Heimspringen in Willingen und Oberstdorf Auf dem Sprung

Düsseldorf · Ein Kreuzbandriss beendet Severin Freunds Saison. Seine Teamkollegen zeigen derweil vor den Heimspringen in Willingen und Oberstdorf ansteigende Form.

Markus Eisenbichler – Spätstarter von der Schanze
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Das ist Markus Eisenbichler

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Die Operation am gerissenen Kreuzband war gerade erst vorbei, da gab sich Severin Freund vom Krankenbett aus schon wieder kämpferisch. Ja, fast schon staatsmännisch. "Ich habe in meiner Karriere schon einige Rückschläge weggesteckt und weiß damit umzugehen", teilte der 28-Jährige mit. Es klang ziemlich gefasst angesichts der Tatsache, dass die Verletzung, die er sich bei einem Trainingssprung in Oberstdorf zugezogen hatte, seine Saison und die vor ihm liegenden Ziele so abrupt hatte zerplatzen lassen. Die Titelverteidigung bei der WM im finnischen Lahti Ende Februar — unmöglich. Ein Auftritt beim anstehenden Heimspringen in Willingen und dem Skifliegen in Oberstdorf — passé. Die Hoffnung, nach Hüftoperation und fünf Monaten Zwangspause im Vorjahr, nun, 2017, mal beschwerdefrei springen zu können — zerstört. "Dass Severin nach einem halben Jahr erfolgreichem Trainingsaufbau verletzungsbedingt erneut in eine langfristige Reha muss, ist bitter", sagte Bundestrainer Werner Schuster. "Seine Energie ist nicht endlos. Ich hoffe, dass er die Kraft hat."

Am Wochenende wollte Freund auf der Mühlenkopfschanze von Willingen wieder in den Weltcup zurückkehren. Der grippale Infekt, der ihn zur Halbzeit der Vierschanzentournee zur Aufgabe gezwungen hatte, war auskuriert. Und Willingen ging dabei durchaus als gutes Pflaster für den 22-maligen Weltcupsieger durch. Hier, im Sauerland, landete er in den vergangenen Jahren immer weit vorne. 2016 gewann er mit der Mannschaft, 2015 im Einzel, 2014 wurde er zweimal Zweiter. "Die coole Anlage liegt ihm. Das wäre eine gute Chance gewesen", sagte Schuster.

Nun müssen es also die Teamkollegen ohne ihren vermeintlich Besten richten. Da trifft es sich gut, dass just diese Kollegen beim Weltcup im polnischen Zakopane am vergangenen Wochenende ein dickes Ausrufezeichen hinter eine offenbar stark ansteigende Form setzen konnten. Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe, Andreas Wellinger und Richard Freitag gewannen erst den Mannschaftswettbewerb, tags drauf belegten Wellinger, Freitag und Eisenbichler im Einzel die Plätze zwei, drei und vier. "Es ist großartig, auf dem Podest zurück zu sein. Ich weiß jetzt, dass ich einem Sieg wirklich nahe bin", jubilierte Wellinger. Und Bundestrainer Schuster frohlockte: "Das sind gute Voraussetzungen, in die Heimspringen in Willingen und Oberstdorf zu gehen."

Es sind in jedem Fall Voraussetzungen, die im deutschen Team die Hoffnung auf Höhepunkte in einer zähen Saison am Leben erhalten. Ein Einzelsieg — Freund zum Auftakt im finnischen Kuusamo — steht bislang im Weltcup zu Buche, die Vierschanzentournee beendeten die Adler des Deutschen Ski-Verbandes einmal mehr als Geschlagene. Umso wichtiger wäre es nun, beim Doppelpack vor eigenem Publikum den jüngsten Aufwärtstrend zu bestätigen und sich mit Blick auf die Weltmeisterschaft in gut einem Monat vor allem für den Teamwettbewerb als ernsthafter Medaillenkandidat zu etablieren.

An der Unterstützung der deutschen Fans soll es nicht scheitern — schon gar nicht in Willingen, wo der Vorverkauf nach Angaben der Veranstalter so gut wie lange nicht mehr läuft und man mindestens 40.000 Zuschauer an der größten Großschanze der Welt erwartet. Die werden Stephan Leyhe vermutlich am lautesten nach vorne peitschen, schließlich reist der 25-Jährige als Lokalmatador des SC Willingen an. Bei seinem Heimspiel, bei dem am Samstag das Teamspringen und am Sonntag der Einzelwettkampf anstehen, wird Leyhe übrigens auch auf seinen Bruder Christoph treffen. Der war früher selbst Skispringer und ist in Willingen beim Weltcup im Fahrdienst im Einsatz.

(klü)
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