Vierschanzentournee Schmitts Aus trübt Zwischenbilanz

Innsbruck (RPO). Nach den ersten beiden Stationen der Vierschanzentournee haben die deutschen Skispringer eine positive Zwischenbilanz gezogen - dann trübte Martin Schmitt die gute Stimmung.

Vierschanzentournee 10/11: 3. Springen
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Die deutschen Skispringer wähnten sich im Aufwind, doch dann stürzte ausgerechnet Martin Schmitt jäh ab. Der Vize-Weltmeister hüpfte bei der Qualifikation für das dritte Tourneespringen in Innsbruck auf 96 Meter, landete abgeschlagen auf dem letzten Rang und muss beim Wettkampf am Bergisel am Montag (13.45 Uhr/Live-Ticker) zuschauen.

"Ich musste den Sprung abbrechen, um einen Sturz zu vermeiden. Skispringen bewegt sich oft auf des Messers Schneide. Man riskiert viel - und manchmal verliert man eben alles", sagte Schmitt. Nach dem chaotischen Neujahrsspringen, das er als bester Deutscher auf Rang sieben beendet hatte, hatte sich Schmitt als Gesamt-Elfter noch "auf einem guten Weg" gewähnt. Doch er ahnte wohl schon etwas: "Es geht im Skispringen immer hin und her, mal auf, mal ab", sagte er.

Bundestrainer Werner Schuster nannte das Aus des früheren Vor-Springers "den Wermutstropfen" einer ansonsten ordentlichen Zwischenbilanz. "So ein Sprung, bei dem er kaum Luft unter einen Ski bekommt, passiert ihm manchmal. Aber er hat schon so viel überstanden, das wird er auch schaffen", sagte Schuster.

Schmitt selbst fand es "schlimm", rang sich aber ein zerknirschtes Lächeln ab. "Schwamm drüber", meinte er, und verzog sich ins Teamhotel. Auf der vierten Station in Bischofshofen unternimmt Schmitt einen neuen Anlauf, die anderen sechs Deutschen mit dem Gesamt-Sechsten Michael Neumayer (Berchtesgaden) und dem Neunten Severin Freund (Rastbüchl) kamen am Bergisel locker durch.

Deshalb ist Schuster grundsätzlich zufrieden mit seinen Springern. "Ich kann unserer Mannschaft nur gratulieren: Der Druck war groß - doch wir haben ihn gemeistert", sagte er zur Halbzeit der Tournee.

Schusters Optimismus hat gute Gründe. Trotz des Patzers von Schmitt gibt es einige positive Zeichen, die auf eine bessere Zukunft hoffen lassen. Jedoch: Der absolute Top-Springer fehlt, weshalb Schuster meinte: "Wir müssen uns mit der Breite trösten."

Schuster sieht die Ausgewogenheit als Ergebnis eines "spannenden Prozesses", den er selbst angeschoben hat. Der Österreicher machte den Arrivierten Feuer - mit dem Ergebnis, dass sich neben Schmitt und Neumayer auch Michael Uhrmann mit ordentlichen Leistungen und Gesamtrang 20 zurückmeldete. Und Schuster brachte die Jungen näher an die Spitze heran, speziell Freund. Jedoch: Es fehlt an der Konstanz, kein deutscher Springer ist dauerhaft vorne.

"Es wechselt ständig. Einmal ist es der Uhrmann, einmal der Schmitt, einmal der Freund, einmal der Stephan Hocke", meinte Schuster. Positiv gesagt: "Wir hatten noch nie so viele Optionen." Schusters Team, das ist eine Erkenntnis der Tournee, ordnet sich gerade neu. Die Routiniers spüren den Atem der Jüngeren im Nacken. "Wir haben Hierarchiekämpfe wie seit vielen Jahren nicht. Jeder weiß: er ist austauschbar. Dieser Prozess wirkt leistungsfördernd", sagte Schuster.

Bis zur WM in Oslo will er einen Top-Springer herauskristallisieren. Ob das Freund sein kann, ist fraglich - auch wenn der 22 Jahre alte Student sehr gute Ansätze zeigt. In Partenkirchen stürzte er auf Platz 42 ab, Schuster sieht bei ihm erste Nebenwirkungen des Erfolges. "Er wirkt verkrampfter, aber das ist ein ganz normaler Schritt in seiner Karriere." Trotz des schwachen Auftritts am 1. Januar sei für Freund jedoch "noch nichts futsch". Tatsächlich: Der Youngster war als Quali-Neunter bester Deutscher in Innsbruck.

Stephan Hocke, Pascal Bodmer und Richard Freitag komplettieren die deutsche Mannschaft in Österreich, wo am 6. Januar die Tournee entschieden wird.

Die Duelle:

Sechs deutsche Skispringer haben sich für das dritte Springen der 59. Vierschanzentournee am Montag (13.45 Uhr/Live-Ticker) in Innsbruck qualifiziert. In den K.o. -Duellen des ersten Durchgangs kommt es zu drei deutsch-österreichischen Paarungen und unter anderem zu folgenden Duellen:

Stephan Hocke (Schmiedefeld) - Gregor Schlierenzauer (Österreich)

Michael Uhrmann (Rastbüchl) - Stefan Thurnbichler (Österreich)

Lukas Hlava (Tschechien) - Michael Neumayer (Berchtesgaden)

Primoz Pikl (Slowenien) - Pascal Bodmer (Meßstetten)

Jakub Janda (Tschechien) - Richard Freitag (Aue)

Mario Innauer (Österreich) - Severin Freund (Rastbüchl)

ferner, u.a.:

Thomas Morgenstern (Österreich) - Björn Einar Romören (Norwegen)

Simon Ammann (Schweiz) - Tom Hilde (Norwegen)

(sid/chk)
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