Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog feiert 50. Geburtstag

Köln · Gefeiert wird natürlich im Herzen des Erzgebirges. Dort also, wo Jens Weißflog zum erfolgreichsten Skispringer Deutschlands reifte. Und dort, wo der "Floh vom Fichtelberg" heute in Oberwiesenthal erfolgreich ein Hotel führt. "Ich habe Freunde und alte Kollegen eingeladen. Die eine oder andere Geschichte von früher wird da sicher auf den Tisch kommen", sagte Weißflog vor der Sause zu seinem 50. Geburtstag am Montag.

Die Karriere von Jens Weißflog in Bildern
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Zu erzählen gibt es genug. Drei Olympiasiege holte der nur 1,70 m große und 55 Kilo leichte Weitenjäger zwischen 1984 und 1994, viermal gewann er die Vierschanzentournee, 33 Weltcupsiege stehen auf seinem Konto. Zahlen, die später auch ein Martin Schmitt oder Sven Hannawald nicht knacken konnten. "Wer wäre auf eine solche Karriere nicht stolz? Wer das schafft, darf zufrieden sein", sagte Weißflog.

Nicht zu stoppen

Stoppen ließ Weißflog sich nie, weder vom Zusammenbruch der DDR noch vom V-Stil, der zu Beginn der 90er-Jahre plötzlich die Skisprung-Welt auf den Kopf stellte. Anfangs weigerte der Mann mit dem markanten Oberlippenbart sich gar, den Parallelstil aufzugeben. "Ich dachte: Warum sollte ich als Tourneegewinner von 1991 umstellen?", sagt Weißflog, ging dann aber doch mit der Zeit.

Mit Erfolg: "Umschüler" Weißflog ist der einzige Skispringer, der in beiden Stilen eine olympische Einzelmedaille holte. 1996, zum Abschluss seiner Karriere, gewann er gar noch einmal die Tournee. "Vielleicht mein größter Triumph", sagt er heute: "Eigentlich wollte ich die Tournee nur genießen, und dann stand ich ganz oben." Gesamtsieg Nummer vier bedeutete zudem einen Rekord, den erst der Finne Janne Ahonen 2008 überflügelte.

In Erinnerung bleiben von Weißflog aber auch zwei kuriose Duelle im Jahr 1994. Erst war es der Norweger Latte Ottesen, der den Deutschen bei der Tournee 1993/1994 um den Gesamtsieg brachte, indem er einfach minutenlang grinsend auf dem Balken sitzen blieb. Der nach ihm startende Weißflog musste nach langen Minuten bei Rückenwind über den Bakken und fiel hinter Ottesens Landsmann Espen Bredesen zurück.

Olympisches Gold mit Deutschland

Wenige Monate später lief es bei Olympia andersherum: Im Teamwettbewerb lag Deutschland vor dem letzten Sprung satte 55,2 Punkte hinter Japan auf Platz zwei. Weißflog gratulierte Masahiko Harada noch auf der Schanze zu Gold. Dann stürzte der Japaner ab, Deutschland gewann, Weißflog musste Kritik ertragen. "Das war wirklich nicht meine Absicht", sagt er heute.

Zwei Jahre später dann beendete Weißflog seine Karriere - und wie. Bei einem Show-Wettkampf in Oberwiesenthal sprang er mit 102 Metern mal eben Schanzenrekord, obwohl er längst aus dem Training war. Am Abend fand der inzwischen verstorbene Bundestrainer Reinhard Heß große Worte: "Recknagel, Wirkola, Aschenbach, Nykänen oder Goldberger mögen mir verzeihen. Aber Jens ist der König der Skispringer. Dabei ist er immer ein heimatverbundener Typ mit Ecken und Kanten geblieben."

Das gilt bis heute. Wer Weißflog zum Geburtstag gratulieren will, muss nur im Hotel in Oberwiesenthal vorbeischauen. Dort steht der Chef gerne persönlich an der Rezeption, ab und zu bietet er auch geführte Wanderungen an. Trainer wollte Weißflog nie werden. "Die Arbeit im Hotel ist für mich mindestens genauso spannend, wie es die Arbeit als Trainer sein könnte", sagt Weißflog: "Am Ende geht es um den Erfolg."

(sid)
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