier zu gewinnen, ist etwas Besonderes. Das ist ein ganz spezieller Ort, und heute hat er mich endlich gemocht", sagte Freund, der seit Wochen in überragender Form springt. Bei den vergangenen acht Weltcups flog der Team-Olympiasieger siebenmal auf Platz eins oder zwei.

"Ich bin völlig begeistert"

Voller Lob für seinen Vorflieger war daher Bundestrainer Werner Schuster. "Ich bin völlig begeistert, wie er das gemacht hat, ich freue mich riesig. Das ist ein toller Moment, den wir hier erleben dürfen", sagte der Österreicher, der den Mannschaftswettbewerb in Sotschi als Knackpunkt in Freunds Entwicklung bezeichnete: "Olympia hat Severin befreit, als er dem Team die Goldmedaille abgesichert hat."

Im Gesamtweltcup bleibt Freund mit jetzt 1123 Punkten auf Platz drei, verkürzte aber den Rückstand auf den Slowenen Peter Prevc (1152). In Führung bleibt Überflieger Stoch (1320), dem zwei Wettbewerbe vor Saisonende der Gesamtsieg kaum noch zu nehmen ist. "Es steht jetzt schon fest, dass ich meine bisher beste Saison gesprungen habe", sagte Freund. Platz zwei am Saisonende bleibt das Ziel, zuletzt hatte das ebenfalls Hannawald in der Saison 2002/03 geschafft.

Die übrigen DSV-Adler enttäuschten allerdings auf der ganzen Linie, für das Teamspringen in Harrachov sammelten die DSV-Adler kaum Selbstvertrauen. Einzig Markus Eisenbichler (Siegsdorf) schaffte es als 29. unter die besten 30. "Das ist wenig. Wir gehen ein bisschen auf der letzten Rille. Der Kopf ist müde, die Jungs brauchen jetzt ein wenig Unterstützung", sagte Schuster.

Ohne Punkte blieben bei schwierigen Windverhältnissen Andreas Wellinger (Ruhpolding/31.), Richard Freitag (Aue/34.), Michael Neumayer (Berchtesgaden/36.), Andreas Wank (Oberhof/44.) und Marinus Kraus (Oberaudorf/50.), der nur mit Mühe einen Sturz verhinderte. "Das hier ärgert mich. Es war heute schon ein bisschen schwierig, aber die Jury hat ihr Bestes probiert", sagte Neumayer.

Schuster erfreute sich dann auch lieber an Freund. "Einwandfrei" nannte der Bundestrainer die Vorstellung seiner Nummer eins: "Er hatte schon in den letzten Wochen ein paar Sprünge dieser Qualität, in der Luft hatte er keinen einzigen Wackler." Die große Hoffnung ist nun, dass Freund diese Form auch auf die Riesen-Schanze in Harrachov transportieren kann. Schuster jedenfalls ist optimistisch:
"Mit dieser Form kann man auch gut skifliegen."

Und vielleicht kennt Schuster ja auch die Statistik. Denn auch der letzte deutsche Skiflug-Weltmeister heißt bislang Hannawald. Gewonnen hat "Hanni" den Titel 2002 — in Harrachov.

(sid)
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