Teamspringen bei der WM DSV-Adler verpassen erhoffte Medaille

Lahti · Der untröstliche Stephan Leyhe stand mit hängendem Kopf im Auslauf, auch Andreas Wellinger konnte den Unglücksraben nicht trösten: Nach Leyhes bösem Absturz haben die deutschen Skispringer bei der WM in Lahti die erhoffte Medaille im Team-Wettbewerb verloren und nur Platz vier belegt. Den Sieg in einer Konkurrenz, die zeitweise zur Windlotterie wurde, sicherte sich überlegen Polen vor Österreich und Norwegen.

 Stephan Leyhe blickt nach seinem verunglückten Sprung auf die Anzeigetafel.

Stephan Leyhe blickt nach seinem verunglückten Sprung auf die Anzeigetafel.

Foto: rtr, MDA

"So ist der Sport. Manchmal haben manche Glück und manche Pech - morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus", sagte Wellinger, während im Hintergrund die Polen um Olympiasieger Kamil Stoch vor 25.000 Fans eine wilde Party feierten. Doppel-Vizeweltmeister Wellinger hatte mit seinem letzten Sprung Österreichs Doppel-Weltmeister Stefan Kraft nicht mehr vom Bronzerang verdrängen können. "Insgesamt war es aber eine coole WM", meinte der Ruhpoldinger, der seine vierte Medaille im vierten Wettbewerb verpasste.

Leyhe war im zweiten Durchgang bei stark wechselnden Winden nur auf 103,5 m gehüpft - 34,5 m weniger als der Schanzenrekord, den der Norweger Johann Andre Forfang kurz vor ihm mit 138,0 erzielt hatte. Die DSV-Adler, die vorher klar auf Medaillenkurs gelegen hatten, fielen vorentscheidend zurück. "Das muss ich jetzt erstmal verdauen", sagte der Hesse Leyhe, der den Vorzug vor dem Oberstdorfer Karl Geiger bekommen hatte: "Danke an die Jungs, dass sie so hinter mir stehen."

Der Normalschanzen-Dritte Markus Eisenbichler, der mit zwei tadellosen Sprüngen auf 130,5 m bester DSV-Adler war, hatte zwar für Leyhe tröstende, für die Jury aber grimmige Worte parat: "Ich bin extrem enttäuscht und habe Wut im Bauch", sagte der 25 Jährige: "Ich verstehe nicht, dass die Jury Stephan bei diesen Bedingungen runter lässt."

Bundestrainer Werner Schuster teilte Eisenbichlers Ärger nicht: "Es waren individuelle Fehler dabei, es hat einfach nicht gereicht - das Ergebnis ist okay", sagte Schuster: "Die Jungs werden aus ihren Fehlern lernen und es besser machen."

Die Chancen auf Bronze hatte nach Leyhes Sturzflug noch kurzfristig gelebt, als auch Österreichs Sorgenkind Gregor Schlierenzauer patzte und das DSV-Team noch einmal knapp vorbeiziehen konnte. Den knappen Rückstand wandelte Kraft dann aber im Schlussdurchgang gegen Wellinger in einen satten Vorsprung um.

Das DSV-Quartett, komplettiert von Richard Freitag, lag nach acht Sprüngen mit 1052,9 Punkte deutlich hinter Österreich (1068,9). Polen sicherten sich mit 1104,2 Punkten hochverdient seinen ersten Team-Titel vor Norwegen (1078,5). Für Polens Coach Stefan Horngacher, bis zum Vorjahr noch deutscher Co-Trainer unter Schuster, schloss sich ein Kreis: 2001 hatte "der Steff" mit Österreichs Team als Springer in Lahti den WM-Titel von der Normalschanze geholt.

Mit insgesamt fünf Medaillen - darunter zwei goldene durch Carina Vogt sowie das Mixed-Team um Vogt und Wellinger - gelang den deutschen Springern dennoch in Lahti ein herausragendes Ergebnis. Nur die unglückliche Beziehung zu den Mannschafts-Wettbewerben von der Großschanze bei Weltmeisterschaften setzte sich fort.

Seit dem WM-Titel 2001 gab es nur noch 2013 mit Silber in Val di Fiemme eine Medaille. Auch 2015 endete eine rauschende WM für das Quartett um den damaligen Weltmeister Severin Freund mit Platz fünf und einer kalten Dusche.

(sid)
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