Schweizer stürzt bei Vierschanzentournee Stabiler Ammann "riskiert sein letztes Hemd"

Bischofshofen · Nach seinem schweren Sturz in Bischofshofen bleibt Simon Ammann im Krankenhaus. Wie der Schweizer Skiverband am Mittwochmittag mitteilte, habe der Skispringer eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Nähere Angaben machte Swiss Ski zunächst nicht.

Simon Ammann stürzt in Bischofshofen schwer
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Ammann stürzt in Bischofshofen schwer

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Foto: afp, JKL/bb

Der Schock in der Szene nach dem Horror-Sturz von Simon Ammann sitzt tief, doch am Tag danach gab es zumindest keine neue Hiobsbotschaft. Nach Angaben des Schweizer Skiverbandes erlitt der viermalige Olympiasieger beim Schlussspringen der Vierschanzentournee eine schwere Gehirnerschütterung und kam damit glimpflich davon. Nähere Angaben machte Swiss Ski zunächst nicht.

Zuvor hatte Mediensprecher Christian Stahl die schlimmsten Befürchtungen bereits zerstreut und erklärt, Ammann befinde sich in einem stabilen Zustand: "Er ist ansprechbar und kann alles bewegen. Er bleibt nun im Spital, wo sein Zustand fortwährend überwacht wird." Der 33 Jahre alte Ammann, der sich im Krankenhaus von Schwarzach befindet, benötige nun viel Ruhe. Eine erste Entwarnung, wonach Ammann voll bewegungsfähig sei, hatte es am Dienstag noch an der Paul-Ausserleitner-Schanze in Bischofshofen gegeben. Unmittelbar nach dem Sturz war er noch bewusstlos gewesen.

Der Sturz geschah ausgerechnet vor den Augen von Ammanns Frau Jana und seinem drei Monate alten Söhnchen Theodore, die als Zuschauer an der Schanze waren. Schweizer Medien spekulieren nach dem folgenschweren Zwischenfall nun über das Karriereende des 33 Jahre alten Vorspringers. Der frühere Weltmeister und Gesamtweltcupsieger war bereits beim Auftaktspringen in Oberstdorf gestürzt und hatte dadurch die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst.

"Er riskiert sein letztes Hemd"

Neben Bestürzung und Anteilnahme fanden sich auch schnell Erklärungen. "Er riskiert sein letztes Hemd, springt unglaublich nach vorne, hat eine extreme Vorlage und enorme Geschwindigkeit", sagte Bundestrainer Werner Schuster, der bei Ammann in der Vergangenheit schon mehrmals Landungsprobleme ausgemacht hat: "Er wollte den Sprung unbedingt stehen — wenn er sich hätte hinfallen lassen, wäre nichts passiert."

Das frühere österreichische Springeridol Andreas Goldberger stimmte zu: "Simon hat sich überhaupt nicht dagegen gewehrt. Der hat gar nicht versucht, Arme oder Hände schützend hochzureißen", sagte er dem Tagesanzeiger.

Mit einer Geschwindigkeit von etwa 120 km/h soll Ammann gelandet sein. Was dort passieren kann, verdeutliche Schuster, der den Schweizer sehr gut kennt: "Wenn man da mit dem Gesicht den Schnee poliert, erkennt dich deine Frau nicht mehr wieder." Wie Schuster sendete die gesamte Skisprung-Familie Genesungswünsche an den Doppel-Olympiasieger von Vancouver und Salt Lake City. "Ich hoffe natürlich, dass es ihm bald wieder ganz gut geht, wir können jetzt nur die Daumen drücken", sagte Österreichs Cheftrainer Heinz Kuttin.

Ammanns Sturz war nicht der erste Zwischenfall in Bischofshofen. Bereits am Montag war der Amerikaner Nicholas Fairall in der Qualifikation auf ähnliche Weise zu Fall gekommen. Der 25-Jährige zog sich eine Wirbelsäulenverletzung zu und musste operiert werden. Für Fairall ist die Saison nach dem Crash vorzeitig beendet. Die Masse an schweren Stürzen beim Saisonhighlight Vierschanzentournee dürfte wohl auch die Sicherheitsdiskussion im Skispringen befeuern.

(sid)
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