Nordische Ski-WM Wellinger fliegt auch von der Großschanze zur Silbermedaille

Andreas Wellinger fiel seinen Teamkollegen um den Hals, Bundestrainer Werner Schuster riss strahlend die Arme in den Himmel: Mit dem zweiten Einzel-Silber bei der WM in Lahti hat Überflieger Wellinger sein finnisches Wintermärchen eindrucksvoll fortgesetzt.

Nordische Ski-WM 2017: Andreas Wellinger jubelt über WM-Silber
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Wellinger jubelt über WM-Silber

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Foto: dpa, hsc lif

Wie schon fünf Tage zuvor vom kleinen Bakken musste sich der 21-Jährige auch auf der Großschanze nur dem Österreicher Stefan Kraft geschlagen geben.

"Mir fehlen ein bisschen die Worte. Dass es so ausgeht, hätte ich nie im Leben geglaubt", sagte Wellinger, dem nach Flügen auf 127,5 und 129,0 m umgerechnet nur 72 Zentimeter zu Gold fehlten. Das ging erneut an Kraft, der sich mit zweimal 127,5 m zum erst fünften Doppel-Weltmeister der Geschichte kürte. "Unglaublich, dass das heute passiert ist", sagte Austrias Nummer eins. Bronze holte der Pole Piotr Zyla.

Dritte Edelmetall in Finnland

Für Wellinger war es inklusive Gold im Mixed das dritte Edelmetall der Titelkämpfe in Finnland. "Für Andi ist das die Krönung seiner jungen Karriere. Das ist ein super Erfolg für ihn und für uns", lobte Schuster, während Wellinger stolz zur Siegerehrung schritt. "Wenn man den eigenen Namen hört und auf das Podest darf, ist das nur schwer zu beschreiben", sagte der Team-Olympiasieger von 2014.

Erst als dritter deutscher Skispringer bringt Wellinger mindestens drei Medaillen von einer WM mit: Vor zwei Jahren in Falun war dies Severin Freund gelungen, 2001 hatte Martin Schmitt ebenfalls in Lahti sogar viermal auf dem Podest gestanden. "Einen Platz für die Medaillen werde ich schon finden", sagte der doppelte Vize-Weltmeister und lachte.

Die übrigen DSV-Adler hatten nichts mit der Entscheidung zu tun. Markus Eisenbichler (Siegsdorf), bereits mit Einzel-Bronze und Mixed-Gold dekoriert, belegte den 13. Rang. "Ich bin zufrieden, das war solide. Es ist halt nicht jeden Tag Weihnachten. Wahnsinn, dass der Andi das wieder gepackt hat", sagte Eisenbichler. Stephan Leyhe (Willingen) und Richard Freitag (Aue) folgten auf den Positionen 16 und 19 - für den Teamwettkampf am Samstag machte das nur bedingt Mut.

Kraft erneut nicht zu schlagen

Der schon nach dem ersten Durchgang führende Kraft gewann fünf Tage nach seinem ersten Gold-Triumph auch dank der besseren Haltungsnoten. "Ich weiß auch nicht, warum Stefan bessere Noten kriegt. Das war das Entscheidende. Aber das ist mir im Moment ziemlich egal", sagt Wellinger. Der 23-jährige Kraft ist damit Nachfolger von Freund, der wegen eines Kreuzbandrisses in Finnland nicht dabei ist.

Kraft ist erst der fünfte Skispringer, der bei einer WM Gold von beiden Schanzen holt. Zuletzt war dieses Kunststück dem Polen Adam Malysz 2003 in Val di Fiemme gelungen, zuvor hatten auch Björn Wirkola (Norwegen/1966), Gari Napalkow (Sowjetunion/1970) und Hans Georg Aschenbach (Deutschland/1974) Doppel-Gold gewonnen.

Die Ränge vier und fünf belegten die beiden Norweger Andreas Stjernen und Anders Fannemel, die mit ihrer Mannschaft auch am Samstag ein Wörtchen mitreden dürften. Die Mitfavoriten Kamil Stoch (Polen) und Peter Prevc (Slowenien) gingen als Siebter und Neunter erneut leer aus.

Der finnische Publikumsliebling Janne Ahonen (39), Weltmeister von 1997, zeigte eine seiner besten Leistungen des Winters und belegte den 23. Rang. Ahonen gewann damit auch das Duell der Oldies gegen Japans Schanzen-Methusalem Noriaki Kasai. Der 44-Jährige verpasste als 32. den zweiten Durchgang.

Die letzten Skisprung-Medaillen werden am Samstag (16.15 Uhr MEZ/ARD und Eurosport) im Teamwettbewerb vergeben. Dort hat das DSV-Quartett noch eine Rechnung zu begleichen: Vor zwei Jahren kamen Freund, Freitag, Eisenbichler und Michael Neumayer nach einem verkorksten Wettkampf nur auf den fünften Rang, diesmal ist das Podest das Ziel. Schuster: "Wir wollen auch dort eine Medaille."

(sid)
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