Nordische Ski-WM Gössner fehlen 0,5 Sekunden zur Medaille

Cavalese · Blech statt Bronze: Nach dem Wimpernschlagfinale von Val di Fiemme wusste Miriam Gössner nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. "Das ist einer der bittersten Momente für mich und richtig ärgerlich", sagte die 22-Jährige, nachdem ihr die Russin Julia Tschekalewa um die Winzigkeit von 0,5 Sekunden Rang drei im Skilanglauf über 10 km noch weggeschnappt hatte. Lange wollte sich die Biathlon-Frohnatur über ihren vierten WM-Platz aber nicht grämen: "Ich denke mal, in einer halben Stunde ist alles wieder okay."

Das ist Miriam Neureuther
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Foto: dpa, Andreas Gebert

Bei ihrem ersten Ausflug zu den Langlauf-Spezialistinnen seit Olympia 2010 lieferte Gössner ein sensationelles Rennen ab und lag im Ziel zunächst sogar in Führung. Dann zogen aber die neue Weltmeisterin Therese Johaug und die überraschend geschlagene Marit Björgen (beide Norwegen) sowie Tschekalewa an ihr vorbei. Besonders bitter: Bei der letzten Zwischenzeit 600 Meter vor dem Ziel lag Gössner noch knapp vor der Russin.

Hin und hergerissen war auch Bundestrainer Frank Ullrich. "Einerseits ist die Enttäuschung schon da. Andererseits herrscht gerade aber auch ein unglaubliches Glücksgefühl. Das war ganz, ganz toll", sagte Ullrich nach dem besten Einzel-Ergebnis einer deutschen Langläuferin seit Evi Sachenbacher-Stehle (Verfolgung) und Claudia Künzel (Sprint), die bei der WM 2003 an gleicher Stelle jeweils Silber gewonnen hatten.

Die Entscheidung, Gössner kurz nach der für sie enttäuschenden Biathlon-WM in Nove Mesto noch zu den Spezialisten zu beordern, entpuppte sich als goldrichtig. "Dafür haben wir Miriam geholt. Sie strahlt einen unglaublichen Optimismus aus", sagte Ullrich: "Ihr selbst tut es vielleicht auch mal ganz gut, die Waffe wegzulegen." Gössner habe schon seit dem vergangenen Jahr auf einen Start in Val di Fiemme gedrängt. "Schon im Sommer hat sie gesagt: Wenn wir irgendwie einen Platz für sie frei hätten, würde sie unglaublich gerne die zehn Kilometer und die Staffel laufen."

Hoffen auf die Staffel

Für den Wettbewerb über 4x5 km am Donnerstag versprechen sich die deutschen Frauen nun viel. "Mal schauen, was dort möglich ist", sagte Gössner, die unmittelbar nach Rennende zum Biathlon-Weltcup nach Oslo reisen wird. Mit dem deutschen Langlauf-Vierer hatte sie 2009 bei der WM in Liberec und 2010 bei Olympia in Vancouver die Silbermedaille gewonnnen.

Gössners Auftritt versetzte auch die übrigen DSV-Starterinnen in Euphorie. "Miri ist einfach super drauf. Wenn wir Donnerstag alle noch eine Schippe drauflegen, können wir um die Medaillen kämpfen", sagte Katrin Zeller (Oberstdorf), die als Elfte nur knapp an den Top 10 vorbei gelaufen war und das beste WM-Ergebnis ihrer Karriere gefeiert hatte. Denise Herrmann (Oberwiesenthal) und Nicole Fessel (Oberstdorf) landeten auf den Rängen 24 und 25. "Wir haben alle einen Schub bekommen. Gut, dass Miri uns Feuer unter dem Arsch macht", sagte Herrmann.

Derweil dominierten Norwegens Langläuferinnen einmal mehr in Val di Fiemme, allerdings in unerwarteter Reihenfolge: Die als Letzte gestartete Johaug lag nach 25:34,4 Minuten immerhin 10,2 Sekunden vor ihrer favorisierten Teamkollegin Björgen. "Königin Marit" verpasste damit in Val di Fiemme ihr drittes Gold im dritten Rennen und ihren elften WM-Titel insgesamt. Beide zusammen gehen nun am Donnerstag als großer Favorit in die Staffel. Dahinter ist aber auch für die deutsche Mannschaft nun alles möglich.

"Mit dieser Leistung können wir oben mitmischen", sagt Ullrich: "Wie weit es in Richtung Medaille geht, haben aber alleine die Mädels in der Hand." Und hier hofft Gössner: "Diesmal hat die Russin Glück gehabt, vielleicht haben wir es dafür in der Staffel."

(sid/seeg)
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