Platz zwei nach dem ersten Tag Freitag mit "phänomenalem" Comeback bei der Skiflug-WM

Oberstdorf · Richard Freitag riss voller Adrenalin die Arme in die Höhe, die erträumte WM-Medaille ist für den Rückkehrer zum Greifen nah: Deutschlands bester Skispringer hat zwei Wochen nach seinem Sturz bei der Vierschanzentournee ein starkes Comeback gefeiert.

Richard Freitag – Wir stellen den Skispringer und Vize-Weltmeister vor
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Das ist Richard Freitag

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Foto: afp, MICHAL CIZEK

Am ersten Tag der Skiflug-WM in Obertsdorf trumpfte Freitag groß auf. Er liegt zur Halbzeit der Weitenjagd in seiner Wahlheimat hinter dem Norweger Daniel Andre Tande auf Rang zwei.

"Das waren zwei schöne Flüge, ich freue mich tierisch. So nervös war ich schon lange nicht mehr, das muss ich gestehen", sagte Freitag, gab sich aber zurückhaltend: "Ob es dann wirklich eine Medaille wird, das ist noch völlig offen. So ist Skifliegen, da kann sich noch so viel tun. Es ist wie nach einem ersten Springen bei einer Vierschanzentournee - danach kommt noch richtig viel."

Im ersten Wettkampf nach seinem Crash in Innsbruck segelte der 26-Jährige trotz leichter Hüftschmerzen auf 228,0 und 225,0 m. Mit 438,7 Punkten liegt Freitag nur hinter dem überragenden Tande (449,6), Dritter ist der polnische Tournee-Triumphator Kamil Stoch (431,8). Die Entscheidung fällt am Samstag (16.00 Uhr/ARD und Eurosport) in zwei weiteren Durchgängen. Der Österreicher Stefan Kraft hat als Vierter mit 412,3 Punkten schon einen deutlichen Rückstand

"Ich bin vor allem froh, dass es bei der Landung geklappt hat, da bin ich noch nicht so stabil. Dass es so gut läuft, hatte ich gehofft - selbstverständlich war es nicht", sagte Freitag.

"Was Richard hier macht, ist eine ganz große Leistung. Phänomenal", meinte Christian Winkler. Der deutsche Co-Trainer vertrat in Oberstdorf den erkrankten Bundestrainer Werner Schuster. Auch Holger Freitag, einst ebenfalls erfolgreicher Skispringer, lobte seinen Sohn: "So kurz nach dem Sturz - das ist ganz großer Sport. Das kann man gar nicht in Worte fassen."

Gut im Rennen liegt auch Andreas Wellinger (Ruhpolding), der auf 206,0 m und 207,0 kam und mit 398,3 Zählern den achten Rang belegt. "Die Schritte sind klein, es geht in die richtige Richtung. Aber ich komme noch nicht richtig ins Gleiten", sagte Wellinger, der in der Qualifikation seinen Schanzenrekord an Tande verloren hatte. Der Norweger verbesserte die erst ein Jahr alte Bestmarke auf der Heini-Klopfer-Schanze um einen halben Meter auf 238,5 m. "Schade, den Rekord hätte ich gerne behalten", sagte Wellinger.

Die übrigen DSV-Adler blieben etwas hinter den Erwartungen zurück. Der deutsche Rekordhalter Markus Eisenbichler (Siegsdorf/197,5 und 205,5 m) belegt zur Halbzeit den zwölften Rang, Stephan Leyhe (Willingen/183,5 und 197,5) folgt auf Platz 19. Lokalmatador Karl Geiger (Oberstdorf) musste nach einem mäßigen Auftritt im Training zuschauen, da pro Nation nur vier Starter erlaubt sind.

Nicht zu stoppen war Tande, der jeweils mit verkürztem Anlauf auf 212,0 und 227,0 m flog. Überzeugen konnte auch Stoch, der in Oberstdorf als zweiter Skispringer der Geschichte seine Titelsammlung komplettieren kann. Olympiasieger, Weltmeister, Tournee-Sieger und Gewinner des Gesamtweltcups ist der Pole bereits. Alle fünf großen Trophäen hat bislang nur der Finne Matti Nykänen in seiner Vitrine stehen.

Eine Schrecksekunde gab es im ersten Durchgang bei einem Sturz von Michael Hayböck. Der Österreicher kam nach der Landung zu Fall, stand aber sofort wieder auf eigenen Beinen. Hayböck stieg aus dem Wettkampf aus.

(sid)
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