Vierschanzentournee Freitag wird bei Windlotterie im ersten Springen Zweiter

Oberstdorf · Skispringer Richard Freitag (Aue) hat zum Auftakt der 66. Vierschanzentournee als Zweiter nur knapp den erhofften Heimsieg verpasst und alle Chancen auf den Gesamtsieg gewahrt.

Vierschanzentournee 17/18: Richard Freitag in Oberstdorf Zweiter - die Bilder
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Richard Freitag strahlte über das ganze Gesicht, seinen zweiten Platz zum Auftakt der Vierschanzentournee feierte Deutschlands Skisprung-Star wie einen Sieg. Im Dauerregen von Oberstdorf musste sich der Weltcup-Spitzenreiter einzig Titelverteidiger Kamil Stoch aus Polen geschlagen geben und legte damit den erhofft starken Start in die 66. Auflage des Winter-Klassikers hin. Der Traum vom ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor 16 Jahren lebt.

"Es ist ein Wahnsinn. Wenn es so weiter geht, wird es gut", sagte Freitag, der mit Flügen auf 128,5 und 127,0 m und 275,5 Punkten seinen vierten Saisonsieg nur um umgerechnet zwei Meter verpasste. Doppel-Olympiasieger Stoch (279,7) holte sich vor 25.500 Zuschauern seinen ersten Erfolg des Winters. Dritter wurde in Dawid Kubacki (270,1) ein weiterer Pole, der zur Halbzeit noch führende Doppel-Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich (262,8) musste sich mit Rang vier begnügen.

"Ritschi hat das sehr gut gemacht. Es waren keine perfekten Sprünge, aber er ist in einer super Position für die Gesamtwertung. Ich bin zufrieden mit dem Auftakt", sagte Bundestrainer Werner Schuster in der ARD. Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger folgten bei schwierigen Bedingungen auf den Rängen neun und zehn. "Wir sind nicht unbedingt auf die Butterseite gefallen", sagte Schuster zu den immer wieder wechselnden Verhältnissen.

Freitag landete zum sechsten Mal in Folge auf dem Podest, war aber trotz seines mit Abstand besten Oberstdorf-Resultats nicht rundum zufrieden. "Die Sprünge waren auf einem guten Level, aber nicht so, dass ich sage: Dieses Gefühl möchte ich haben. Dann macht es noch mehr Spaß. Das werde ich in Garmisch versuchen", sagte der Sachse. Der Sieg in Innsbruck 2015 bleibt vorerst Freitags einziger bei einer Tournee.

Mitfavorit Wellinger (Ruhpolding) zog in der Windlotterie eine Niete, kämpfte sich im zweiten Durchgang aber immerhin vom 17. Rang nach vorne. "Bei mir überwiegt die Erleichterung, der zweite Sprung war definitiv eine Steigerung", sagte der 22-Jährige: "Heute war es schwierig, ich habe zweimal nicht wirklich Glück gehabt, im ersten Versuch auch zu viele Fehler eingestreut. Die verlorenen Punkte ärgern mich."

Noch übler als Wellinger erwischte es Daniel Andre Tande (Norwegen) und Peter Prevc (Slowenien). Der hoch gehandelte Tande belegte den 20. Rang und erlitt im Kampf um die Tournee-Krone einen wohl schon entscheidenden Rückschlag. Der ehemalige Gesamtsieger Prevc verlor das K.o.-Duell mit Constantin Schmid (Oberaudorf) und verpasste sogar den zweiten Durchgang.

Lokalmatador Karl Geiger (Oberstdorf) und Stephan Leyhe (Willingen) sammelten auf den Rängen 17 und 24 ebenfalls Punkte, der 18 Jahre alte Schmid kam dank seiner couragierten Leistung auf den 28. Rang. Nach einem Durchgang Endstation war dagegen für Andreas Wank (Hinterzarten/33.), Pius Paschke (Kiefersfelden/35.) und David Siegel (Baiersbronn/38.). Martin Hamann (Aue) wurde wegen eines nicht regelkonformen Anzugs disqualifiziert.

Sieger Stoch sollte sich derweil nicht in Sicherheit wiegen, zu oft stürzten die Oberstdorf-Sieger am Ende noch ab: Seit 1992 brachten nur 16 von 25 Springern ihre am Schattenberg eroberte Führung in der Gesamtwertung bis nach Bischofshofen.

Eine Enttäuschung erlebte auch Altmeister Noriaki Kasai aus Japan, für den nach einem "Hüpfer" auf 96,5 m und Rang 46. vorzeitig Endstation war. Der 45-Jährige wurde dennoch von den Zuschauern gefeiert, unter die sich auch zahlreiche Sport-Prominenz gemischt hatte: Der aktuell verletzte Ex-Weltmeister Severin Freund drückte ebenso wie Olympiasiegerin Carina Vogt und der in Oberstdorf wohnende Kombinations-Weltmeister Johannes Rydzek von den Tribünen aus den DSV-Adlern die Daumen.

Zeit zum Durchschnaufen bleibt Richard Freitag und Co. indes nicht. Wie schon im Vorjahr gibt es zwischen Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen keinen Ruhetag. Knapp 20 Stunden nach dem Auftakt geht es schon am Sonntag auf der Olympiaschanze von 1936 (14.00 Uhr/ZDF und Eurosport) mit der Qualifikation zum Neujahrsspringen weiter.

(areh/sid)
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