Comeback auf der Kinderschanze "Eddie the Eagle" fliegt wieder — nicht

Oberstdorf · "Eddie the Eagle" ist zurück. Der schräge Brite ist mit seinem eigenen Truck zur Vierschanzentournee gekommen und träumt weiter von einem Comeback.

"Eddie the Eagle" feiert Comeback
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Foto: dpa, Daniel Karmann

Die Brille mit den daumendicken Gläsern ist Geschichte, die meisten Haare sind es auch, der Rummel um "Eddie the Eagle" aber ist geblieben. "Das muss an meinem George-Clooney-Gesicht liegen", sagt der wohl schlechteste Skispringer der Geschichte und grinst breit. Dann widmet er sich wieder den Autogrammjägern vor dem riesigen Eddie-Truck, mit dem er zur 62. Vierschanzentournee gekommen ist.

"Eddie the Eagle" heißt eigentlich Michael Edwards, doch so nennt ihn niemand. Auch nicht in Oberstdorf, wo der 50-Jährige als Vorspringer starten wollte, aber keine Erlaubnis erhielt. Nun hüpft er eben im Show-Programm mit Kindern von einer Mini-Schanze. "Vielleicht schlage ich ja ein oder zwei von denen", sagt der schräge Vogel.

Weltberühmt wurde Edwards bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary, als er mit großem Rückstand Letzter wurde. Bei seiner Rückkehr nach England wurde er von 10.000 Fans am Flughafen erwartet und anschließend bei seinen Weltcup-Auftritten gefeiert. Auch in Deutschland. "Es ist wunderbar, wieder bei der Tournee zu sein. Hier hat alles begonnen, hier war mein erster Weltcup", sagt er.

Seinen Traum, noch einmal als Vorspringer zu starten, hat Edwards noch nicht aufgegeben. "Ich hoffe, dass ich im Januar ein paar Sprünge mache. Ich werde mich langsam an die großen Schanzen rantasten", sagt er. Vielleicht werde dann ja auch die FIS zustimmen, die zuletzt einen "reinen Show-Act" ausgeschlossen hatte.
Es gehe schließlich auch um die Gesundheit von Edwards, hieß es.

Eddie, dem Adler, ist das auf seiner Comeback-Tour fast egal. Erst einmal genießt der Engländer den Rummel, die Zuschauer, das Interesse. "Ich kann es kaum glauben. Die Fans erinnern sich noch genau an das, was ich vor 25 Jahren gemacht habe", sagt Edwards, der wegen seiner inzwischen behobenen Weitsichtigkeit oft im Blindflug durch die Luft gesegelt war: "Vor allem aber freuen die Fans sich, dass ich noch am Leben bin."

Doch es gibt auch kritische Stimmen. "Auf der großen Schanze brauchen wir keinen Schanzen-Clown", sagte etwa Olympiasieger Dieter Thoma dem Nachrichtenportal news.de. Schon 1988 in Calgary habe er sich in einem Zwiespalt befunden. "Ich fand das einerseits interessant, weil er ein Exot war", sagt Thoma: "Auf der anderen Seite empfand ich es als ungerecht, dass ein dreimaliger Olympiasieger wie Matti Nykänen weniger Aufmerksamkeit bekam als Eddie."

Zumindest in Oberstdorf ist das nicht viel anders. Am roten Eddie-Truck gibt es Fanartikel zu kaufen, vor allem aber Video-Spiele seines Sponsors. Ein wenig schwankt Edwards, der sein Geld zuletzt als Stukkateur oder Sänger auf Finnisch verdiente, auch immer zwischen Witz- und Werbefigur. Es ist ein schmaler Grat, ganz so wie damals in Calgary.

Edwards nimmt es hin, er macht jeden Spaß mit. Und wenn er erzählt, das Skispringen immer geliebt zu haben, dann nimmt man ihm das ab. "Ich war stolz und glücklich, diesen Sport ausüben zu dürfen", sagt "Eddie the Eagle" und schreibt fleißig die nächsten Autogramme: "Ich denke, dass die Menschen das zu schätzen wissen."

(sid)
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