Männer-Bastionen im Wintersport fallen DSV trainiert die Kombiniererinnen von morgen

Leipzig · Die Frauen haben schon das Skispringen und das Bobfahren erobert. Nun sollen und wollen sie auch noch nordisch kombinieren. Im Deutschen Skiverband ist man darauf vorbereitet und bastelt schon jetzt an den Olympia-Starterinnen von morgen.

 Ein Nachwuchstalent des Skiclubs Oberstdorf, trainiert in einer Turnhalle die Sprungkraft.

Ein Nachwuchstalent des Skiclubs Oberstdorf, trainiert in einer Turnhalle die Sprungkraft.

Foto: dpa, kjh hpl fdt

Die letzten Männer-Bastionen im olympischen Wettkampfprogramm fallen. Spätestens 2026 soll es einen Damen-Doppelsitzer-Wettbewerb im Rodeln geben. Auf jeden Fall vier Jahre früher sollen die Frauen bereits in der Nordischen Kombination ihre erste Olympiasiegerin küren. So will es das Internationale Olympische Komitee (IOC), das den Ski-Weltverband FIS schon vor Jahren unter Druck setzte: Entweder es kommen die Kombiniererinnen, oder die Disziplin fliegt aus dem olympischen Programm.

Und die FIS reagierte. Es gibt ein Strategiepapier, das besagt: 2018 zwei Continentalcup-Wettbewerbe, dem Vorläufer des Weltcups, und bereits in dieser Saison bei den Junioren-Weltmeisterschaften einen Wettkampf als Rahmenprogramm. "Bei der WM 2021 in Oberstdorf gibt's dann die erste Weltmeisterin und 2022 die Olympia-Premiere", sagte Horst Hüttel.

Der Sportliche Leiter Skisprung/Nordische Kombination im Deutschen Skiverband gehört zur Expertengruppe der FIS, die sich mit dem Thema Frauen-NoKo beschäftigt. "Die Entscheidung zur Aufnahme ins olympische Programm fällt formell beim IOC-Kongress 2020. Da hat es aber noch keine WM als Voraussetzung gegeben. Das ist aber kein Ausschlusskriterium. Es wird unter Vorbehalt entschieden und nach der WM im Frühjahr 2021 dann bestätigt", sagte Hüttel.

50 Mädchen aus 13 Nationen bei Schülercup

Bereits seit zwei Jahren gibt es im Nachwuchsbereich Wettbewerbe in der weiblichen Nordischen Kombination. Bei einem Schülercup während des Sommer-Grand-Prix im September in Oberstdorf waren 50 Mädchen aus 13 Nationen am Start. Das zeigt, in welch kurzer Zeit die junge Disziplin gewachsen ist.

Der enge Zeitplan fordert auch den DSV heraus. Schließlich ergibt sich mit der neuen Disziplin auch wieder eine weitere finanzielle Medaillen-Möglichkeit bei Olympischen Spielen - und damit eine weitere Förderung durch den Bund. "Wir haben den D/C-Kader Mädchen-Skisprung um sechs Plätze auf 18 aufgestockt, aber nicht klar definiert, wer für Skisprung oder wer für die NoKo infrage kommt. Viele wissen eben noch nicht, wohin die Reise gehen soll, dass haben die Gespräche mit den Mädchen, den Eltern und den Stützpunkttrainern gezeigt", sagte Hüttel.

Im Sommer habe der DSV aber zwei Camps für die Kombination angeboten, an denen neun der 18 Mädchen aus dem Pool teilgenommen hätten. "Da wurde dann speziell auch Laufen, Skiroller-Rennen und ähnliches getestet. Drei, vier der Mädchen haben danach klar gesagt, dass sie Kombination machen wollen", sagt Hüttel. Nun sollen schnellstens Trainer gefunden und diese möglichst mit einer Anschubfinanzierung durch den DOSB unterstützt werden.

Den sich nun auch im weiblichen Bereich anbahnenden Konkurrenzkampf mit dem Skisprung sieht Hüttel gelassen entgegen: "Das ist legitim. Aber ein Andi Wellinger oder Markus Eisenbichler haben auch bis zum 15. Lebensjahr kombiniert und dann haben sie gesagt, was sie machen wollen. Das wünsche ich mir bei den Mädchen auch."

(dpa)
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