Fragen und Antworten zur Vierschanzentournee Zieeeeeeeh!

Düsseldorf · Am Freitag beginnt die Vierschanzentournee. Erstmals seit Jahren gilt wieder ein Deutscher als Favorit: Richard Freitag aus Sachsen.

Vierschanzentournee 2017/18: Die Favoriten im Check
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Vierschanzentournee 2017/18: Favoriten im Check

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Foto: dpa, hsc fgj

Es ist gut möglich, dass ein Debütant im Zuschauerbereich bei der Vierschanzentournee kurz zusammenzuckt. Genau dann, wenn das Gemurmel, das Gerassel und das Geratter um hysterisches "Zieeeeeeeh!"-Gekreische ergänzt wird. Das gefällt nicht jedem, gehört aber zum Spektakel an der Schanze. Den Springern gefällt der Lärm, wenn sie vom Schanzentisch abheben. Und darauf kommt es schließlich an.

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Am Freitag beginnt die 66. Ausgabe der Vierschanzentournee mit den traditionellen Stationen Oberstdorf (30. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar). Wer in der Addition der vier Wettbewerbe die meisten Punkte sammelt, gewinnt den "Goldenen Adler" und die Tournee.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um eine der größten Wintersportveranstaltungen.

Wer sind die Favoriten? Topfavorit ist erstmals seit Jahren ein Deutscher. Richard Freitag (26) gewann drei der sieben Saisonspringen, zuletzt belegte er die Ränge 1 - 2 - 1 - 2 - 1. Freitag fährt als erster Deutscher seit Martin Schmitt vor 17 Jahren als Führender des Gesamtweltcups zur Tournee. Direkt hinter ihm liegt Teamkollege Andreas Wellinger (22), ebenfalls ein Kandidat für den Gesamtsieg. Der viermalige Tournee-Sieger Jens Weißflog hofft auf das Ende der deutschen Durststrecke. "Die Deutschen haben in den vergangenen Jahren fast alles gewonnen, aber wenn die Tournee nicht dabei ist, sagen viele: Das war doch wieder nichts", sagte Weißflog der "Heilbronner Stimme": "Die Tournee bleibt sehr stark im Gedächtnis. Vielleicht ist das ein Grund, warum wir Ehemaligen überhaupt noch bekannt sind."

Die Vierschanzentournee in Zahlen
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Wer kann dem DSV-Duo den Titel streitig machen? Wahrscheinlich nur drei Springer: Der Österreicher Stefan Kraft, der im Vorjahr siegte, und der Pole Kamil Stoch, der die Tournee ebenfalls bereits gewonnen hat. Und Daniel Andre Tande (Norwegen), hinter Freitag der konstanteste Springer in dieser Saison.

Und die anderen Deutschen? Vor allem Markus Eisenbichler ist für einen Podestplatz gut. Dahinter folgen mit etwas Abstand Karl Geiger und Stephan Leyhe, beide Top-15-Anwärter, sowie Pius Paschke und Constantin Schmid.

Was ist mit Peter Prevc? Vor zwei Jahren war er Peter, der Große, er gewann die Tournee. Nun ist er das große Rätsel. Nicht eine Top-10-Platzierung gab es im Olympia-Winter bislang für den Slowenen, er wirkt müde und kraftlos, ihm scheint sein Fluggefühl abhanden gekommen zu sein. Die Krise hat die ganze Familie erfasst: Der eine Bruder (Domen), im Vorjahr noch als Wunderkind gefeiert, belegte bei seinem Weltcup-Comeback in Engelberg Platz 28 und 29, der andere (Cene) ist in dieser Saison überhaupt noch nicht gesprungen.

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Wer kann überraschen? Überraschungen haben bei der Tournee Tradition: Thomas Diethart und Stefan Kraft, zwei der vier letzten Sieger, waren ohne jeden Weltcup-Sieg in die Tournee gegangen. Eine ähnliche Rolle könnten vielleicht der Japaner Junshiro Kobayashi (ein Weltcupsieg) oder der Pole Dawid Kubacki (0) spielen.

Wie liefen die vergangenen Jahre aus deutscher Sicht? Fast immer enttäuschend. Einzig Severin Freund sorgte 2015/16 für Topergebnisse, als er bei allen vier Stationen auf dem Podest (1-3-2-2) stand und sogar den Auftakt in Oberstdorf gewann. Vergangene Saison war Markus Eisenbichler auf Rang sieben bester Deutscher. Letzter deutscher Tourneesieger ist Sven Hannawald, der 2001/02 als bis heute einziger Athlet alle vier Springen gewann.

Was sagen die Deutschen zur Ausgangslage? Bundestrainer Werner Schuster ist guter Dinge: "Wir haben eine sehr gute Situation, und die wollen wir nutzen. Wir haben uns bei der Tournee oft genug die Hörner abgestoßen." Favorit Richard Freitag gibt sich locker: "Ich weiß, dass ich zurzeit ziemlich gut drauf bin. Ich lasse das einfach auf mich zukommen. Wenn die ganzen Fahnen wehen, dann wird das super."

Was ist anders? Im Gegensatz zu anderen Weltcups wird der erste Durchgang bei der Vierschanzentournee traditionell im K.o.-Modus ausgetragen. Die 50 qualifizierten Athleten werden in 25 Paare unterteilt und treten in direkten Duellen gegeneinander an. Dabei springt der Erste der Qualifikation des Vortages gegen den 50., der Zweite gegen den 49. - und die Sieger schaffen es direkt in den zweiten Durchgang. Das gilt auch für die fünf besten Verlierer ("Lucky Loser"), die das Feld der 30 Starter im Finale auffüllen. Bei Punktgleichheit kommt der Springer mit der niedrigeren Startnummer weiter. Eine Neuerung gibt es zudem in der Qualifikation. Seit dieser Saison sind die zehn besten Springer des Gesamtweltcups nicht mehr automatisch für den Wettkampf qualifiziert. In den vergangenen Jahren hatten die Top Ten die Qualifikation oftmals ausgelassen, nun müssen sie dort antreten - und können ausscheiden.

Springt Noriaki Kasai noch? Ja! Das Knie zwickt zwar, die Athletik schwindet, aber das unnachahmliche Fluggefühl bleibt. Natürlich ist der bald 46 Jahre alte Japaner kein Tournee-Favorit. Aber: Wer "Nori" nicht die Daumen drückt, der hat das Skispringen nie geliebt.

(erer)
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