Sieg bei der Skiflug-WM Severin Freund ist der neue König der Lüfte

Harrachov · Severin Freund hat mit Gold bei der Skiflug-WM die beste Saison seiner Karriere gekrönt. Der 25-Jährige tritt immer mehr in die Fußstapfen von Sven Hannawald.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Als endlich die Goldmedaille um seinen Hals baumelte, schloss Severin Freund die Augen und genoss den Moment. "Da oben zu stehen und die Hymne zu hören, war sehr emotional. Jetzt bin ich Skiflug-Weltmeister. Wahnsinn", sagte Deutschlands bester Skispringer, nachdem er am gefürchteten "Teufelsberg" in Harrachov seinen jahrelangen Fluch besiegt hatte.

Dreimal war Freund bei Großereignissen Vierter geworden, in Tschechien platzte mit der ersten großen Einzelmedaille endlich der Knoten. "Dass es gleich Gold wird, ist natürlich unglaublich. Nach so vielen Entscheidungen, bei denen es knapp nicht gereicht hat, ist die Genugtuung sehr groß", sagte der 25-Jährige, der als erster DSV-Adler seit Sven Hannawald im Jahr 2002 die Skiflug-Krone eroberte.

"Grandios und hochverdient" nannte Hannawald die Leistung von Freund, der immer mehr in die Fußstapfen des einstigen Seriensiegers tritt. Schon mit Gold im olympischen Team-Wettbewerb von Sotschi hatte der Wahl-Münchner alle Kritiker Lügen gestraft, nur 26 Tage später setzte er in Harrachov noch einen drauf. Kurios: Hannawald hatte seinen WM-Titel vor zwölf Jahren an gleicher Stelle geholt - und ebenfalls in zwei statt vier Durchgängen.

Freund musste am Samstag fast vier Stunden warten, ehe die Jury angesichts des Sturms ein Einsehen hatte. "Ein norwegischer Techniker hat mir von der Absage erzählt. Es hat relativ lange gedauert, bis ich es verstanden und auch geglaubt habe", sagte der neue Weltmeister. Gewertet wurden nur die Flüge vom Vortag, dort war Freund auf 203,5 und 191,5 Meter gesegelt und klar vor dem Norweger Anders Bardal und dem Slowenen Peter Prevc gelandet.

Wenige Minuten nach der Jury-Entscheidung saß Freund schon auf den Schultern seiner Teamkollegen, in der linken Hand ein Blumenstrauß, in der rechten der Pokal und um den Hals die Medaille. Lachender Zuschauer des Trubels war Bundestrainer Werner Schuster. "Severin wird sich nie wieder rechtfertigen müssen. Er hat definitiv die Chance, noch weitere Medaillen zu gewinnen", sagte der Österreicher, der nach der verpatzten Tournee zu Jahresbeginn noch in Erklärungsnot geraten war.

Zwei Monate später ist das längst vergessen. Team-Gold in Sotschi habe "etwas gelöst", sagte Freund, der seither wie im Rausch springt. Von sechs Weltcups gewann er drei, zweimal wurde er Zweiter. Eine ähnliche Serie hat es ebenfalls seit Hannawalds Zeiten nicht mehr gegeben. "Er ist in bestechender Form", sagte Schuster: "Es war klar, dass er hier eine Chance hat. Aber gegen diese Flieger muss man erst einmal bestehen."

Falls Freund diese Form in die kommende Saison transportieren kann, dürfen die wieder zahlreicher werdenden deutschen Fans noch viel erwarten. "Ich werde versuchen, dass es nicht mein letzter Titel war", versprach Freund, der von Glückwünschen förmlich überhäuft wurde. "Severin Freund, du Granate", schrieb etwa Rodel-Olympiasieger Felix Loch bei Twitter.

Bevor es aber in die verdiente Pause geht, wartet auf Freund noch ein letztes Ziel: Beim Weltcup-Finale im slowenischen Planica will der deutsche Vorflieger am kommenden Wochenende den zweiten Platz im Gesamtweltcup erobern. So weit vorne war ein deutscher Skispringer zuletzt in der Saison 2002/2003 gelandet. Sein Name:
Sven Hannawald.

(sid)
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